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Hinter dem jüngsten YouTube-Drama steckt ein grundsätzliches Problem

von Helena Kaschel
Erfolgreiche YouTuber verdienen ordentlich mit ihren Videos. Das Portal schaltet Werbung vor viele Clips, ein kleiner Prozentsatz geht an den Star. Bei Millionen von Klicks steht am Ende ein ordentlicher Gewinn. Normalerweise – denn es gibt eine Einschränkung und die sorgt jetzt für Aufregung unter den Prominenten der YouTube-Welt.

Endzeitstimmung in der YouTube-Community: Wer auf Twitter einschlägigen englischsprachigen YouTubern folgt, konnte vergangene Woche meinen, das Google-Tochterunternehmen habe gerade nicht weniger als das Ende der Kunstfreiheit eingeläutet.

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Ein Tweet des US-amerikanischen Youtubers Philip de Franco löste die Empörungswelle aus. YouTube würde ihm einen Großteil seiner Werbeeinnahmen nehmen, schrieb De Franco, der auf der Plattform über vier Millionen Abonnenten hat, dazu zeigt er einen Screenshot eines seiner Videos.  Darauf ist zu lesen: „Dieses Video kann nicht monetarisiert werden, weil der Inhalt eventuell nicht werbefreundlich ist.“ Es dürfe weder anstößige Bilder noch Kraftausdrücke beinhalten, heißt es weiter – für De Franco eindeutig Zensur.

„Ich liebe YouTube“, kommentierte De Franco in einem Video zum Thema. „Offensichtlich dürfen sie das machen, es ist schließlich ihre Website. Aber es ist auch verdammt beängstigend.“ Es folgte besagte Empörungswelle.

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Auch andere Größen der YouTube-Szene berichteten auf Twitter, einige ihrer Videos seien aufgrund angeblicher Verstöße gegen die YouTube-Richtlinien für Werbekunden unzugänglich gemacht worden. Unter dem Hashtag #Youtubeisover prophezeiten Twitter-Nutzer daraufhin, die Plattform werde zukünftig zu einem Ort erzwungener politischer Korrektheit und weichgespülter, regelkonformer Inhalte, wo YouTuber sich nicht mehr trauen könnten, authentisch zu sein und ihre Meinung zu äußern.

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Warum beschweren sich gerade jetzt so viele? YouTube entmonetarisiert Videos schon seit 2012. Google teilte gegenüber WIRED mit, es habe keine Änderung der Werberichtlinien gegeben. Nutzer würden jetzt lediglich über Entmonetarisierungen benachrichtigt. Außerdem seien weniger als ein Prozent aller Partnervideos betroffen. Ist also alles nicht so schlimm? Tatsächlich steckt mehr hinter der Debatte als ein neues Benachrichtigungssystem.

Auf den ersten Blick ist alles ganz einfach: Erfolgreiche YouTuber verdienen Teile ihres Einkommens durch Werbeanzeigen, die vor bestimmte Videos geschaltet werden. Um die Videos durch Anzeigen monetarisieren zu können, müssen diese den „werbefreundlichen Gemeinschaftsstandards“ entsprechen.

So soll verhindert werden, dass Werbekunden mit fragwürdigen Videoinhalten in Verbindung gebracht werden. Mit anderen Worten: Hersteller von Babynahrung wollen ihre Werbung vermutlich nicht vor Hinrichtungsvideos schalten. Konkret darf laut YouTube „im Videostream, im Thumbnail und in den Metadaten (z. B. im Videotitel) [...] weitgehend kein Material vorhanden sein, das unangemessen oder nicht jugendfrei ist.“

Was angemessen ist, bestimmt YouTube. Und genau hier liegt das Problem. Als Verstoß gelten offiziell unter anderem „Umstrittene und heikle Themen und Ereignisse“, „Unangemessen Ausdrücke“ und „sexuell anzügliche Inhalte“ – höchst diffuse Kategorien. Je schwammiger die Richtlinien, desto größer die Gefahr, dass Inhalte fälschlicherweise als Verstoß eingestuft werden.

So berichtete der YouTuber Hank Green, einige Videos über Gesundheitspolitik seien wegen des Schlagworts „drugs“ entmonetarisiert worden. Und: Während bei Facebook hinter jedem gelöschten Inhalt ein Mensch steckt – das betrifft Hate Speech, nicht aber die Überprüfung von Fake-Nachrichten – übernimmt bei Youtube ein Algorithmus die Entmonetarisierung.

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Endzeitstimmung in der YouTube-Community: Wer auf Twitter einschlägigen englischsprachigen YouTubern folgt, konnte vergangene Woche meinen, das Google-Tochterunternehmen habe gerade nicht weniger als das Ende der Kunstfreiheit eingeläutet.

Seems like @Youtube will be stripping most of my advertising from now on. Oh well.

I'm not going to censor myself. pic.twitter.com/a9upZh6eTY

— Phil DeFranco @ PAX (@PhillyD) 31. August 2016

Ein Tweet des US-amerikanischen Youtubers Philip de Franco löste die Empörungswelle aus. YouTube würde ihm einen Großteil seiner Werbeeinnahmen nehmen, schrieb De Franco, der auf der Plattform über vier Millionen Abonnenten hat, dazu zeigt er einen Screenshot eines seiner Videos.  Darauf ist zu lesen: „Dieses Video kann nicht monetarisiert werden, weil der Inhalt eventuell nicht werbefreundlich ist.“ Es dürfe weder anstößige Bilder noch Kraftausdrücke beinhalten, heißt es weiter – für De Franco eindeutig Zensur.

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„Ich liebe YouTube“, kommentierte De Franco in einem Video zum Thema. „Offensichtlich dürfen sie das machen, es ist schließlich ihre Website. Aber es ist auch verdammt beängstigend.“ Es folgte besagte Empörungswelle.

The Vlogbrothers probably got the most hilarious demonetization notice. Shows the variety of content affected. pic.twitter.com/lRrGkN5HSY

— Hank Green (@hankgreen) 1. September 2016

Auch andere Größen der YouTube-Szene berichteten auf Twitter, einige ihrer Videos seien aufgrund angeblicher Verstöße gegen die YouTube-Richtlinien für Werbekunden unzugänglich gemacht worden. Unter dem Hashtag #Youtubeisover prophezeiten Twitter-Nutzer daraufhin, die Plattform werde zukünftig zu einem Ort erzwungener politischer Korrektheit und weichgespülter, regelkonformer Inhalte, wo YouTuber sich nicht mehr trauen könnten, authentisch zu sein und ihre Meinung zu äußern.

Broadcast Yourself? Not anymore. Broadcast Yourself How we want you to. #YoutubeIsOver

— Chris (@StormWaffles) 1. September 2016

Warum beschweren sich gerade jetzt so viele? YouTube entmonetarisiert Videos schon seit 2012. Google teilte gegenüber WIRED mit, es habe keine Änderung der Werberichtlinien gegeben. Nutzer würden jetzt lediglich über Entmonetarisierungen benachrichtigt. Außerdem seien weniger als ein Prozent aller Partnervideos betroffen. Ist also alles nicht so schlimm? Tatsächlich steckt mehr hinter der Debatte als ein neues Benachrichtigungssystem.

Auf den ersten Blick ist alles ganz einfach: Erfolgreiche YouTuber verdienen Teile ihres Einkommens durch Werbeanzeigen, die vor bestimmte Videos geschaltet werden. Um die Videos durch Anzeigen monetarisieren zu können, müssen diese den „werbefreundlichen Gemeinschaftsstandards“ entsprechen.

So soll verhindert werden, dass Werbekunden mit fragwürdigen Videoinhalten in Verbindung gebracht werden. Mit anderen Worten: Hersteller von Babynahrung wollen ihre Werbung vermutlich nicht vor Hinrichtungsvideos schalten. Konkret darf laut YouTube „im Videostream, im Thumbnail und in den Metadaten (z. B. im Videotitel) [...] weitgehend kein Material vorhanden sein, das unangemessen oder nicht jugendfrei ist.“

Was angemessen ist, bestimmt YouTube. Und genau hier liegt das Problem. Als Verstoß gelten offiziell unter anderem „Umstrittene und heikle Themen und Ereignisse“, „Unangemessen Ausdrücke“ und „sexuell anzügliche Inhalte“ – höchst diffuse Kategorien. Je schwammiger die Richtlinien, desto größer die Gefahr, dass Inhalte fälschlicherweise als Verstoß eingestuft werden.

So berichtete der YouTuber Hank Green, einige Videos über Gesundheitspolitik seien wegen des Schlagworts „drugs“ entmonetarisiert worden. Und: Während bei Facebook hinter jedem gelöschten Inhalt ein Mensch steckt – das betrifft Hate Speech, nicht aber die Überprüfung von Fake-Nachrichten – übernimmt bei Youtube ein Algorithmus die Entmonetarisierung.

YouTube swiftly reinstated monetization on the Zataari video when we called them on it. But this whole situation is very very worrying.

— Hank Green (@hankgreen) 1. September 2016

Zählt man die verschiedenen Aspekte zusammen, war der jetzige Aufruhr vorprogrammiert. Denn wie alle sozialen Netzwerke steht YouTube vor einer fast unlösbaren Aufgabe: Maximale Meinungsfreiheit zu garantieren und gleichzeitig Missbrauch wie etwa Hate Speech zu bekämpfen – und dann auch noch ihre Werbekunden glücklich zu machen. Ob bestimmte Inhalte gelöscht – oder wie in diesem Fall entmonetarisiert – werden sollten, ist oft eine Gratwanderung.

YouTube gerät genau hinein in diese Zwickmühle. Ob große YouTuber sich von der Politik ihrer Plattform beeinflussen lassen, ob sie aus Angst vor Entmonetarisierung ihre Inhalte anpassen oder YouTube gleich ganz verlassen, ist unklar. Was die Empörung aber zeigt: Die Angst vor Zensur ist genauso präsent wie die Forderung, „Safe Spaces“ im Netz zu schaffen. Eine Lösung, die allen Seiten gerecht wird, ist nicht in Sicht.

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