Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

HELL/YEAH: Der nächste „Jurassic Park“-Film wird hammermäßig — oder auch nicht!

von Dominik Schönleben
Spätestens am frühen Freitagnachmittag arten die Diskussionen in der WIRED-Redaktion aus. HELL/YEAH dokumentiert die hitzigste (vielleicht nicht ganz ernstgemeinte) Debatte der Woche. Diesmal: der vierte Teil der „Jurassic Park“-Reihe.

HELL! Dank schlechter Sequels wie „Jurassic World“ sterben nach und nach die letzten Filmlegenden meiner Kindheit aus.

Irgendwie bekomme ich keine Gänsehaut mehr, wenn ich die Isla Nublar im neuen „Jurassic Park“-Trailer wiedersehe. Jene Insel, auf der ich als Kind (vor dem Fernsehbildschirm) ganz still hielt, damit mich BigT nicht sehen und fressen konnte. Auf der ein paar schlaue Velociraptoren einfach einen erfahrenen Jäger austricksten (und aufschlitzten). Und natürlich: Wo das Wasser im Glas Wellen schlug, kurz bevor der Große auftauchte. Eigentlich war ich noch zu Jung fürs Schlitzen und Fressen. Aber come on, das war noch gigantisches Kino!

Leider war es auch die Geburtsstunde für ein neues Franchise, wie man es von den „Star Wars“-Filmen kennt. Actionfiguren, Computerspiele, Bettwäsche. Sammelkartenalben, Schulranzen, Computerspiele. Die Dinos waren überall — und das sollte erneut zu ihrem Untergang führen. Mir hat es jedenfalls Stück für Stück die Freude an den Echsen verdorben. Nach dem, was ich im neuen Trailer zu „Jurassic World“ gesehen habe, wird auch der neue Film daran nichts ändern — im Gegenteil.

Ein genetisch verändertes Supermonster, das aus schierem Hass auf Menschenjagd geht? Ist euch nichts Besseres eingefallen?

Kurzer leidvoller Rückblick auf einen Untergang: Erst stapfte T-Rex im zweiten Teil wie Godzilla durch die Großstadt San Diego, dann kämpfte er im dritten gegen ein noch viel größeres Viech: eine von den „Jurassic Park“-Machern völlig pervertierte Form eines Spinosaurus. Schon längst waren die Kinobesucher (und ich selbst) aber übersättigt vom Uhrzeit-Getöse und Gott sei Dank war die Reihe danach auch vorbei. Selbiges würde ich mir heute von Autobot-Geschreddere, lebenden Museumsexponaten und torkelnden Piraten wünschen. 

Aber jetzt ist „Jurassic Park“ wieder da und mir ist klar, was kommen wird. Das böse Super-Viech muss noch brutaler sein, der neue Vergnügungspark noch größer, und diesmal wird er eben erst nach der Eröffnung von den Echsen platt gemacht. Es gibt allerhand Science-Fiction-Technik, aber selbst die kann den eingesperrten Besuchern nicht helfen. Das alte „Wir fressen euch alle“-Spiel in neuer, besserer Grafik.

Schlimmer ist aber folgendes: Bisher ging es bei Jurassic Park wenigstens um Saurier. Ich fand den Tyrannosaurus als Kind wahnsinnig faszinierend und —trotz all meines Meckerns — den würde ich mir auch heute noch anschauen. Ich kann darüber hinwegsehen, dass die Filmemacher trotz neuer Kentnisse aus der Wissenschaft die Tiere immernoch falsch darstellen, zum Beispiel indem sie dem Raptor konsequent die Federn verweigern, die er vermutlich hatte. Aber ein genetisch verändertes Supermonster, das intelligent ist und aus schierem Hass auf Menschenjagd geht? Ist den Drehbuchschreibern echt nichts Besseres eingefallen? Das alte Rezept aus den „Alien“-Filmen wird wieder aufgewärmt, nur um ein eingestaubtes Franchise wieder auf die Leinwand und in die Regale zu bringen?

Ich weiß, es war nur ein Trailer. Aber seien wir ehrlich. Die Hoffnung, positiv überrascht zu werden, ist schon jetzt gering. Und ja, ich sollte relaxen, das ist nur Popcornkino. Aber ich sage: Auch Popcornkino darf sich ruhig ein wenig Mühe geben, sonst wird es nämlich einfach nur langweilig. Marvel (bis auf die „Wolverine“-Filme) schafft es doch auch fast immer. Warum können das nicht auch andere? Denn wenn „Jurassic World“ das Popcornkino von heute ist, dann bleibe ich lieber zu Hause und spiele eine Runde Monsterjagd bei „Evolve“. Alternativ könnte ich aber auch einfach ganz still halten, damit meine Kollegen mich nicht mehr beim Meckern sehen können. —Max Biederbeck

icon_cookie

Um diese Inhalte zu sehen, akzeptieren Sie bitte unsere Cookies.

Cookies verwalten

YEAH! Wer sich über den neuen „Jurassic Park“-Reboot aufregt, hat das Genre nicht verstanden.

Es gibt naive Menschen, die immer wieder aufs neue einen Wutanfall bekommen, wenn Hollywood ein Sequel macht. So auch mein Kollege, der noch immer dem Traum von der perfekten „Jurassic Park“-Neuauflage wie ein manisches Eichhörnchen hinterhertrottelt. Er glaubt, dass es im Panoptikum der endlosen parallelen Universen eines gibt, in dem es zumindest die Chance dafür gab, dass „Jurassic World“ seine Grundlagen in wissenschaftlicher Forschung sucht. Das ist natürlich völliger Unsinn (und noch weitaus unwahrscheinlicher als die Sache mit den parallelen Universen).

Die Darstellung von Dinosaurier in „Jurassic Park“ ist nicht der Versuch, eine Welt zu erschaffen, die so atsächlich in der Kreidezeit (Jura = Kreide) so existiert hat. Sie ist wie bei anderen Themen, die sich Hollywood behandelt, nur eine Bestätigung bereits etablierter Stereotypen. Es spielt keine Rolle, ob Raptoren in Wirklichkeit federbedeckte, farbenfrohe Echsen waren, wie die Forschung neuerdings vermutet. Oder ob die Darstellung von Dinosauriern nicht vielleicht sogar ganz überholt ist, wenn etwa der Ansatz des Buches „All Yesterdays“ in Betracht gezogen wird — das einige untypische, aber dennoch mögliche Darstellungen von klassischen Dinosauriern erforscht.

Wer erwartet hat, dass Jurassic World sich an die Regeln der Paläontologie anstatt an die von Hollywood hält, ist ein Träumer.

In einem Kinofilm haben solchen radikalen Ansätze keinen Platz. Das würde Zuschauer, die nach hirnrausblasender, sinnloser Action suchen nur vor den Kopf stoßen — sie zum unnötigen Nachdenken zwingen. Egal ob „Ninja Turtles“ oder „Transformers“, sie alle haben gemein, dass es nicht um eine kreative — oder gar getreue — Umsetzung des Ursprungsmaterials geht. Ihr einziger Zweck ist es stattdessen, die immer wieder gleiche Action in ein Franchise zu gießen, das den durchschnittlichen Kinobesucher vage an seine Kindheit erinnert und deshalb positiv bewertet. Und auch wenn der Kollege das offenbar nicht tut: Bei anderen funktioniert es. Die Hardcore-Fans, im Falle der Dinosaurier also die Paläontologen, spielen dabei keine Rolle und müssen es auch nicht.

Aus der Perspektive von Hollywood haben Raptoren auszusehen, wie sie es von jeher taten. Nicht aus Faulheit, sondern weil der Zuschauer es erwartet. Wenn der Spinosaurus also gigantös dargestellt wird, dann handelt es sich in Wirklichkeit nur um eine leichte Überzeichnung. So wie Autos in Hollywood schon durch eine einzige Maschinengewehr-Salve in einem gigantischen Feuerball aufgehen. Es ist nichts anderes als ein Stilmittel — ein Narrativ des Action-Films: größer, schneller, lauter. Dem müssen sich auch Dinosaurier unterwerfen.

Wer erwartet hat, dass „Jurassic World“ sich an die Regeln der Paläontologie anstatt an die von Hollywood hält, ist ein Träumer. Bereits der erste „Jurassic Park“-Film nahm es da nicht so genau. Angefangen damit, dass die wenigsten Dinosaurier tatsächlich aus der Kreidezeit stammten. Nur damals waren wir Kinder, die es nicht besser wussten. Wir hatten nicht das Internet, sondern nur einen „Was ist was?“-Band über Dinosauerier, um es zu überprüfen. Es ist ein Fehler, einen Maßstab an „Jurassic World“ anzulegen, den der Film nicht erfüllen kann.

Als Actionfilm, mit Chris Pratt in der Hauptrolle, wird er sicherlich eine Freude für Genrefans. Ein bombastisches Action-Feuerwerk werden, der Millionen in die Kassen spült. Weil er genau den Nerv einer Zielgruppe trifft, die solche Filme liebt, sie anschaut, weil sie es mögen sich von sinnloser Action ablenken zu lassen — und warum auch nicht. Mal ehrlich: Wer eine reale Annährung sucht, wie Dinosaurier wirklich aussahen, sollte lieber eine BBC-Doku kaufen—Dominik Schönleben 

GQ Empfiehlt