Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Ein anonymer Entwickler hat ein Tool entwickelt, um Neonazis auf Twitter zu entlarven

von Christina zur Nedden
Seit ein paar Tagen sind die Twitter-Timelines voll mit ((( ))). Nutzer setzen ihre Namen aus Solidarität in Klammern, denn der Code wurde jahrelang von Neonazis genutzt, um Menschen mit jüdisch klingendem Namen in sozialen Netzwerken zu attackieren. Jetzt hat ein Entwickler ein Tool entwickelt, das die Verfasser dieser rechtsextremen Tweets identifizieren soll.

Die US-Nachrichtenseite Mic.com berichtete vergangene Woche über einen heimlichen Klammer-Code auf Twitter. Amerikanische Neonazis nutzen diesen, (((Echos))) genannt, um online Menschen mit jüdisch klingenden Namen zu markieren und sie antisemitischen Attacken auszusetzen. Rechtsextreme schreiben dann etwa den Namen Jonathan Weisman so: (((Jonathan Weisman))) und „identifizieren“ ihn als Juden. Weisman arbeitet für die New York Times und schrieb Ende Mai darüber, wie er Opfer eines rechten Mobs im Netz wurde.

Der Klammer-Code ist nicht neu, er blieb nur lange unentdeckt. Warum Klammern? Diese und andere Satzzeichen werden von sozialen Netzwerken bei der Indexierung von Suchergebnissen in der Regel ignoriert, zu viele solcher Zeichen erschweren diese und verlängern Suchergebnis-Listen ins Unermessliche. Neonazis konnten durch so ungestört ihren Hass verbreiten, ohne dabei durch eine einfache Suchanfrage identifizierbar zu sein.

Jetzt hat ein anonymer Entwickler ein Tool entwickelt um die Verfasser der rechtsextremen Tweets zu entlarven. Echo Location sammelt mithilfe der Twitter-API alle Tweets, die das (((Echo))) enthalten auf einer Webseite. Sucht man direkt auf Twitter nach den Klammern, funktioniert die Suchanfrage nämlich nicht.

Der Entwickler, der anonym bleiben will, hofft, dass sein Tool es einfacher macht, Neonazis auf Twitter zu identifizieren. Im Interview mit Motherboard schlug er vor, Echo Location in Kombination mit Geolocation auf Twitter zu nutzen. Geolocation zeigt über die Twitter API, falls die Funktion eingeschaltet ist, von wo aus in der Welt ein Nutzer twittert. Auf der Echo-Location-Website wird außerdem dazu aufgerufen, Tweets von Neonazis direkt zu melden, in der Hoffnung, dass Twitter die Nutzer blockiert.

Das Tool schlägt Neonazis mit dem gleichen Mittel, dass sie für ihren Hass nutzen – Code gegen Code sozusagen. Doch leider könnte Echo Location etwas zu spät kommen. Denn mittlerweile werden die (((Echos))) vor Allem als ein Zeichen der Solidarität mit Opfern von Neonazis genutzt. Echo Location zeigt deswegen derzeit hauptsächlich Tweets von Menschen, die ihre Namen umklammern um auf die Bedeutung der Klammern aufmerksam zu machen.

Das Tool könnte erst dann wieder richtig funktionieren, wenn „(((“ aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwindet. Dann kann es aber auch gut sein, dass Neonazis sich ein neues Symbol einfallen lassen, um Menschen online zu attackieren.

+++ Mehr von WIRED regelmäßig ins Postfach? Hier für den Newsletter anmelden +++ 

GQ Empfiehlt