Abdou Diouf aus Dakar im Senegal war seit dem 21. Juli 2015 ein Star auf Instagram. Von diesem Tag an dokumentierte er auf seinem Profil abdoudiouf1993 mit eindrucksvollen Bildern, emotionalen Selfies und bewegenden Worten die gefährliche Flucht aus seinem Heimatland, die er über den Landweg nach Marokko und von dort über das Mittelmeer bis nach Spanien bewerkstelligen wollte.
So schrieb er etwa unter das Foto eines Tellers mit Essen, dass dies „die letzte Mahlzeit ist, die meine Mutter gekocht hat“. Die Reise sei für sie sehr wichtig, „denn sie ist zu alt zum Arbeiten“, so der angebliche Flüchtling.
Den weiteren Weg dokumentierte er mit zahlreichen Fotos und eindringlichen Bildbeschreibungen: „Wir sind zwei Tage gelaufen. Der Guide sagt, dass wir nicht anhalten können oder wir werden die zweitausend Euro verlieren, die ich für das Schiff bezahlen musste, um nach Europa überzusetzen.“ Mit jedem neuen Foto zog Diouf immer mehr Instagram-Follower an, die seinen Trip teilweise mit Empathie-Bekundungen, teilweise aber auch mit fremdenfeindlichen Bemerkungen kommentierten.
Je weiter es Richtung Europa ging, desto dramatischer wurden die Bilder und Texte. Ein Foto etwa zeigte den jungen Mann, wie er angsterfüllt im Kofferraum eines Fahrzeugs kauert, während er die marokkanische Grenze überquert. „Keine Luft. Meine Beine schmerzen. Wünscht mir Glück“, stand darunter.
Später war der Senegalese dann auf einem Schlauchboot zu sehen, dass nach Spanien übersetzt:
Mit Erfolg: „Endlich im Land der Möglichkeiten. Wir sind sehr müde, aber glücklich. Was für eine gefährliche Reise.“
Es folgten noch einige weitere emotionale Bilder, darunter eines von Diouf im Würgegriff eines spanischen Polizisten oder in einer Thermodecke in einem Auffanglager für Flüchtlinge. Nach insgesamt 15 Einträgen endete das mutmaßliche Flüchtlingsdrama mit diesem kleinen Selfie-Video und dem Kommentar „Wahre Freunde. Danke euch allen, wir bleiben zusammen wie starke Panther.“
Was wie die perfekte Flucht mit Happy End anmutete und nicht nur das Interesse tausender Instagram-Nutzer, sondern etwa auch der Huffington Post auf sich zog, entpuppte sich allerdings schnell als großer Fake: Nachforschungen der Storyful-Autorin Eliza Mackintosh ergaben, dass der besagte Abdou Diouf — einer der gängigsten Namen im Senegal — gar nicht existiert und die ganze Geschichte eine täuschend echte Inszenierung der spanischen Produktionsfirma Volga war.
Der vermeintliche Flüchtling auf den Fotos ist in Wahrheit der spanisch-senegalesische Beach-Handballspieler Hagi Toure, der sich als Model für eine Werbekampagne für das spanische Fotografie-Festival GETXOPHOTO zur Verfügung gestellt hat. Das haben die Veranstalter des Festivals laut Buzzfeed in einer Pressemitteilung mittlerweile offiziell bestätigt.