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Fabu will spielen / Sex in Games muss nicht unsexy sein

von Fabu
Gebt dem Menschen einen Stift und er malt Geschlechtsorgane. Gebt dem Gamer einen virtuellen Baukasten und er kreiert Penismonster. Gebt WIRED-Koluminst Fabu einen Texteditor und er schreibt über Sexspiele.

Die Geschichte der Sexspiele ist eine Geschichte voller Absurditäten. Meine eigenen Erfahrungen diesbezüglich reichen in die 80er Jahre zurück, als computergenerierte Liebesakte nicht mehr waren, als ein paar kopulierende Klötzchengrafiken. Ein Highlight meiner präpubertären Jugend war ein C64-Spiel namens Harry der Fensterputzer. Der Name war dort Programm: Als Reinigungskraft musste man im Rotlichtmilieu verdreckte Scheiben reinigen und durfte als Belohnung Blicke in Schlafzimmer erhaschen, in denen sich barbusige Damen räkelten.

Ja, das klingt so schlecht, wie es war, und dennoch ergötzte sich eine halbe Generation an diesen peinlichen Gehversuchen digitaler Sexyness. Ein Titel wie Samantha Fox Strip Poker zählte da noch zu den hochwertigeren Produktionen.

Alle kannten und sprachen über das Ur-Adventure Maniac Mansion und über Summer Games, einen der ersten Versuche, Sport zu simulieren. Aber sobald die Hormone außer Rand und Band sowie die Eltern aus dem Haus waren, griff man in die unterste Schublade und rüttelte sich glücklich. Besonders beliebt dabei: Sex Games, der von zwei deutschen Teenagern programmierte Summer-Games-Klon.

Egal. Sowohl die Macher als auch die Konsumenten dürfen das als Jugendsünden verbuchen. Wir hatten ja nichts anderes.

Heute sieht Sex in Videospielen anders aus, aber nicht weniger peinlich. Denn während man damals verstärkt von seiner Phantasie Gebrauch machen musste, um dem Pixelbrei etwas Erotisches entnehmen zu können, kommt heutzutage eher der Dampfhammer zum Einsatz. Und natürlich gibt es keinen Fetisch, der nicht bedient wird.

Sexualität in Videospielen fehlt es nicht an Präsenz, sondern an Qualität und Diversität

Im Volksmund wird Sex als die wichtigste Sache der Welt bezeichnet. Das mag sogar stimmen. Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass es ohne Sex kein Volk, geschweige denn einen Volksmund gäbe. Aber was ist für einen herkömmlichen Spiele-Publisher das wichtigste auf der Welt? Richtig: Geld.

Demnach erscheint es sinnvoll für Entwickler, die Bedürfnisse der eigenen Käuferschaft zu befriedigen oder zumindest deren Interesse zu wecken. Umso trauriger ist der Umstand, dass Sexualität in Videospielen meist derart plump und unbefriedigend in Szene gesetzt wird, als hätten die Verantwortlichen bestenfalls Grundkenntnisse in Tuten und Blasen vorzuweisen. Das Ergebnis: ziemlich unsexy.

Das einzige, was auf eine positive Entwicklung hindeutet: Das oftmals einseitige Frauenbild in Spielen und die daraus folgende stereotype Darstellung wird inzwischen nicht nur bemerkt, sondern auch öffentlich diskutiert und kritisiert.

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Sexualität in Videospielen fehlt es nicht an Präsenz, sondern an Qualität und Diversität. Es ist aber nicht alles schlecht. Besonders in der ungezwungener agierenden Indie-Szene gibt es einige Werke, die über die bloße Zurschaustellung hinausgehen und der vermeintlich wichtigsten Sache der Welt etwas Würde einräumen. Als Beispiele seien hier der Dating-Simulator Coming Out On Top, der Floristen-Sextraum Luxuria Superbia und Nina Freemans Liebesabenteuer Cibele genannt. Sexy!

Und wer sich für den Diskurs von Videospiel-Erotik interessiert, dem sei die zweiwöchentliche Kolumne „Random Encounters“ von Nina Kiel empfohlen.

In seiner letzten Kolumne schrieb Fabu über die vermeintlich rosarote Zukunft, die Gamer in der Virtuellen Realität erwartet. 

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