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Diese Emojis benutzen Parteien und ihre Anhänger am häufigsten

von Sonja Peteranderl
Herz, Häufchen, Deutschlandflagge: Ein Politikwissenschaftler hat ausgewertet, wie politisch Emojis sind – und ihren Einsatz in Kommentaren auf Facebook-Seiten deutscher Parteien ausgewertet.

Bei den Anhängern der CDU waren die Brechreflexe besonders stark: Das Übelkeits-Emoji wurde auf der Facebookseite der Partei in den Kommentaren häufig eingesetzt. „Es hat mich überrascht, dass das neue Kotz-Smiley bei der CDU auf Rang sieben lag, obwohl es noch nicht lange eingeführt ist, auf manchen Smartphones noch gar nicht verfügbar ist“, sagt Josef Holnburger.  „Ich habe noch nicht rausgefunden, warum der CDU so oft schlecht geworden ist.“

Holnburger hat ausgewertet, wie die politische Einstellung die Emoji-Nutzung prägt: Er hat 1,3 Millionen Nutzerkommentare auf den offiziellen Facebookseiten von SPD, CDU/CSU, FDP, den Grünen, der Linken und der AfD ausgewertet. Die Daten reichen von Ende Juli 2016 bis Ende Juli 2017. Der 28-Jährige studiert Politikwissenschaft an der Universität Hamburg. Für seine Bachelorarbeit hat er untersucht, wie Seiten über Verschwörungstheorien sich online vernetzen, seitdem wertet er regelmäßig Daten aus sozialen Netzwerken aus, „aus Spaß an der Freude“.

Selbst verwendet Holnburger Emojis eher selten, doch die bunten Symbole sind längst Teil der Alltagskommunikation: Sie erweitern oder ersetzen Text, begleiten Botschaften und vermitteln Gefühle. Die Symbole helfen Menschen aus der Sprachlosigkeit, manche landen inzwischen sogar als Beweise vor Gericht. Von Kotz-Smileys bis hin zu Regenbogen: Emojis bevölkern auch die Facebookseiten aller deutschen Parteien. Überraschender: Während AfD-Nutzer im vergangenen Jahr zwar die meisten Kommentare absetzten – 97.358 Nutzer kommentierten 600.000 Mal die Beiträge der Partei – führt die SPD, wenn auch nur knapp, das Emoji-Ranking an.

Am häufigsten wird bei allen Parteien das Tränen-Lach-Emoji und das Thump-Up-Emoji genutzt“, sagt Holnburger. „Auf der rechten Seite werden negative Emojis häufiger genutzt, wie das wütende Emoji, oft in Verbindung mit der Deutschlandflagge. Bei den linken Parteien gibt es sehr viel Herz, sehr viel Regenbogen.“

Die eingesetzten Emojis spiegeln die Kommunikationsstrategien der Parteien wider: „Wut ist Brennstoff für soziale Medien“, erklärt Holnburger. „Die Posts, die von der AfD, ein bisschen auch von CDU und CSU kommen, sind darauf getrimmt, dass die Leute wütend werden sollen.“ So kommentieren mehr User, die Debatten gehen viral. Die AfD bediene sich dieser Empörungsstrategie jeden Tag.

Das blaue Herz zeigt, wie ein Emoji online Community schafft: Die AfD hat sich das Herz-Symbol in der eigenen Partei-Farbe gekapert: "Das blaue Herz war überraschend und wird exzessiv bei der AfD benutzt", sagt Holnburger. „Da hat sich eine eigene Öffentlichkeit über den Emoji-Gebrauch gebildet, das blaue Herz ist auch bei Twitter sehr beliebt.“ Knapp 4000 blaue Herzen kursierten in AfD-Facebook-Kommentaren – Grüne setzten das grüne Herz gerade einmal 226 Mal ein. Dafür finden sich mehr Rosen und Tulpen auf der linken Seite. Die verwendeten Emojis offenbaren auch Gender-Positionen: Das Männlichkeitssymbol kam bei den linksgerichteten Parteien eher vor, das Weiblichkeitssymbol wurde hingegen insgesamt so selten gepostet, dass es gar nicht in die Auswertung aufgenommen werden konnte.

Bei ihren Politdebatten können Facebook-Nutzer derzeit aus 2666 Emojis auswählen – besonders phantasievoll waren die meisten aber nicht. Nur etwa 200 bis 300 Arten aus dem Emoji-Zoo kamen in den Diskussionen vor.

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