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Film Noir trifft Graphic Novel: „Framed“ ist ein Comic zum Mitspielen

von Oliver Klatt
Der Mann im Trenchcoat hastet über ein Häuserdach. Ein Polizist entdeckt ihn und rennt hinterher. Ein Schuss fällt. Der Mann strauchelt und stürzt in den Tod. Noch einmal! Der Mann im Trenchcoat hastet über ein Häuserdach. Diesmal wählt er den Umweg über ein Baugerüst. Der Polizist sieht ihn nicht. Der Mann kann entkommen.

Was wie eine typische Szene in einem Stealth-Adventure klingt, ist in Wahrheit eine Seite aus dem interaktiven Comic „Framed“, entwickelt vom australischen Independent-Studio Loveshack. Der Unterschied zu herkömmlichen Games: Anstatt die Hauptfigur des Spiels selbst zu steuern, kann man lediglich den Kontext beeinflussen, durch den sie sich bewegt. Dazu muss der Spieler die einzelnen Panels einer Comic-Seite so lange mit dem Finger herumschieben, bis er glaubt, eine sichere Bildfolge gefunden zu haben. Anschließend drückt man einfach den Play-Button und sieht dabei zu, wie der Protagonist sich zum Beispiel an Polizisten vorbeischleicht oder sie von hinten überrumpelt. Konnte er unentdeckt vom ersten bis zum letzen Panel durchkommen, geht es weiter zur nächsten Seite. Wird er erwischt, hilft nur ein neuer Versuch.

Look und Story des Spiels sind von Noir-Filmen wie Hitchcocks ‚Vertigo‘ und Anime-Serien wie ‚Cowboy Bebop‘ inspiriert.

Ollie Browne aus Melbourne hat das Spiel gezeichnet und animiert, das ganz ohne Text auskommt, dafür aber einen live eingespielten Saxophon-Soundtrack hat. Zusammen mit seinen Kollegen Joshua Boggs und Adrian Moore hat Browne früher für das Studio Firemint gearbeitet, das mit Mobile Games wie „Spy Mouse“ und „Flight Control“ erfolgreich war. Als die Firma 2011 vom Software-Giganten Electronic Arts aufgekauft wurde, gründeten Browne und seine Kollegen ihr eigenes Studio. Dass die erste Loveshack-Veröffentlichung ein spielbarer Comic sein würde, ahnten sie damals jedoch noch nicht.

„Wir alle haben zwar Klassiker wie ,V for Vendetta‘ und ,Watchmen‘ gelesen“, sagt Browne „aber keiner aus unserem Team ist ein Hardcore-Comicbuch-Fan.“ So ließen die Entwickler sich für den Look und die Story des Spiels vor allem von Noir-Filmen wie Alfred Hitchcocks „Vertigo“ und Alan Parkers „Angel Heart“ inspirieren. Auch die Anime-Serie „Cowboy Bebop“ mit ihrem lässigen Jazz-Soundtrack war ein Vorbild. Die mittlerweile mehrfach preisgekrönte Schlüsselidee für „Framed“ kam Programmierer Joshua Boggs allerdings bei der Lektüre von Scott McClouds „Understanding Comics“, einem Comicbuch, das die Geschichte und die Eigenheiten des Mediums erklärt.

„Joshua hatte diesen Geistesblitz, dass man die Reihenfolge der Panel verändern und damit auch die Geschichte beeinflussen könnte“, sagt Browne. „Wir haben dann sofort mit der Entwicklung eines Prototypen begonnen. Das war gar nicht so leicht und hat knapp vier Monate in Anspruch genommen“. Für die Entwicklung des fertigen Spiels brauchten sie dann zwei weitere Jahre. Um zu garantieren, dass sich alle Bilder einer Szene untereinander austauschen lassen und die Handlung dennoch einen Sinn ergibt, zeichnete Browne zunächst jedes einzelne Panel auf ein Stück Papier. „Anschließend haben wir sie so lange auf dem Tisch hin und her geschoben, bis wir sicher waren, dass die interne Logik des Spiels bei jeder Version erhalten bleibt“, sagt Browne. „Das alles hat so lange gedauert, weil es noch niemand vorher gemacht hat.“

Obwohl das Spiel etwas kurz geraten ist, sollte jeder, der sich für Comics und neuartige Spielmechaniken interessiert, „Framed“ eine Chance gegeben. Das Game ist für iPad, iPhone und iPod touch erhältlich

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