Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Die NSA wusste mehr über Snowdens Bedenken als sie zugegeben hat

von WIRED Editorial
Hat Edward Snowden seine moralischen Bedenken gegenüber der NSA deutlich gemacht, bevor er zum Whistleblower wurde? Neue Dokumente zeigen: Es gab mehr Kontakt als bisher angenommen. Snowden selbst will sich aus der neuen Debatte aber lieber raushalten.

Die US-Geheimdienste stellen Edward Snowden gerne als Whistleblower mit Doppelmoral dar. Nach den Leaks des ehemaligen NSA-Mitarbeiters vor drei Jahren betonten sie immer wieder: Snowden habe kritische Daten gestohlen und sei dann ins Ausland geflohen. So aber verhalte sich kein echter Patriot, sagt sogar Präsident Obama.

Diese Sichtweise bekommt jetzt Lücken, denn Snowden hat sehr wohl den Kontakt gesucht, lange bevor er sich zu seinen drastischen Schritten entschloss. Das zeigen Dokumente, die Vice News durch eine Freedom-of-Information-Act-Klage einsehen konnte und die jetzt auch die NSA selbst veröffentlich hat.

In den Unterlagen befinden sich Protokolle bisher unbekannter Kontakte zwischen Snowden und dem Oversight-and-Compliance-Büro der NSA. Sogar ein Treffen soll es gegeben haben. Der genaue Inhalt von Snowdens Kritik bleibt unklar, er scheint aber zumindest rechtliche Bedenken an der massenhaften Datensammlung des Geheimdienstes zum Ausdruck gebracht zu haben.

+++ Snowden sprach auch auf der diesjährigen re:publica. WIRED fand: Er verpasst seine eigene Debatte. +++

Snowden hat immer wieder beteuert, den Kontakt zu seinen Vorgesetzten gesucht zu haben.„Ich habe diese klar problematischen Programme gegenüber mehr als zehn Offiziellen gemeldet, keiner davon hat etwas dagegen getan“, erklärte er etwa 2014 vor dem Europäischen Parlament.

Die neuen Dokumente zeigen auch, dass die NSA diese Kontakte nach den Leaks im Jahr 2013 systematisch verneint hat. „Unsere Ergebnisse lauten, dass wir keine Anzeichen in den Interviews, E-Mails oder Chats gefunden haben, die seine Aussagen stützen“, schreibt ein NSA-Beamter in einer E-Mail.

Snowden selbst äußert sich zu den neuen Entwicklungen nicht. Sein Anwalt gab gegenüber Vice News an, dass die NSA „noch immer mit gezielten Veröffentlichungen spielt“ und Snowden dabei nicht mitmachen wolle. Seit seinen mittlerweile weltbekannten Leaks vor drei Jahren, in denen der Whistleblower die Überwachungstaktiken der NSA offenlegte, lebt Snowden im Exil in Russland. Mittlerweile gibt es eine ganze Bewegung, die sich darum bemüht, alle seine Dokumente zugänglich zu machen.

+++ Mehr von WIRED regelmäßig ins Postfach? Hier für den Newsletter anmelden +++ 

GQ Empfiehlt
Die Zukunftsvisionen des Barack Obama

Die Zukunftsvisionen des Barack Obama

von Timo Brücken