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Frankreich will E-Mails vom Chef nach Feierabend verbieten

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
​In Frankreich sollen Arbeitnehmer ihr Recht auf Freizeit künftig vom Staat garantiert bekommen: Die geplante Arbeitsmarktreform sieht ein Gesetz vor, das es Unternehmen verbietet, ihre Angestellten nach Feierabend und am Wochenende mit E-Mails zu belästigen. Die Sache hat allerdings einen Haken.

In der digitalen Arbeitswelt ist ständige Erreichbarkeit für viele längst der Normalzustand. Auch nach Feierabend verschicken Chefs und Vorgesetzte oft und gerne E-Mails, stellen nervige Fragen, verteilen Aufgaben für den nächsten Tag oder wollen sonstige Anliegen bearbeitet haben – wenn möglich doch bitteschön asap.

Zumindest in Frankreich soll damit bald Schluss sein: Die Regierung will im Zuge der geplanten Arbeitsmarktreform, die in den vergangenen Tagen landesweite Proteste, Streiks und Blockaden ausgelöst hat, ein E-Mail-Verbot nach Feierabend und am Wochenende einführen. Damit sollen Arbeitnehmer vor Dauerstress durch ständige Erreichbarkeit und den damit einhergehenden Gesundheitsrisiken geschützt werden.

„Zahlreiche Studien belegen, dass der Stress, der mit der Arbeit in Verbindung steht, heutzutage deutlich höher ist. Außerdem ist der Stress konstant. Beschäftigte verlassen das Büro physikalisch, aber sie verlassen nicht die Arbeit“, sagte Benoît Hamon von der Französischen Nationalversammlung gegenüber der BBC. „Sie bleiben an einer Art elektronischer Leine gebunden – wie ein Hund. Texte, Nachrichten und E-Mails besetzen das individuelle Leben, bis man womöglich zusammenbricht.“

Was erst einmal nach einer positiven Neuregelung klingt, soll allerdings nicht für alle erwerbstätigen Franzosen gelten. Das E-Mail-Verbot soll lediglich Firmen mit 50 oder mehr Mitarbeitern betreffen. Außerdem sind nicht alle von dem geplanten Gesetz begeistert: Unternehmen befürchten, dass sie im globalen Wettbewerb gegenüber Konkurrenten zurückfallen können, die sich nicht an eine solche Verordnung halten müssen. Weiterhin befürchten Kritiker, dass das Gesetz schnell irrelevant sein könnte, weil viele Unternehmen längst auf anderen Wegen kommunizieren, beispielsweise in Gruppenchats via WhatsApp, Skype oder Facebook.

In Deutschland ist eine ähnliche, bundesweit einheitliche Regelung bisher nicht in Sicht. Es gab es in den vergangenen Jahren jedoch Vorstöße einzelner Firmen wie Volkswagen, BMW, Daimler oder der Telekom gegen dienstliche Mails außerhalb der Arbeitszeiten.

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