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Warum Local Multiplayer besser ist als Online-Spiele

von Fabu
Die meisten würden wohl behaupten, dass es eine große technische Errungenschaft ist, online mit oder gegen fremde Menschen aus aller Welt spielen zu können. Unser Kolumnist sieht das anders: Er sitzt seinen Mitspielern lieber direkt gegenüber.

Zehn Jahre ist es nun her, dass ich mich nach Azeroth begab und als Hexenmeister Tafkaf in feindlichen Lagern Angst und Schrecken verbreitete. World of Warcraft zog mich damals über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren in seinen Bann. Aber während die meisten meiner Mitspielerinnen und Mitspieler die MMO-Komponente des Spiels abfeierten, empfand ich sie als lästiges Beiwerk.

Ich bestritt meine Abenteuer viel lieber allein, ignorierte sämtliche Einladungen, einer Gilde beizutreten, und genoss rasch den Ruf eines kauzigen Einzelgängers. Das gefiel mir. Im späteren Spielverlauf ließen sich gelegentliche Mehrspieler-Sitzungen nicht vermeiden, deswegen griff ich wohl oder übel zum Headset und schloss mich irgendwelchen Gruppen an. Allerdings fühlte ich mich dabei stets wie eine gescheiterte Existenz, die ihr Dasein in einem Callcenter fristete und Anrufe aus einem Affenstall entgegenahm.

Letztlich könnten Online-Gegner auch künstliche Intelligenzen sein, die um die Komponente des asozialen Verhaltens erweitert wurden

World of Warcraft habe ich schon viele Jahre nicht mehr gespielt, aber der kauzige Einzelgänger bin ich nach wie vor. Um Spiele, in denen man mit anderen, in der Regel fremden Menschen online interagiert, mache ich meist einen großen Bogen. Dabei habe ich es in der Vergangenheit immer wieder probiert. Sei es in GTA Online, Pro Evolution Soccer oder auch Metal Gear Online – allein oder in physischer Gegenwart von Freunden spielte ich diese Titel liebend gern, die Online-Varianten konnten mir hingegen gestohlen bleiben.

Für meine Abneigung gibt es hauptsächlich zwei Gründe. Zum einen habe ich die Erfahrung gemacht, dass mich sowohl Siege als auch Niederlagen gegen fremde Personen emotional einfach nicht berühren. Ich kenne diese Menschen nicht, habe kein Gesicht vor Augen geschweige denn eine Verbindung zu ihnen. Letztlich könnte es sich dabei auch um eine künstliche Intelligenz handeln, die um die Komponente des asozialen Verhaltens erweitert wurde.

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Damit wäre ich dann auch beim zweiten Grund: der Stilfrage. Ich schätze Konversation, aber wenn diese unterhalb der Gürtellinie stattfindet, sorgt das letztlich nur für Disharmonie und den Bruch der Immersion. Es mag Ausnahmen geben, aber meine persönlichen Erfahrungen mit Online-Mitspielern sind zum Großteil negativer Natur.

Das bedeutet nicht, dass ich Mehrspieler-Titel generell meide. Allerdings zieht es mich mehr zu Games, die ich lokal im Beisein von Freunden genießen kann. Da wird dann in geselliger Runde gelacht und geflucht, gewonnen und verloren. Das Genre Local Multiplayer hat seit einiger Zeit wieder Aufwind, was wohl unter anderen an Veranstaltungen wie der Indie Mega Booth und dem AMAZE Festival liegt, wo unabhängige Entwickler auf experimentierfreudige Konsumenten treffen. Hier zeigt sich, wie unterhaltsam und respektvoll der Umgang sein kann, wenn Spiele als Drehkreuz für direkte menschliche Interaktion fungieren. Früher war das gang und gäbe, nicht zuletzt auf LAN-Partys.

Vor Kurzem besuchten mich zwei meiner Kollegen von Superlevel und anstatt Weltherrschaftspläne zu schmieden, bewarfen wir uns mit Bällen, stellten einander hinterhältige Fallen und schossen uns durch die Actionfilm-Geschichte. Klar, diese und ähnliche Spielerlebnisse gibt es auch online. Aber ebenso wie beim Betrachten von Filmen oder Anhören von Musik, macht reale Geselligkeit auch das Spielen einfach besser.

In der letzten Folge erzählte Fabu, wie Pokémon Go ihm hilft, seine Sozialphobie zu bekämpfen

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