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Der Trump unter den sozialen Netzwerken?

von Elisabeth Oberndorfer
Ein Trump-Sympathisant will eine Alternative zu Facebook und Twitter bieten. In der Betaphase hat die Plattform Gab 12.000 Nutzer und 42.000 Interessenten auf der Warteliste.

Ein „People First Social Network”, so bezeichnet Andrew Torba, Gründer von Gab, sein Portal. Mitte August startete die Beta-Version. Der CEO ist seinem LinkedIn-Profil zufolge ein „Free Speech Activist“ und Absolvent des beliebten Startup-Inkubators Y Combinator, laut Buzzfeed ist er außerdem Unterstützer des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Und Gab soll das bieten, womit Facebook und Twitter gerade zu kämpfen haben: komplett freie Meinungsäußerung.

Gab bezeichnet seine User als „Gabber“, Statusbeiträge dürfen bis zu 300 Zeichen lang sein und heißen „Gabs“. Diese „Gabs“ können ähnlich wie bei Product Hunt oder Reddit nach oben oder unten „gewählt“ werden. Außerdem setzt der Social-Media-Neuling auf einen chronologischen Feed, von dem sich die großen Social-Media-Plattformen bekanntlich verabschiedet haben. Wie Gab die komplett freie Meinungsäußerung handhaben will? Durch Selbstzensur statt politischer Manipulation oder Einfluss von Algorithmen, behauptet CEO Torba.

Wer eine Meinung nicht sehen will, kann ein Thema oder einen Nutzer aus dem Feed entfernen. Torba kündigte beim Launch im August außerdem den Einsatz von Künstlicher Intelligenz an, um ähnlich wie bei Facebook trendende Nachrichten anzuzeigen (so viel zum fehlenden Einfluss von Algorithmen). Seinen „Gabbern“ verspricht die Plattform auch die Möglichkeit, Beiträge monetarisieren zu können. Wie das gehen wird, behält der Betreiber noch für sich. Das Portal soll werbefinanziert werden, wer keine Werbung sehen will, soll künftig für ein Premium-Abo zahlen. Ein bisschen ließ sich der Gab-Macher auch von Snapchat inspirieren, denn Statusmeldungen sollen sich auch nach bestimmter Zeit automatisch löschen.

Mit der vielversprechenden Ankündigung und einer Diskussion im Reddit-Forum, bei der sich Torba aktiv beteiligte, zog Gab in den ersten Wochen 12.000 User an, 42.000 stehen auf der Warteliste. 2,7 Millionen Seitenaufrufe wurden durch 240.000 Beiträge generiert, zwölf Minuten verweilen die ersten Gabber auf der Website, berichtet Buzzfeed. Bisher seien auf der Plattform vor allem konservative Meinungen zu finden, was mit Torbas politischer Ideologie begründet werden kann. Der Gründer will allerdings Meinungsvielfalt bieten: „Gab ist nicht für eine bestimmte Gruppe von Menschen gedacht. Jeder ist willkommen, seine Meinung zu äußern.“

Während Facebook und Twitter noch kein funktionierendes Modell für die Bekämpfung von Hasskommentaren gefundet hat, glaubt Gab-CEO Torba daran, dass die Selbstkontrolle funktionieren wird: „Wir geben den Nutzern die Tools, um mit Beleidigungen selbst umzugehen, im Gegensatz zu einer kontrollierenden Haltung“, spielt er auf seine großen Konkurrenten an. Bei Reddit zeigten sich vor allem Nutzer, die von den etablierten Social-Media-Plattformen frustriert sind, interessiert an Gab.

Trotz des Versprechens der kompletten Meinungsfreiheit hat Gab einige Richtlinien. Verboten sind demnach illegale Pornografie, Terror und Gewaltandrohungen und die Weitergabe von persönlichen Inhalten ohne Zustimmung der betreffenden Person. Bisher hat laut Torba kein User gegen diese Richtlinien verstoßen.

Der erste prominente Gabber ist Milo Yiannopoulos – der konservative Journalist, den Twitter im Juli gesperrt hat, weil er die verbalen Attacken gegen die Schauspielerin Leslie Jones entfacht haben soll.

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