Während der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten gerade ein Machtwort für die Eheschließung Homosexueller gesprochen hat, sieht es in anderen Teilen der Welt in Sachen Gleichberechtigung finster aus. In vielen Ländern werden auch noch im 21. Jahrhundert Mitglieder der LGBT-Community juristisch benachteiligt, verfolgt und ausgegrenzt. Selbst die Bundeskanzlerin ist sich nicht zu schade, sich einerseits gegen Diskriminierung auszusprechen, aber im selben Atemzug die Eheschließung von gleichgeschlechtlichen Partnern abzulehnen.
Besonders weit verbreitet ist die Ausgrenzung von Schwulen und Lesben in Russland. In einer Umfrage vom vergangenen Freitag sprachen sich 80 Prozent der Teilnehmenden gegen die gleichgeschlechtliche Ehe aus. Nur acht Prozent waren dafür. 41 Prozent der Befragten vertraten sogar die Auffassung, dass die Behörden Homosexuelle verfolgen sollten, „um das Phänomen auszulöschen“. Mitschuld an dieser Entwicklung trägt die russische Regierung unter Vladimir Putin, die 2013 ein restriktives Gesetz gegen „homosexuelle Propaganda“ erlassen hat und öffentlich Stimmung gegen Minderheiten macht, um von den realen Problemen des Landes abzulenken.
Wie tief dieser Hass in der russischen Gesellschaft verwurzelt ist, haben zwei YouTuber von ChebuRussiaTV nun in einem dreieinhalbminütigen Video dokumentiert. In dem mit versteckter Kamera gefilmten Clip ist zu sehen, wie die beiden Hand in Hand durch Moskau gehen — und wie ihre Umgebung darauf reagiert. Gelächter und ungläubige Blicke gehören noch zu den harmlosesten Reaktionen der Passanten. Immer wieder werden die beiden beleidigt, zweimal sogar tätlich angegriffen. Kleiner Hoffnungsschimmer: Innerhalb von zwei Tagen haben mehr als drei Millionen Menschen das Video angesehen und sind somit Zeugen davon geworden, wie es um Mitgefühl und Toleranz in Russland bestellt ist.