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Diese App findet, meine Snapchat-Kritzeleien sind Kunst: Die WIRED-Woche

von GQ
Anfänger sein ist im digitalen Alltag ziemlich normal, ständig gibt es neue vielversprechende Apps zum Ausprobieren. WIRED-Chefredakteur Nikolaus Röttger hat diese Woche mit Snapchat gleich mal sein Datenvolumen gekillt – und fühlt sich geschmeichelt von der Foto-App The Roll.

Snapchat hat mein Datenvolumen gefressen. Sieben Gigabyte einfach weg, zehn Tage vor dem Ende meines ganz persönlichen Rechnungsmonats. Auf der re:publica war ein Snapchat-Hype ausgebrochen und ich geriet in den Datenrausch. Anfängerfehler, ich weiß. Mehrmals hatte ich mir die App schon heruntergeladen und sie dann doch immer wieder gelöscht, weil ich niemanden kannte, mit dem ich hätte snappen können. Jetzt kenne ich andere Nutzer.

„Für Snapchat, liebe Marketing-Menschen, braucht man mehr als potenzielle Kunden. Man braucht Freundinnen, Freunde oder wenigstens Bekannte“, kommentierte unser Kolumnist Johnny Haeusler nach der re:publica. Titel seiner Kolumne: „Ihr wollt Snapchat doch gar nicht verstehen!

Auf jeden Fall habe ich fleißig Videos verschickt in den vergangenen Tagen. Sieben Gigabyte Daten gegen lustige Filmchen getauscht. Eigentlich kein schlechter Deal. Nur: Bei meinem Mobilfunkanbieter kann ich das Datenvolumen nicht mehr erweitern. Ich habe es online versucht und über die Hotline, aber offenbar will mein Provider (nachdem er mir für sehr teures Geld automatisch ein paar MB aufgebucht hatte) nicht noch mehr schnelles Datenvolumen verkaufen. Es gibt keine Option. Das kann doch nicht sein, oder? Hallo, hier ist ein Kunde, der Geld ausgeben will.

So konnte ich die vielleicht spannendste neue App der Woche nur im WLAN testen – apropos, lieber Mobilfunkanbieter: Jetzt, wo die Störerhaftung weg ist, kommen hoffentlich bald mehr Hotspots, dann reichen mir sicher auch ein paar mickrige MB Datenvolumen.


Aber Snapchat war nicht das einzige interessante Bild-Angebot für mich in dieser Woche. Es ist bestimmt ein Jahr her, da war ich im Büro des Berliner Foto-App-Startups EyeEm. Gründer Flo Meissner präsentierte mir damals, wie er die Bildersuche weiterentwickeln will und ein Algorithmus das beste Bild bestimmen können soll – und jetzt am Donnerstag hat sein Startup die neue Foto-App The Roll herausgebracht, die genau das verspricht.

The Roll hilft beim Bildersortieren auf dem Handy. Sie kann Orte und Dinge erkennen und ordnet die Fotos auch nach Stimmungen und Farben: Yellow, Love, Cute, Sky, alles dabei, nur in der Kategorie Coffee landet auch eine Weinflasche.

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Aber die Google-Photo-App, die ich an sich sehr schätze, hat auch ihre Macken. Ich mag die Animationen, die erstellt werden, und bin begeistert von der automatischen Zuordnung von Bildern zu Orten und Dingen (Strände, Himmel, Muttertag). In der Kategorie Hunde steht bei mir allerdings gern mal das Foto eines Pferdes, aktuell auch ein Blumenstrauß. Was ja noch harmloses Versagen der Software ist im Vergleich zu dem, was letztes Jahr passierte: Da taggte die App noch zwei Menschen mit dunkler Hautfarbe als Gorillas.

Ein Grund, warum die Microsoft-Forscherin Kate Crawford auf der re:publica (einer meiner Lieblingsvorträge dieses Jahr) zu Recht anmahnte, wir bräuchten ethische und moralische Standards für Algorithmen. Microsoft hatte kürzlich ja eine ähnlich desaströse Software-Problematik, als ein Twitter-Bot des Unternehmens innerhalb kürzester Zeit rassistisch wurde.


Ich drücke EyeEm die Daumen, dass ähnliche Fehler nicht passieren. Die neue App The Roll immerhin löst ein Problem, das wir alle kennen: Wir fotografieren jede Situation ungefähr zehn Mal in der Hoffnung, den richtigsten unter den richtigen Moment zu treffen. Dann sind zehn Fotos auf dem Handy – und man müsste sie alle anschauen, um zu entscheiden, welches das beste ist. Das übernimmt nun The Roll. Und es hat in meinem eintägigen Test erstaunlich gut funktioniert, manchmal war ich zwar auch anderer Meinung, das macht aber nichts, denn die Idee ist ja: Der Algorithmus hilft, entscheiden kann ich selbst.

Ich kann nun eben relativ schnell neun der zehn Fotos wegschmeißen. Das hilft mir zwar nicht bei meinem LTE-Datenvolumen. Aber für das Datenspeichervolumen auf meinem Smartphone. Den Speicherplatz hat nämlich auch Snapchat aufgefressen, weil ich manch Emoji-Kritzel-Gaga-Foto und -Video im Rausch lokal auf dem Smartphone gespeichert hatte. Noch ein Anfängerfehler, ich weiß. Aber dafür hat The Roll einige Snapchat-Kritzelbilder in die Kategorie „Art“ sortiert.


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