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Ein Berliner Künstler lässt Skulpturen schweben

von Joely Ketterer
Der Künstler Andrei Loginov kreiert schwebende Skulpturen. Seine Werkzeuge dafür sind Linsen und Prismen – und Bienen, wie sein neustes Projekt in Berlin zeigt.  

Seit zwei Jahren beschäftigt sich Andrei Loginov schon mit Linsenrasterbildern. Im Sommer diesen Jahres hatte der gebürtige Weißrusse aber eine neue Möglichkeit: Diesmal konnte er mit dem Bienenvolk eines Freundes zusammenarbeiten. Die kleinen Insekten inspirierten ihn zum zweiten Teil seiner PROTOTYPES-Serie, die er Biosynthese nennt. Die gesamte Kollektion ist von 15. September bis 8. Oktober im Kunstraum Linie in Berlin zu sehen.

Herausgekommen ist ein gemeinsames Projekt mit einem Superorganismus: In einer Kiste des Bienenstocks stellten die Bienen Waben für Loginovs Werke her. Ihre „Bauarbeiten“ dienten dem Künslter später als Fotografie-Objekte und schweben jetzt in Berlin als 3D-Plastiken in leuchtenden Kästen. „Bienen sind eine kollektive Intelligenz“, sagt Loginov. Zusammen habe ein Volk fünf Milliarden Gehirnzellen – halb so viele wie ein Mensch.

Um die Arbeiten zu erstellen, verwendet der Künstler die fast hundert Jahre alte Lentikular-Technik: Dabei wird ein Objekt aus verschiedenen Perspektiven fotografiert – Loginov macht normalerweise 30 bis 40 Aufnahmen. Mit Hilfe einer Schiene bleibt die Kamera dabei auf einer horizontalen Linie. Die Fotos werden dann in schmale Streifen geschnitten und belichtet. Darüber legt Loginov eine Plexiglasscheibe mit schmalen Wellen in der Struktur.

Die Wellen sind vertikal verlaufende Zylinderlinsen. Je nachdem von wo aus man das Bild betrachtet, fokussiert die Linse den Blick auf die einzelnen Streifen der Fotos. Der räumliche Eindruck entsteht dadurch, dass jedes Auge ein anderes Bild wahrnimmt – durch den Abstand beider Augen gibt es zwei verschiedene Winkel. Wechselt der Betrachter den Standpunkt, verändern die Skulpturen entsprechend ihre Gestalt. Die Effekte wirken dabei ganz ohne optische Hilfsmittel.

In der aktuellen Ausstellung im Kunstraum Linie ist auch der erste Teil der PROTOTYPES-Serie zu sehen: Weitere 3D-Objekte, deren Vorlagen aus verschiedenen Materialien bestanden, wie zum Beispiel Styropor oder Schaumstoff. Man erkennt nicht mehr genau, was mal als Foto-Modell diente – das war Loginovs Idee und lässt Spielraum für die Vorstellungskraft. „Nach so einer Technik habe ich gesucht“, sagt der Künstler. Eine Methode, die den Betrachter in einen „freien Gedankenfluss“ zieht.

Donnerstag, 15. September bis Samstag, 8. Oktober 2016 – Kunstraum Linie, Linienstrasse 144, 10115 Berlin

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