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So schön hässlich wirkt die Erde aus dem All

von Bernd Skischally
Gesenkten Blickes hasten wir jeden Tag von A nach B, von Haus zu Haus, Termin zu Termin. Das große Ganze gerät dabei schnell aus den Augen. Was da hilft? Der geschärfte Blick auf die Erde aus dem Weltall, wie ihn das Instagram-Projekt „Daily Overview“ möglich macht. Die eindrucksvollsten Aufnahmen der Fotosammlung aus der Astronauten-Perspektive erscheinen nun in einem Bildband.

Abgeleitet ist der Name des Projekts, das der New Yorker Fotograf Benjamin Grant seit 2014 in Zusammenarbeit mit der Satellitenbilder-Plattform Digital Globe betreibt, vom sogenannten Overview-Effekt. Seit dem gleichnamigen Buch von Frank White aus dem Jahr 1987 wird damit die transformative Erfahrung beschrieben, die Astronauten machen, wenn sie unseren Planeten vom Weltall aus betrachten.

So erzählen die Raumfahrer übereinstimmend, dass sie im All eine tiefgreifende Ehrfurcht vor den Zusammenhängen auf unserem Planeten erfasst habe und dass sie mit einem massiv gesteigerten Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt auf die Erde zurückgekehrt seien. Der ehemalige ISS-Bordingenieur Ron Garan etwa sagt in einem Kurzfilm, der ebenfalls Overview heißt und hier zu sehen ist: „Wenn wir auf die Erde aus dem Weltraum herabschauen, sehen wir diesen erstaunlichen, unbeschreibbar schönen Planeten, der wie ein lebender, atmender Organismus aussieht. Gleichzeitig begreifen wir, wie verletzlich er ist.“

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Genau diese Verletzlichkeit ist auch zu spüren, wenn man Benjamin Grants Fotoserie sieht. Neben vom Menschen gerodeten Brachebenen und der massiven Ausdehnung urbaner Flächen zeigen die Bilder unwirtliche Industrie-Orte, etwa die Kohleminen von Qinhuangdao in China.

Dass selbst die abscheulichsten Eingriffe in die Natur auf den gezeigten Bildern noch einer gewissen Ästhetik folgen, die meist mit dem für den Menschen typischen Sinn für geometrische Formen zu tun hat, ist dabei kein Zufall. „Jede Überblicksaufnahme startet mit einem Gedankenexperiment. Wir überlegen uns Szenarien, die zeigen, wie der Mensch seine Spuren auf dem Planeten hinterlässt und identifizieren dann die entsprechenden Orte mit samt der Geo-Koordinaten“, erklärt Benjamin Grant.

Die Bildausschnitte, die Grant und sein Team schließlich wählen, sollen möglichst spektakulär sein, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. „Die Aufnahmen von oben zeigen eine faszinierende Ebenheit, einen überraschenden Komfort der systematischen Organisation in großem Maßstab und leuchtende Farben. Sobald wir die Aufmerksamkeit des Betrachters haben, hoffen wir, dass er über die Ästhetik hinaus denkt und überlegt, was all das für unseren Planeten bedeutet“, schreibt Grant auf der Website für das neue Buch.

Selbst das hippieske Burning Man Festival folgt vom Weltall betrachtet einer klaren Struktur. Wobei: Bedenkt man die UFO-Leidenschaft an der Westküste der USA überraschen die raumschiffartig angeordneten Festival-Flächen dann doch wieder nicht.

Einen ganz und gar nicht amüsanten Hintergrund hat eine andere Menschenansammlung in der Wüste – das Flüchtlingslager in Dadaab im Osten Kenias, in dem schon seit 25 Jahren Menschen Zuflucht vor den Kriegen in der Region suchen. Dort leben aktuell rund 600.000 Menschen.

Das Buch „Overview: Faszinierende Bilder unserer Erde aus dem Weltall“ von Benjamin Grant kostet 30 Euro und lässt sich hier bestellen.

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