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Facebook und Correctiv vs. Fake News: Gebt der Taskforce eine Chance!

von Johnny Haeusler
Facebook und die Journalisten von Correctiv wollen gemeinsam gegen Fake News im sozialen Netzwerk vorgehen. Eine sinnvolle Aktion oder der Vorbote des gefürchteten „Wahrheitsministeriums“? Unser Kolumnist kann die Bedenken verstehen, rät aber, der Idee erst mal eine Chance zu geben.

Bevor gleich wieder jemand Schnappatmung bekommt und das kommende „Wahrheitsministerium“ oder die „Zensurbehörde“ heraufverschwört: Natürlich gibt es Fake News, die eine Gefahr für die Demokratie darstellen können. Auch wenn der noch recht junge Begriff jetzt schon nervt und er von allen Seiten unterschiedlich interpretiert wird.

Denn dass nicht alles, was inkorrekt oder fehlerhaft vermeldet wird, als Fake News bezeichnet werden kann, das wissen auch die, die dagegen vorzugehen gedenken. Fehler sind möglich, auch die beste Journalistin tappt mal in eine Falle, und letztendlich sind Meldungen selten völlig objektiv, auch Fehlinterpretationen sind daher möglich und menschlich. Als Einstieg in Definitionsversuche von Fake News empfehle ich daher Fabian Reinbolds Artikel bei Spiegel Online und als Überblick über die Tragweite dessen, was in Reinbolds Kategorien passt, diese ausführliche BuzzFeed-Analyse zu gezielt gesteuerten Kampagnen gegen Angela Merkel. Und für ein paar enttarnte Fakes lohnt sich immer wieder ein Besuch bei der Hoaxmap.

Ein Label à la ‚Bitte mit Vorsicht genießen‘ – das kann man doch mal ausprobieren

Es ist beeindruckend, wie viele Menschen dennoch jeden Versuch ablehnen, sich mit den Herausforderungen durch Fake News zu beschäftigen. Als Facebook am Sonntag bekanntgab, nach Tests in den USA in den kommenden Wochen auch in Deutschland ein Melde- und Recherchesystem gegen Fake News auszuprobieren, prophezeiten viele mal wieder der Untergang der Meinungsfreiheit. Dass das soziale Netzwerk zudem vorhat, für die Faktenchecks das Recherchebüro Correctiv zu engagieren, sorgte für nicht weniger Entrüstung, die Kommenschreiber auf der Facebook-Page von Correctiv sparten nicht mit Stasi-Vergleichen.

Dabei gibt es an der geplanten Systematik – soweit sie bisher bekannt ist – nicht viel auszusetzen: Facebook-Nutzerinnen und -Nutzer sollen in Zukunft Nachrichten in ihrer Timeline als mögliche Falschmeldungen markieren können, bei auffällig oft markierten News können Correctiv und später auch weitere Akteuren aktiv werden, recherchieren, gegebenenfalls andere, korrigierende Quellen verlinken und den Artikel in verschiedenen Stufen kennzeichnen.

Ein Label à la „Bitte mit Vorsicht genießen“ – so stelle ich mir das vor. Und das kann man doch mal ausprobieren. Denn von Löschungen ist bisher keine Rede, nur die massenhafte Verbreitung von Fake News soll mit diesem System offenbar ein wenig gebremst werden.

Spenden- und Fördergelder für Dienstleistungen an eine der reichsten Firmen der Welt einzusetzen, erscheint mir verschwenderisch und unfair

Offene Fragen gibt es trotzdem, denn noch ist viel zu wenig klar. Ich wünsche mir vor allem eine weitgehende Transparenz der Prozesse und Erkenntnisse – auf die ich bei Correctiv hoffe, sofern dies nicht durch Verträge mit Facebook verhindert wird. Dass Correctiv als gemeinnütziges Unternehmen nach eigener Aussage zunächst kostenlos für Facebook tätig wird, begeistert mich allerdings nicht gerade. Spenden- und Fördergelder für Dienstleistungen an eine der reichsten Firmen der Welt einzusetzen, erscheint mir verschwenderisch und unfair.

Trotzdem bleibe ich im Zusammenhang mit der neuen „Taskforce gegen Fake News“ vorerst bei einem Ratschlag, der oft genug auch vor selbigen schützt:

Erstmal abwarten.

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