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So seltsam hypnotisch ist es, wenn ein KI-Hirsch durch GTA 5 spaziert

von Michael Rundle
Grand Theft Auto macht immer dann am meisten Spaß, wenn man Chaos über Logik stellt. Da ist es wohl auch kein Wunder, dass ein Projekt, in dem ein künstliches Reh oder ein virtueller Hirsch das Spiel zocken, über Nacht zum Online-Hit wurde.

Im Grunde ist „San Andreas Deer Cam“, ein Videoprojekt des Digital Artist Brent Watanabe, schnell erklärt: Statt eines menschlichen Avatars läuft ein einzelnes Reh beziehungsweise ein einzelner Hirsch durch die Welt von GTA 5. Das Tier wird von einer künstlichen Intelligenz (KI) gesteuert. Ohne erkennbaren Grund und Ziel trottet es durch das 260 Quadratkilometer große San Andreas und interagiert mit den anderen KI-Bewohnern.

Dabei überrascht, wie komplex und seltsam nachhallend die Begegnungen und Abenteuer des Tieres sind – in gewisser Weise ein Beleg für die KI-Fähigkeiten von GTA-Entwickler Rockstar, aber auch die von Watanabe ist. In den ersten 48 Stunden spaziert das Tier im Mondschein am Strand entlang, galoppiert auf den Freeway und verursacht so einen riesigen Stau, findet sich am Meeresgrund wieder und später wird es auch noch in einen Faustkampf verwickelt. Alles Vorfälle, die ohne jede Lösung oder Klärung – das Reh respektive der Hirsch können nicht verwundet werden – einige Tage Dauer (nach In-Game-Zeit).

Ein weiteres Highlight ist der Zusammenstoß zwischen Vierbeiner und vollausgestattetem Panzer. Irgendwann später mischt sich das Tier dann unter Menschen, die in der digitalen Sonne baden – und tut es ihnen gleich. „San Andreas Deer Cam“ ist der hypnotische Hack eines alternden, aber immer noch äußerst beliebten Sandbox-Videogames, das bisher für alles herhalten musste, was man virtuell nur bauen kann – vom Douglas-Adams-Tribut bis zu einer explodierenden Version von „Mario Kart“.

Doch das Projekt hat seine Fehler: Zwei Tage nach dem Start sorgten technische Probleme für einen Crash. Immer wieder ist der Livestream offline, man kann die Spaziergänge des Rehs durch die urbane Nachbarschaft von Los Santos aber auch in einem vor Kurzem aufgenommenen Video genießen:

Während sich KIs an die Komplexität und Flexibilität von menschlichen Gedanken herantasten, zumindest in Spielen oder virtuellen Welten, wird die Möglichkeit von automatisiertem und verfahrensorientiertem Entertainment immer realistischer. Anstehende Games wie etwa Sonys „No Man’s Sky“ werden eine virtuell grenzenlose Anzahl von Welten und Lebensformen beinhalten, darunter (hoffentlich) Kuriositäten, die nicht einmal die Spieleentwickler selbst vorhersehen können.

Es mag unwahrscheinlich klingen, dass jemand sich E-Sports zwischen zwei Computern anschauen würde, aber wenn sich die Leute ein KI-Reh ansehen, das mit KI-Fußgängern interagiert – und bei Watanabes Projekt sind es mehr als 30.000 – dann scheint plötzlich alles möglich. 

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