In vielen Kunstausstellungen gehört das Digitale längst zum guten Ton. Videoclips, interaktive Installationen, Projektionen und Animationen begleiten die Präsentation oder sind Teil der Werke modernerer Künstler und Künstlerinnen. Nur der Besitz von und Handel mit digitaler Kunst erweist sich bisher als schwierig. Welchen Wert hat schon eine Videoanimation, die man unendlich oft kopieren kann?
Das britische Unternehmen Sedition arbeitet seit fünf Jahren daran, digitale Kunst einzigartig zu machen. Die Plattform verkauft speziell angefertigte und limitierte Werke – derzeit Bilder und Videos – von namhaften Künstlern wie Damien Hirst, Tracey Emin oder Yoko Ono. Die Käufer erhalten einen persönlichen Online-Tresor, in dem die mit einem Echtheitszertifikat versehenen Werke gelagert werden. Sie können die Werke dann mittels Browser oder App unter anderem auf TV-Monitoren betrachten. Ein Download ist nicht vorgesehen.
Ein digitaler Gebrauchskunstmarkt, der Spaß macht, die Urheber beteiligt und nicht nur der Altersvorsorge der Sammler dient
Auch der Handel mit den digitalen Kunstwerken läuft über Sedition, denn die Nutzer können ihre erworbenen Werke auch verkaufen. Zudem können sich Künstler auf der Plattform anmelden, um eigene Kunst zum Kauf anzubieten.
Man runzelt zuerst die Stirn, doch das System ist durchaus sinnvoll. Schließlich wird besonders in der Games-Welt längst mit virtuellen Gütern gehandelt, warum also nicht auch mit digitalen Kunstwerken? Die Kreation eines eigenen Ökosystems für digitale Kunst ist dabei sicher die beste Möglichkeit, einen Markt dafür zu schaffen und mit entsprechenden Limitierungen könnten auch Werte entstehen.
Die derzeit angebotenen Werke bei Sedition schwanken zwischen Trash und Großartigkeit – wie in der nicht-digitalen Kunstwelt eben auch. Doch bei einigen habe ich mich dabei ertappt, sie mir mit großem Interesse auf einem Tablet oder Monitor an der Wand vorzustellen.
Die gebotenen Preise sind bei Sedition bisher noch auf einem erschwinglichem Niveau, der Einstig ist also leicht. Ein limitiertes Foto von Wim Wenders für acht Euro: Warum nicht? Und vielleicht muss es ja auch gar keine Mondpreise geben, eventuell etabliert sich mit Sedition eine Art digitaler Gebrauchskunstmarkt, der einfach Spaß macht, die Urheber beteiligt und eben nicht in erster Linie der Altersvorsorge der Sammler dient.
Wünschenswert wären im Portfolio interaktive Kunstwerke, die beispielsweise auf Bewegungen, Tageszeiten, Börsenkurse oder das Wetter reagieren – doch dafür braucht es natürlich in erster Linie Künstler, die in diesen Formaten arbeiten können und wollen. Allein dafür wäre Sedition der Erfolg gegönnt: für einen neuen künstlerischen Bereich und einen Markt mit völlig neuen Käufern.
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