Estland will den nächsten Schritt zur digitalen und grenzenlosen Nation machen: Mit einem Initial Coin Offering für eine eigene Krypto-Währung sollen Teilnehmer des e-Residency-Programms praktisch direkt in die Regierung und die Zukunft des Landes investieren können. Wie e-Residency-Direktor Kaspar Korjus gegenüber Motherboard sagte, können sich Interessierte so finanziell an die Wirtschaftsentwicklung in seinem Land koppeln. Verhandlungen mit Ethereum-Erfinder Vitalik Buterin laufen laut Korjus ebenfalls bereits.
Nach einer Feedback- und Entwicklungsphase will Estland mit einem ICO Estcoins verkaufen, die dann zum Beispiel für Transaktionen mit der Regierung genutzt werden können. Steuern oder Behördendienste ließen sich damit bezahlen, allerdings könnten sie vor allem innerhalb der e-Residents-Szene auch privat weitergegeben und somit zu einer eigenen Währung werden. Kritiker sehen in solchen ICOs allerdings eine einfache Methode, Geld zu verdienen, ohne dafür eine größere Gegenleistung zu erbringen — ganz wie bei der Ausgabe von Penny Stocks.
Seit 2015 bietet Estland als erstes Land Menschen in aller Welt die e-Residency an. Damit wird ein Nutzer quasi digitaler Staatsbürger und kann in dem Land eine Firma eröffnen, egal, wo in der Welt er eigentlich wohnt und arbeitet. Das Angebot ist äußerst beliebt, inzwischen hat Estland mehr als 22.000 e-Residents und verzeichnet hier größere Wachstumsraten, als bei den Geburten im Lande selbst. Die digitale Infrastruktur, so die Regierung, reicht für weit mehr als die rund 1,3 Millionen Einwohner des Landes im Baltikum. Warum sie also nicht für mehr Menschen nutzen? In Zeiten digitaler Nomaden und nur im Netz agierender Firmen könnte Estland mit einer dazugehörigen Währung den nächsten Schritt in die Zukunft machen.