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Fanprojekt zu „The Last Of Us“: Ein Videospiel wird zur YouTube-Serie

von Oliver Klatt
Viele Gamer sind sich einig: „The Last Of Us“ ist das wichtigste Spiel der letzten Konsolengeneration. Mehr als 240-mal wurde der 2013 erschienene Titel zum Spiel des Jahres gewählt, in dem ein verbitterter Mann und ein aufgewecktes Mädchen sich gemeinsam durch eine postapokalyptische Welt kämpfen. Der YouTuber und Gamedesign-Student Grant Voegtle hat aus hunderten Stunden Gameplay-Footage nun die siebenteilige Videoserie „The Last Of Us Cinematic Playthrough“ zusammengeschnitten.

WIRED: Kannst du „The Last Of Us“ eigentlich noch sehen, nachdem du es wieder und wieder durchgespielt hast?
Grant Voegtle: Haha. Nein, ich bin fertig mit dem Game! Ich habe die letzten fünf Monaten beinahe ausschließlich mit „The Last Of Us“ verbracht. Ich liebe es nach wie vor. Und ich bin mir sicher, dass ich es in einigen Jahren wieder spielen werde. Aber derzeit bin ich froh, Luft für andere Spiele zu haben. Ich habe gerade mit „Bloodborne“ angefangen.

WIRED: Erinnerst du dich noch daran, was dich ganz zu Beginn an „The Last Of Us“ gefesselt hat?
Voegtle: Die Art und Weise, wie die Hauptfiguren des Spiels — Joel und Ellie — miteinander interagieren. Es gibt all diese versteckten Dialoge zu entdecken, die für den Fortgang des Spiels überhaupt nicht wichtig sind, aber einem die Charaktere sehr nahe bringen. Durch diese nebensächlichen Unterhaltungen bekommt man das Gefühl, wirklich bei ihnen zu sein. Sie werden lebendig.

Die Beziehung von Joel und Ellie hat mich dazu gebracht, darüber nachzudenken, dass ich gern Vater sein möchte.

WIRED: Eines deiner ersten YouTube-Videos heißt „The Last Of Us Changed My Life“ und hat sehr viel Beachtung erfahren. Sogar die Entwickler selbst haben auf Twitter darauf verwiesen. Weshalb war es wichtig für dich, deine Gedanken zum Spiel in Videos auszudrücken?
Voegtle: Die vielen Rezensionen zu „The Last Of Us“, die ich gelesen und auf YouTube gesehen hatte, brachten nicht auf den Punkt, was das Spiel nach meinem Gefühl so wertvoll macht. Ich liebe gut erzählte Geschichten! Videospiele sind unheimlich gut darin, wenn sie es richtig angehen. Und „The Last Of Us“ erzählt seine Geschichte ganz hervorragend. Das hat mich am meisten begeistert. Zuletzt war es aber vor allem die YouTube-Community und das Interesse der Zuschauer, das mich angespornt hat, so viel Arbeit in meine Videos zu investieren. Und weniger meine eigene, ursprüngliche Begeisterung für das Spiel.

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WIRED: Aber stimmt es, dass „The Last Of Us“ dein Leben verändert hat?
Voegtle: Ja, weil die Beziehung von Joel und Ellie mich zum ersten Mal dazu gebracht hat, darüber nachzudenken, dass ich gern Vater sein möchte. Das war mir vorher niemals in den Sinn gekommen.

WIRED: Was hat dich dazu motiviert, das Spiel in Episodenform wie in einer Fernsehserie zu präsentieren?
Voegtle: Die ursprüngliche Überlegung hinter „The Last Of Us Cinematic Playthrough“ war, dass es Menschen geben muss, deren Job es ist, Videospiele in Trailern so gut wie möglich aussehen zu lassen. Was wäre also, wenn man ein ganzes Spiel auf diese Art zeigen würde? Mit ausgewählten Kameraeinstellungen und Schnittfolgen? Ein erstes kurzes Video, das ich vor einem Jahr in diesem Stil von „The Last Of Us“ angefertigt hatte, bekam sehr viel Resonanz. Menschen erzählten mir, dass sie es in ihrer Verwandtschaft und ihrem Freundeskreis herumzeigten. Da wurde mir klar: Ich muss das mit dem gesamten Spiel machen.

Leute können ihren Eltern oder Großeltern mit meinen Videos das Spiel näherbringen.

WIRED: Ganz schön viel Arbeit.
Voegtle: Es freut mich einfach, von Leuten zu hören, die ihren Eltern oder Großeltern „The Last Of Us“ durch meine Videos näherbringen konnten. Ich kenne so viele Menschen, bei denen ich mir sicher bin, dass ihnen die Geschichte gefallen würde. Ein Videospiel würden die jedoch niemals anfassen. Nur ein Beispiel: Letzte Woche berkam ich eine Textnachricht von meiner Tante und meinem Onkel. Sie schrieben, dass sie alle Folgen meines Cinematic Walkthrough am Stück angeschaut hatten. Das war großartig!

WIRED: Und die Entwickler haben kein Problem damit, dass du die Geschichte, die in ihrem Videospiel erzählt wird, zu einer Art Gratis-Fernsehserie umgearbeitet hast?
Voegtle: Nein, die finden das toll. Neil Druckman, der Creative Director von „The Last Of Us“, hat mir sogar Geschenke geschickt.

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WIRED: „Cinematic Playthrough“ bedeutet auch, dass du ganze Abschnitte aus dem Spiel weglässt oder zu kurzen Szenen zusammenschneidest. Während man als Spieler manchmal Stunden benötigt, um eine Passage zu meistern, vergeht sie in deinen Videos in wenigen Sekunden. Wie bist du bei der Auswahl vorgegangen?
Voegtle: Wenn eine Szene wichtig für die Entwicklung der Figuren war, ist sie immer drin geblieben. Ansonsten hätte das die Erzählung des Spiels verfälscht. Rausgeschmissen habe ich dagegen viele einander ähnelnde Kampfszenen und Abschnitte, in denen man die Spielwelt nach Fundstücken absucht. Diese Dinge sind zwar wichtig für jemanden, der „The Last Of Us“ spielt, aber um die Geschichte zu erleben, kann man sie vernachlässigen. Um sicherzugehen, habe ich meine Videos aber immer zuerst Freunden gezeigt, bevor ich sie bei YouTube hochgeladen habe.

Die KI der Figuren ist unberechenbar. Ständig läuft jemand im unpassenden Moment durchs Bild.

WIRED: Was war für dich die größte Herausforderung dabei, ein Videospiel wie einen Film wirken zu lassen?
Voegtle: Die KI der Figuren ist oft unberechenbar. Es ist verdammt schwer, in jeder Situation genau die Kameraeinstellung zu bekommen, die man sich wünscht, ohne dass eine der Figuren im unpassenden Moment durchs Bild läuft oder einen anstößt. Das bedeutet, dass man viele Abschnitte mehrmals spielen muss. Es gab Szenen, die ich nach fünf Versuchen im Kasten hatte. Für andere habe ich 100 Anläufe gebraucht.

 

WIRED: Damit „The Last Of Us“ mehr nach Fernsehen aussieht, hast du sämtliche Bildschirmanzeigen ausgeblendet. Auch das Fadenkreuz mit dem man normalerweise Gegner anvisiert. Wie ist es dir gelungen, dass Pfeile und Projektile dennoch so sicher ihr Ziel finden?
Voegtle: Da gibt es einen Trick. Ich habe bei Bedarf einfach ein Stück Klebeband in die Mitte meines Bildschirms befestigt. Dadurch wusste ich immer sofort, wenn ein Angreifer in Schusslinie steht. 

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