Erneuerbare Energien spielen in Marokko eine größere Rolle als in anderen Ländern der arabischen Welt. Das Königreich verfügt nur über wenige Gas- und Ölreserven und importiert deutlich mehr Strom als seine Nachbarstaaten. Deshalb will Marokko mit dem Kraftwerk Noor bis zum Jahr 2020 rund 42 Prozent seines Energiebedarfs decken — dann wird die Anlage wohl die größte der Welt sein. Noor I ist die erste von insgesamt fünf Anlagen, die in der Wüste im Süden des Landes entstehen. Nach der Fertigstellung des Sonnenwärmekraftwerks soll damit eine Gesamtleistung von 2.000 MW möglich sein.
Das Kraftwerk kann die Sonnenenergie speichern und je nach Bedarf und auch bei Dunkelheit abgeben. Als Standort wurde das Gebiet vor der marokkanischen Sahara zum einen aufgrund der Intensität der dort auftretenden Sonnenstrahlung und zum anderen aufgrund der politischen Stabilität gewählt. Auch Deutschland ist an dem Projekt beteiligt: Wie die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) berichtet, sollen von den Gesamtkosten von etwa 2,2 Milliarden Euro etwa 834 Millionen aus Deutschland kommen.
Umweltschützer sehen das Projekt auch kritisch: Einerseits schont die Solaranlage die natürlichen Ressourcen des Landes und senkt die Kohlendioxidemissionen, doch andererseits stammen die Wassermassen, die für die Kühlung gebraucht werden, aus dem nahe gelegenen Staubecken des Mansour-Eddahbi-Damms. Bei einer längeren Dürre könnte das durchaus zu Problemen führen.