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Emojis nur zu gendern reicht nicht

von Pearl Abbey-Obaro
Emojis sollen in Zukunft gegendert werden. Doch das reicht Online-Aktivisten nicht, sie fordern noch viel vielfältigere Piktogramme. Völlig zu Recht, kommentiert unsere Autorin Pearl Abbey-Obaro.

Ab 2017 soll es alle Personen-Emojis in einer männlichen und einer weiblichen Variante geben. Das hat die Unicode-Kommission gerade entschieden, die für den einheitlichen Code hinter den Bildchen verantwortlich ist. Ein guter Schritt, der im Netz allerdings auch den Wunsch nach noch mehr und noch repräsentativeren Emojis aufkommen lässt.

Die wohltätige Organisation Scope etwa hat 18 Emojis mit Behinderung designt und veröffentlicht, ein Kommentator von Futurezone fordert sogar das Emoji mit mindestens 10 veränderbaren Attributen. Klingt übertrieben? Keineswegs, es kann gar nicht genug Vielfalt bei Emojis geben!

Denn sie sind schon längst mehr als nur bunte bewegte Bildchen. Spätestens seit die Oxford Dictionaries den Tränen lachenden Smiley zum Wort des Jahres 2015 gewählt hat, muss auch dem Letzten klar geworden sein: Emojis sind Teil unserer Sprache. Und in einer Sprache kann jedes zusätzliche Wort nur dazu führen, dass Dinge noch besser beschrieben werden, dass die Sprache selbst noch genauer und interessanter wird.

Warum soll dieser Umstand für Emojis nicht gelten? Sie bilden eine Sprache, die international verstanden wird. Die Möglichkeit, mehrere Emotionen und Informationen anhand eines einzelnen animierten Bilds auszudrücken und jedem begreiflich zu machen, ist einzigartig. Es kann der Verständigung nur helfen, hier noch mehr Vielfalt zu schaffen.

Emojis sind aber nicht nur eine Frage des sprachlichen Ausdrucks. Sie repräsentieren und reflektieren unsere Gesellschaft. Ob man das jetzt albern findet oder nicht. Wer über ihre Diversität diskutiert, diskutiert auch über Gleichberechtigung. Eine Diskussion, die tragischerweise noch immer viele dringend nötig haben. Einen wichtigen Beitrag dazu hat übrigens die Unicode Version 8.0 von 2015 geleistet. Neben verschiedenen Hautfarben, die man seinem Emoji geben konnte, waren endlich auch gleichgeschlechtliche Liebespaare zu finden.

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Aber das alles ist noch lange nicht genug, denn an der Darstellung der Frau etwa muss trotz erster Bemühungen noch einiges getan werden. Zurzeit gibt es zum Beispiel nur männliche Emojis für alle abgebildeten Berufsgruppen und Sportarten. Die weiblichen dürfen entweder Prinzessin spielen oder Braut sein. Zumindest Google versucht gerade, das zu ändern.

Letztlich sollte Sprache sich dezentral entwickeln können, Emojis werden allerdings zentral durch die Unicode-Kommission organisiert und kontrolliert. Jede Veränderung geht so durch einen Flaschenhals. Auf eine Kommission, die unsere weltweite Universalsprache kontrolliert, muss von außen Druck zur Veränderung kommen. Der Entscheidungs- und Gestaltungsprozess sollte nicht von ihr alleine sondern auch vom Nutzer selbst aktiv mitgestaltet werden. Deshalb: Ja, das anstehende Gender-Update ist ein Schritt in Richtung Gleichstellung, er sollte aber bei weitem nicht der letzte sein. 

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