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Ein Spiel prangert die Reaktionen auf Amokläufe an

von WIRED Editorial
Ein Mini-Videospiel zu den andauernden Amokläufen in den USA. Was sich zunächst zynisch anhört, soll in Wahrheit die Scheinheiligkeit vieler Beileidsbekundungen nach solchen Tragödien offenlegen. Den Entwicklern brachte das Drohungen von Waffenfanatikern ein.

30 Sekunden und am Ende steht ein bitteres Lob: Beim Spiel Thoughts and Prayers ist die Aufgabe so einfach wie hoffnungslos. Drei Befehle hat der Spieler zur Auswahl. Mit dem einen sendet er seine Gedanken (Thoughts) mit einem anderen seine Gebete (Prayers). Je schneller man auf die Tasten haut, desto mehr Punkte sammelt man. WIRED schaffte beim ersten Mal 72 Thoughts and Prayers. Doch die Zahl geretteter Leben bleibt immer gleich: Null.

Während des Spiels läuft eine Stoppuhr ab und ein Amoklauf nach dem anderen ploppt auf einer Karte der USA auf. #prayforLA steht dann da, oder #prayforMiami. Dazu gibt es die jeweiligen Opferzahlen durch den Einsatz von Schusswaffen, und je mehr die Zeit abläuft, desto mehr Druck gibt es für den Spieler. „Fühle mit!“ befiehlt einem das Game in Großbuchstaben. Und: „Bete mehr!“

Die drei Entwickler hinter Thoughts and Prayers wollen auf die Machtlosigkeit der politischen Eliten in den USA hinweisen. Auch nach dem Anschlag von Orlando gab es wieder massenhaft Statements, in denen Politiker ihr Beileid mit den Opfern und ihren Hinterbliebenen bekundeten. Präsident Barack Obama ist mittlerweile öfter vor die Kameras getreten, um über ein Massaker mit Schusswaffen zu sprechen, als er Dienstjahre absolviert hat. Wirkliche politische Maßnahmen, die solche Tragödien in Zukunft verhindern könnten, lassen weiter auf sich warten.

Aber Politiker sind nicht die einzigen Schuldigen, die die Spieleentwickler vom Studio GOP Arcade ausgemacht haben. Denn im Spiel gibt es noch einen dritten möglichen Befehl: „Verbiete den Verkauf von Sturmgewehren.“

Immer, wenn der Spieler aber versucht, darauf zu klicken, tauchen Ausreden auf: „Das ist unamerikanisch“ zeigt einem das Spiel an, „Du hast zu wenige Wählerstimmen“, „Du brauchst die finanzielle Unterstützung der NRA“ (Amerikas größte Waffenlobby) oder einfach nur die Beschimpfung: „Schwach!“

„Wir haben genug Waffengewalt gesehen. Jeder sagt das gleiche und wir sind an einem Punkt, an dem es lächerlich wird“, erklärt einer der Entwickler, Brian Moore, seine Absichten gegenüber dem Guardian. Seine Kollegen und er haben ihr kritisches Spiel am vergangenen Freitag innerhalb von nur sechs Stunden entwickelt.

Seitdem haben es schon mehr als 300.000 Menschen gespielt. Viele davon, so sagte Moore weiter, seien aus einem Forum gekommen, dessen Mitglieder sich für den Privatbesitz von AR-15-Sturmgewehren einsetzen. Von dort bekam er nach eigenen Angaben sogar Gewaltandrohungen.

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