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Johanna Wankas Strategie für digitalere Schulen

von Katharina Nickel
Das Bundesbildungsministerium will den digitalen Wandel in Schulen vorantreiben. Die am Mittwoch vorgestellte „digitale Bildungsoffensive“ sieht Subventionen von fünf Milliarden Euro vor, vor allem für WLAN und Endgeräte. Das stößt beim Deutschen Lehrerverband nicht gerade auf Begeisterung.

Bundesbildungsministerin Johanna Wanka hat am Mittwoch in Berlin ihre „Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft“ vorgestellt. Dabei geht es um die nach Ansicht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) notwendigen Voraussetzungen für die Lernprozesse des 21. Jahrhunderts. Das schließe die nötigen IT-Kenntnisse und den souveränen Umgang mit digitaler Kommunikation und digitalen Medien ein, heißt es in einer Pressemitteilung des BMBF.

„Wir müssen bei der digitalen Bildung einen großen Sprung nach vorn machen“, sagte Wanka. Als Lösung schlägt sie einen sogenannten DigitalPakt#D vor: Über einen Zeitraum von fünf Jahren sollen die rund 40.000 deutschen Grundschulen, weiterführenden allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen insgesamt fünf Milliarden Euro vom Bund erhalten. Damit sollen Breitbandanschlüsse, WLAN und digitale Endgeräte subventioniert werden.

Im Gegenzug sollen sich die Länder dazu verpflichten, die neuen pädagogischen und technischen Standards in der Aus- und Fortbildung von Lehrern und in der schulischen Praxis umzusetzen. Die Vereinbarung basiert auf Artikel 91c des Grundgesetzes, der es ermöglicht, dass Bund und Länder trotz des ihnen zugrundeliegenden föderalistischen Systems eine Kooperation im Bereich der Informationstechnik eingehen können. Die finanziellen Mittel stellt dabei der Bund zur Verfügung. Die Schulträger sollen sie beantragen, um nicht einzelne Schulen damit zu belasten. Eine langfristige Gesetzesänderung sei dafür nicht nötig, so Wanka. Auch bei der Integration von Flüchtlingen in Deutschland arbeiten Bund und Länder mittlerweile auf diese Weise zusammen.

Weitere Maßnahmen der Bildungsoffensive umfassen eine Schul-Cloud, die Einrichtung regionaler, digitaler Kompetenzzentren sowie einer OER-Informationsstelle. Das Projekt Berufsbildung 4.0 umfasst die Digitalisierung in der Berufsausbildung, während gleichzeitig Studiengänge digital weiterentwickelt werden und ein Bundespreis Digitale Bildung eingeführt wird.

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Ein entscheidender Appell richtet sich an die Lehrer selbst: „Zentral für den Erfolg digitaler Bildung ist die Pädagogik – digitale Technik muss guter Bildung dienen, nicht umgekehrt“, sagte Wanka.

Bereits Anfang 2015 veröffentlichte die Bundesregierung ein Papier zum geplanten Pakt für Digitale Bildung zur Stärkung der Medienkompetenz an deutschen Schulen. Der Deutsche Lehrerverband (DL) reagierte darauf jedoch mit heftiger Kritik. In einer Presseerklärung machte er in vier Punkten seine Zweifel an der Strategie deutlich: „Medienbildung ist ein wichtiger Auftrag von Schule. Die Bundesregierung soll aber nicht so tun, als seien die Schulen hinter dem Mond.“ Eine Förderung der Schüler im Digitalbereich sei wichtig, ein Informatikunterricht in der Grundschule aber viel zu früh, heißt es weiter.

Im Gespräch mit WIRED bestätigte DL-Präsident Josef Kraus diese Zweifel erneut. „Die Initiative beinhaltet drei große Fragezeichen, ein verfassungsrechtliches, ein finanzielles und ein pädagogisches.“ Dem nach eigenen Angaben „überzeugten Föderalisten“ zufolge habe der Bund keine Berechtigung, sich in schulische Belange einzumischen. Außerdem sei der bauliche Sanierungsbedarf in den Schulen, vor allem im Sanitärbereich und in der Leseförderung, dringlicher als Computer und WLAN. „Wer sagt überhaupt, dass mehr Digitalisierung auch mehr Lern- und Schulerfolg mit sich bringt?“, sagte der Pädagoge. „Was wir vielmehr brauchen, sind mündige Mediennutzer, die vor allem mit den Gefahren des digitalen Wandels umgehen können.“

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