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So flog ein Passagierflugzeug sicher durch Hurrikan Irma

von GQ
Delta Air Lines Flug 302 war schon voll besetzt, als klar wurde, dass die Boeing 737-900ER dem Hurrikan Irma nicht mehr würde ausweichen können. Aber die Crew wusste, dass das Flugzeug verloren wäre, würde es am Boden bleiben. Also flogen sie. Mit maximalem Startschub. 

Es gibt Orte, an denen fühlt man sich ziemlich sicher. Zum Beispiel im Bett. Oder am Lieblingstisch beim Italiener um die Ecke. Und dann gibt es Orte, die einem wirklich Angst machen. Zum Beispiel an Bord eines Passagierflugzeuges zu sein, das sich mitten in einem der stärksten Wirbelstürme befindet, die jemals gemessen wurden.

Genau das ist den 173 Passagieren eines Delta-Air-Lines-Fluges am Mittwochnachmittag passiert. Flug 302 war der letzte Passagierflug, der von San Juan startete, bevor Puerto Ricos San Juan Luis Muñoz Marín International Airport wegen des Wirbelsturms Irma mit der Kategorie 5 schließen musste. Weniger als dreieinhalb Stunden später landete die Maschine sicher auf dem John F. Kennedy International Airport in New York.

Was sich erschreckend anhört, ist laut Flugexperten allerdings keine ganz so große Sache. Es gebe ein paar Herausforderungen, während man eine Boeing 737-900ER durch einen Wirbelsturm fliegt, „aber es ist im Grunde nicht viel anders, als im Sommer durch Gewitterstürme zu fliegen“, sagt Douglas M. Moss, Verkehrspilot und Flugausbilder bei AeroPacific Consulting. „Die Vorgehensweisen und technischen Herausforderungen sind dieselben wie bei einem Flug durch ein Gewitter.“

Die anspruchsvollste Phase für die Piloten sei vor dem Start der Maschine in San Juan und kurz davor bei der Landung auf dem Flughafen gewesen. Bereits als der Flug auf dem Weg nach Puerto Rico war, hätten sich das Meteorologen-Team von Delta Airlines und die Kommandozentrale gegen eine Landung auf einem sicheren Flughafen unterwegs und für den Rückweg durch den Sturm entschieden.

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„Sie haben sich die Wetterdaten und den Verlauf des Sturms genau angesehen und mit der Flugbesatzung gesprochen und dann entschieden, dass es sicher sei, die Landung und den anschließenden Flug zurück wie geplant durchzuführen“, sagt Erik Snell, der die Kommandozentrale von Delta Air Lines beaufsichtigt. Delta habe festgestellt, dass die Windgeschwindigkeiten auf der Route „weit unter 31 Knoten lagen und somit für eine Boeing 737-900ER kein Problem darstellen sollten.“

Außerdem hätte die Alternative, während des Unwetters das Flugzeug in Puerto Rico auf dem Flughafen oder in einem Hangar stehen zu lassen, vermutlich zum Verlust der Maschine geführt. „Es ist wahnsinnig schwer, ein Flugzeug dieser Größe bei solch einem Unwetter über einen längeren Zeitraum auf dem Boden zu lassen, ohne dass es in ein anderes Flugzeug rollt oder sogar in das Terminal“, sagt Pete Field, ein ehemaliger Navy-Testpilot. Wenn die Maschine in Puerto Rico nicht losgeflogen wäre, hätte man die Passagiere zwar sicher herausbekommen, aber mit Sicherheit hätte man das Flugzeug verloren.

Ich wette, der Adrenalinspiegel der Crew war exorbitant hoch

Douglas Moss

Um Flug 302 sicher nach Puerto Rico zu bekommen und rechtzeitig wieder zu starten, bevor Irma mit voller Wucht das Flughafengelände erreicht, musste ein Plan ausgearbeitet werden. Die Piloten mit einzubeziehen, sei dabei genauso wichtig gewesen, wie das Bodenpersonal zu informieren, sagt Moss. Die Flugsicherung musste ebenso vor Ort sein, wie das Betankungsteam. Tatsächlich war es für alle Beteiligten am Boden für rund 40 Minuten am gefährlichsten. „Wenn du es eilig hast, machst du Fehler“, sagt Moss. „Ich wette, der Adrenalinspiegel der Crew war exorbinat hoch.“

Als die Fluggesellschaft ihr Go gegeben hatte, seien die Vorgänge streng nach Vorschrift verlaufen. Moss schätzt, dass die Piloten der Maschine den maximalen Startschub genutzt hätten, was zwar anspruchsvoller für die Triebwerke und sehr laut sei und mehr Treibstoff verbrauche. Aber dabei hilft, schneller zu beschleunigen und dadurch schneller aufsteigen zu können und so möglichst rasch aus der Gefahrenzone und in die Luft zu kommen.

Von oben aus hätten die Piloten ihr Team am Boden und die Bordradaranlage genutzt, um schwere Wind- und Regenzonen zu umfliegen. Mithilfe der Radaraufnahmen hätte die Crew genug Zeit gehabt, das Flugzeug in Ruhe zu steuern und eine Flughöhe von etwa sechs Kilometern zu erreichen. „Im Nachhinein sieht es so aus, als wäre es knapp gewesen“, sagt Field. „Sie entkamen, bevor es zu ungemütlich wurde.“

Der Flug dürfte etwa 15 Minuten lang etwas unangenehm gewesen sein. Für Vielflieger seien solche Bedingungen allerdings kein großes Problem.

WIRED.com

Dieser Artikel erschien zuerst bei WIRED.com
Das Original lest ihr hier.

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