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Ein russischer Airline-Besitzer will SpaceX Konkurrenz machen

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Im Wettlauf um die kommerzielle Eroberung des Weltalls mischt ein neuer Teilnehmer mit: Der russische Airline-Besitzer Vladislav Filev will das Schweizer Raumfahrtunternehmen Sea Launch übernehmen und auf den Pfaden von Elon Musk und Co. wandeln.

Raumfahrt als Geschäftsmodell ist längst keine Utopie mehr: Mit Elon Musks SpaceX, Jeff Bezos’ Blue Origin und Richard Bransons Virgin Galactic wetteifern bereits drei große Privatunternehmen um die Erschließung der unendlichen Weiten als Ziel für Weltalltouristen. Diese Firmen arbeiten eng mit der NASA zusammen und unterstützen die US-Raumfahrtbehörde bei ihren Operationen im Weltall. In Kürze könnte ein neuer Konkurrent das Geschäft beleben: Das russische Familienunternehmen S7 Group unter der Führung von Vladislav Filev plant den Einstieg in die kommerzielle Raumfahrt.

Wie Bloomberg berichtet, strebt Filev den Kauf des Schweizer Raumfahrtunternehmens Sea Launch an. Die 1995 gegründete Firma mit Hauptsitz im schweizerischen Nyon betreibt eine zur Raketenabschussstation umgebaute Ölbohrplattform in Äquatornähe und vermarktet von dort aus Raketenstarts. Ursprünglich von Boeing in Kooperation mit russischen, norwegischen und ukrainischen Unternehmen als internationales Konsortium ins Leben gerufen, ist Sea Launch seit 2010 mehrheitlich im Besitz des russischen Luft- und Raumfahrt-Konzerns RSC Energia.

Seit 2014 liegt die Station infolge des Ukraine-Konflikts brach, weil das Land sie mit Trägerraketen versorgte. Vladislav Filev will den Betrieb nun wiederaufnehmen. Seine Motivation scheint dabei vor allem persönlicher Natur zu sein. Laut Bloomberg gab er im Interview an, dass er es „einfach nur schön“ finde, ins Raumfahrtgeschäft einzusteigen. Dabei sieht er sich als ernstzunehmende Konkurrenz für SpaceX und Co. Die Wirtschaftssanktionen gegen Russland und der daraus resultierende schwache Rubel-Kurs sollen dem Unternehmen in die Hände spielen. Immerhin 80 Prozent der Kosten fallen Filev zufolge in Rubel an.

Den Einstieg ins Raumfahrt-Business lässt sich die S7 Group dafür einiges kosten. Offizielle Angaben zur Übernahmesumme gibt es nicht, Insider geben jedoch an, dass Sea Launch für 100 Millionen Dollar in den Besitz von Filevs Unternehmen übergehen soll. Darüber hinaus investiert S7 noch einmal 150 Million Dollar in den Wiederaufbau des Projekts. Unterstützung beim Neustart erhält der Konzern vom Vorbesitzer RSC Energia, entsprechende Verträge wurden am vergangenen Dienstag in Mexiko unterzeichnet.

Bis zur tatsächlichen Wiederaufnahme des Betriebs wird allerdings noch eine Menge Zeit vergehen. Zunächst muss das US-Außenministerium die Übernahme durch die S7 Group genehmigen, da die Raketenstarts von Los Angeles aus koordiniert werden. Das könne laut Filev bis zu neun Monate in Anspruch nehmen. Danach benötige man etwa 18 Monate, bis man den ersten Raketenstart durchführen könne. Sollte sich die Ukraine nicht erneut als Lieferant für Trägerraketen anbieten, müsse man darüber hinaus ein eigenes Modell bauen, was den ersten Start weiter verzögern würde. Über mangelnde Nachfrage macht sich Filev indes keine Sorgen. Es gebe eine Warteliste über mehrere Jahre für Raketenstarts.

Wie erfolgreich die Wiedereröffnung von Sea Launch tatsächlich wird, bleibt jedoch abzuwarten. In seiner bisherigen Geschichte hatte das Unternehmen immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen. 2007 etwa war die Trägerrakete Zenit beim Start unmittelbar auf der Station explodiert, 2009 musste das Unternehmen Insolvenz wegen Überschuldung anmelden.

Für die S7 Group bleibt das finanzielle Risiko aber überschaubar. Das Unternehmen erwirtschaftete unter anderem mit seiner S7 Airline allein im letzten Jahr 1,3 Milliarden Dollar und ist eigenen Angaben zufolge komplett schuldenfrei. Die Übernahme von Sea Launch erfolge bar, sagte Filev.

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