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„Hacker sind Popstars“ – Matthias Schweighöfer über die zweite Staffel von You Are Wanted

von Dominik Schönleben
Die erste deutsche Serie auf Amazon Video geht in die zweite Staffel: Im Gegensatz zu Mr. Robot aus Amerika wird bei You Are Wanted die Perspektive umgedreht. Es steht nicht ein Hacker, sondern sein Opfer im Mittelpunkt der Geschichte. Regie führte der Schauspieler Matthias Schweighöfer. WIRED traf ihn zum Gespräch.

Matthias Schweighöfer gibt sein Geld gerne für Micro-Machine-Autos aus. Nicht für die kleinen Plastikwagen, die bei Kindern der 90er ein Hit waren, sondern für digitale Autos aus dem gleichnamigen Smartphone-Spiel. Solche Mikrotransaktionen sind nicht das einzige digitale Geld, mit dem der Hauptdarsteller und Regisseur der Amazon-Serie You Are Wanted hantiert. Schweighöfer ist Investor in der Mining-Firma Northern Bitcoin, die ausschließlich mit erneuerbaren Energien neues digitales Geld erschafft.

Obwohl Kryptowährungen und Hacker heute eng miteinander verbunden sind, spielen sie in der zweiten Staffel von You Are Wanted keine Rolle – als der Hype um Bitcoin kam, stand das Skript schon. Aber vielleicht in der nächsten Staffel, wie Schweighöfer im Interview sagt. Stattdessen soll die Story um Hotelbesitzer und Hackingopfer Lukas Franke „radikaler“ werden. Denn wenn jemand gehackt wird, ginge es stets um Ohnmacht. So wie etwa auch die Opfer von WannaCry plötzlich hilflos waren und all ihre Daten verloren, weil ein Hacker ihre Festplatte verschlüsselt hatte. Auf genau dieses Gefühl der Machtlosigkeit will sich die zweite Staffel von You Are Wanted fokussieren.

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WIRED: Was ist das größte Talent eines Hackers, das dir selbst fehlt?
Matthias Schweighöfer: Wahrscheinlich im Schatten zu bleiben. Hacker müssen sich wirklich zurückhalten. Sie sind keine Mittelpunktsmenschen, außer mit dem, was sie machen. Ihre Arbeit ist dann natürlich wieder Profilierung. Aber trotzdem bleibt der Mensch dahinter eigentlich anonym. Es sei denn, er wird gefasst.

WIRED: Hacker spielen ja nicht nur in deiner Serie, sondern auch in der Popkultur eine immer größere Rolle. Warum ist das so?
Schweighöfer: Weil sie ein bisschen so wie Popstars sind. Weil sie mit etwas Verbotenem spielen. Sie machen in einer Nische etwas ganz Extremes, womit sich nicht jeder auskennt. Ein Popstar hat auch eine große Verantwortung, auch wenn sie nicht so dimensional ist, wie bei Hackern. Sie können etwas, mit dem der Otto-Normalverbraucher selten konfrontiert wird. Sie sind etwas Besonderes.

WIRED: Sind Hacker eine Gefahr für die Demokratie oder eher unsere Verbündeten?
Schweighöfer: Je nachdem, was das für Leute sind. Sie können beides sein.

WIRED: Wie ist das in deiner Serie?
Schweighöfer: Diese Frage ist ein großes Thema. Wie man etwas benutzt, ist natürlich auch sehr politisch. Entweder bist du Robin Hood oder der Sonnenkönig. Wir benutzen diesen Gegensatz auch bei You Are Wanted 2. Jeder, der das Hacksystem in der Serie benutzt, hat dafür eine andere Motivation. Sei es für eine Regierung oder für sich selbst, um Gerechtigkeit zu bekommen.

WIRED: In der Realität greifen Hacker ja meist große Unternehmen oder Regierungen an. In deiner Serie ist das anders: Das Opfer ist eine Einzelperson. Warum?
Schweighöfer: Natürlich ist es für die Serie interessanter, wenn es an einer Einzelperson aufgezogen wird. Dann kannst du das bis ins Detail beleuchten, was für eine Serie spannender ist. Aber wenn ich selbst Hacker wäre, würde ich natürlich nicht irgendwas kleines, keine Einzelperson, angreifen, sondern es richtig krachen lassen. Aber in der Serie geht es darum, den Zuschauer heranzuführen und zu zeigen, was es da draußen für Möglichkeiten gibt. Wir konzentrieren uns auf ein einzelnes Schicksal, damit man besser nachvollziehen kann: Ah okay, das ist ein größeres Thema. Gerade weil es dadurch so unmittelbar wird.

WIRED: Was macht ihr anders als in der ersten Staffel deiner Serie? Gibt es eine große Veränderung?
Schweighöfer: Wir sind ein bisschen radikaler geworden und es tut auf jeden Fall mehr weh. Die Themen sind viel größer angesetzt. Man sieht halt so richtig, wie die Familie zerpflückt wird, und es kommen ein paar fiese Gegner hinzu. Die Serie hat viel mit Ohnmacht zu tun, also dass einem eigene Handlungen unmöglich gemacht werden. Egal was man machen möchte, es ist ausweglos. Du bist ohnmächtig.

WIRED: Es gibt ja derzeit einen großen Hype, der auch beim Thema Hacking oft erwähnt wird: Kryptowährungen.
Schweighöfer: Das ist Bitcoin und so, oder?

WIRED: Ja, genau. Was hältst du davon?
Schweighöfer: Auf der einen Seite finde ich es total interessant und cool. Aber trotzdem ist es etwas wirklich kryptisches. Es ist halt absurd: Wenn ich ein 2-Euro-Stück in der Hand halte, dann habe ich zumindest etwas in der Hand. Aber ich finde es interessant, dass da eine alternative Währung im Netz entsteht.

WIRED: Spielt Bitcoin dann vielleicht auch in der zweiten Staffel eine Rolle?
Schweighöfer: Ne, das jetzt noch nicht. Eher für die dritte Staffel dann.

WIRED: Du glaubst also an die Zukunft von Bitcoin?
Schweighöfer: Ich finde das ein interessantes Thema. Mal gucken, was da passiert.

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