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Eine Architektin möchte Tote kompostieren, statt sie zu begraben

von Michael Förtsch
Katrina Spade will Friedhöfe und Krematorien überflüssig machen. Statt Verstorbene zu begraben oder einzuäschern, möchte die Architektin aus den USA ihre Körper kompostieren. Damit sollen die Toten neues Leben ermöglichen.

Stirbt ein Mensch, bleiben in der westlichen Gesellschaft meist zur zwei Methoden, um ihn beizusetzen: ein Begräbnis auf einem Friedhof oder das Verbrennen in einem Krematorium. Die amerikanische Architektin Katrina Spade will im Zuge ihres Urban Death Projects bald eine dritte Alternative anbieten. Die klingt zunächst irritierend, sei aber ebenso würdevoll und zudem platzsparend und kostengünstig, sagt sie.

Spade plant, die Körper von Verstorbenen auf natürliche Weise zu kompostieren – Sarg und Grab wären dabei unnötig. „Das Herz dieses Modells ist ein neues Systems der Beisetzung, das sich Recomposition nennt“, sagt Spade. „Dabei wird der Körper auf sanfte Weise in Erde transformiert.“

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Geschehen soll das in einem dreigeschossigen Turm aus Stahlbeton. Bei einer Beerdigung würde der zuvor kühl gelagerte und in einfache Leinen gewickelte Körper an der Spitze auf ein Bett aus Holzspänen platziert, das den Turm komplett ausfüllt. Über die ersten Tage würde der Körper dann durch den natürlichen Verwesungsprozess langsam einsinken.

In den folgenden sechs Wochen würde er schließlich zerfallen und letztlich als mineral- und nährstoffreicher Kompost am Fuß des Turms ankommen. Der könnte dann wiederum als Dünger oder Erde in Blumenbeeten oder auf Feldern eingesetzt werden. „Die Angehörigen würden angehalten, die Erde in ihrem eigenen Garten zu nutzen“, regt Spade an. „Aber sie kann ebenso auf unserem Gelände oder in Stadtparks genutzt werden, um Blumen und Bäume zu düngen“.

Für das Urban Death Project arbeitet die Architektin unter anderem mit Wissenschaftlern der Washington State University zusammen. Dort soll im kommenden Jahr ein Prototyp der vertikalen Kompostierungsanlage errichtet und getestet werden. Zunächst sollen dafür Schweinekadaver aber anschließend auch gespendete menschliche Körper zum Einsatz kommen. Dabei soll vor allem festgestellt werden, welcher Beisetzungsrhythmus die beste Verwesung erlaubt und wie Wasser, Mikroorganismen und Belüftungssysteme den Prozess beschleunigen können.

Bereits 2023 soll in Seattle das erste Recomposition-Bestattungsinstitut eröffnet werden. Das solle aber keine sterile und leblose Anlage sein, sagt Spade, sondern ein offener Garten mit Gedenkanlagen, der zum Innehalten anregen und den Kreislauf des Lebens feiern solle.

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