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Boxen mit dem Babo: „Beef over Germany“ ist wie „Street Fighter“ mit Deutschrap

von Jan Wehn
Im Beat-em-up-Handyspiel „Beef Over Germany“ können deutsche Rapper gegeneinander antreten und sich in Straßenkämpfen verprügeln. Leider klingt die Pixel-Prügelei um einiges spannender, als sie wirklich ist.

Machen wir uns nichts vor: Ein nicht unwesentlicher Teil der Deutschrap-Szene gleicht derzeit einem riesengroßen Schaukampfspektakel. Wurden Meinungsverschiedenheiten früher am Mikrofon geklärt, trägt man sie heute anders aus: Rapper stemmen fleißig Gewichte, lassen die Muskeln spielen, drohen ihren Kontrahenten auf Songs oder in YouTube-Videos, fahren bisweilen sogar bei ihren Widersachern vor der Haustür vorbei oder versuchen, sie irgendwie vorzuführen. Die Entwicklerfirma 45XXX Games hat jetzt versucht, diese Deutschrap-Rivalität in eine App umzumünzen.

Zwecks Authentizität hat jeder MC täuschend echte Schmerzenschreie eingesprochen.

Beef Over Germany“ ist ein Beat-em-up-Spiel für Handys und Tablets, in dem deutsche Rapper im direkten Duell gegeneinander antreten können. Ähnlich wie seinerzeit in „Tekken“ oder „Street Fighter“ kann sich dann mit raffinierten Schlag- und Trittkombinationen das Fressbrett poliert werden. Ganz neu ist die Idee freilich nicht: Electronic Arts ließ schon Anfang der 2000er US-Rapgrößen wie Snoop Dogg, Busta Rhymes oder DMX in den Videospielen „Def Jam Vendetta“ und „Def Jam: Fight for NY“ bei illegalen Straßenkämpfen gegeneinander antreten.

Gut zehn Jahre später ist jetzt mit „Beef Over Germany“ die deutsche Entsprechung für Mobilgeräte erschienen — und in der treten die Rapper Kollegah, Haftbefehl, Massiv, Eko Fresh, Xatar, Fard, DCVDNS und Schwesta Ewa gegeneinander an. Jeder der Charaktere hat dabei seinen ganz eigenen Kampfstil und raffinierte Special-Moves in petto. Zwecks Authentizität hat jeder der MCs sogar seine markanten Catchphrases und täuschend echte Schmerzenschreie eingesprochen.

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Erste Trailer in denen zwar noch keine Kampfszenen aus dem eigentlichen Spiel, dafür aber eifrig für die Prügel-App werbende Protagonisten zu sehen waren, versprachen einen Heidenspaß. Darüber, dass die Veröffentlichung mehrfach verschoben wurde, konnte man in Anbetracht dieser Promokampagne getrost hinwegsehen. Bis gestern. Denn seit die App im Google Play Store verfügbar ist, weiß man auch, warum einem der Blick auf das Spiel bis dato verwehrt geblieben ist: „Beef Over Germany“ ist eine einzige Katastrophe.

Die Ruckelgrafik unterbietet selbst alte Arcade-Games, die KI ist eine Frechheit.

Die ruckelnde Grafik unterbietet selbst alte Arcade-Klassiker, die Tonausgabe erfolgt verzögert und die künstliche Intelligenz der Gegner ist mehr Frechheit denn Herausforderung. Die Tastenkombinationen für die angekündigten Special Moves sucht der User genauso vergebens wie den auf der Homepage angekündigten Karrieremodus oder die weiteren — ebenfalls angekündigten — Deutschrap-Kampfmaschinen.

Für ihre fehlerhafte und unvollständige App verlangen die Macher derzeit übrigens 6,99 Euro. Kein Wunder, dass die empörten Käufer in Scharen die Facebook-Seite von „Beef Over Germany“ mit wutentbrannten Kommentaren vollschreiben. Kleiner Tipp: Sich durch die Beschwerdepostings zu klicken ist definitiv lustiger als „Beef Over Germany“. 

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