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Die drei größten Bedrohungen für das Web (laut seinem Gründer)

von GQ
Das World Wide Web in seiner jetzigen Form ist auf drei Arten bedroht: durch das Teilen persönlicher Daten, durch Fehlinformation und durch politische Werbung. Das schreibt Tim Berners-Lee, der Begründer des WWW, in einem offenen Brief zum Geburtstag seiner Schöpfung.

Vor 28 Jahren, am 12. März 1989, stellte Berners Lee die Grundidee vor, aus der schließlich das World Wide Web wurde. Seitdem ist viel passiert, die Einführung des Smartphones etwa, der Aufstieg von Social Media und eine allgemeine Ausweitung der Möglichkeiten, sich mit anderen zu vernetzen. In seinem offenen Brief zum Geburtstag des Web schreibt Berners-Lee jedoch, er sei in den vergangenen Jahren „immer besorgter“ geworden, und fordert „einen Kampf gegen staatliche Übergriffe in Überwachungsgesetzen“.

„Ich habe mir das Web als eine offene Plattform vorgestellt, die es allen erlaubt, überall Informationen zu teilen, Möglichkeiten zu nutzen und über geografische und kulturelle Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten“, so der Gründungsdirektor der World Wide Web Foundation. „Auf viele Arten ist das Web dieser Vision gerecht geworden, doch es gibt immer wiederkehrenden Kampf um seine Offenheit.“

Sie verabschieden extreme Gesetze, die auf unserem Recht auf Privatsphäre herumtrampeln

Tim Berners-Lee, Begründer des World Wide Web

Berner-Lee benennt den Kontrollverlust über persönliche Daten als eine der größten Herausforderungen. Individuen hätten zu wenig Kontrolle darüber, was große Unternehmen wie Facebook und Google mit den Daten machen, die sie ihnen im Gegenzug für den Zugriff auf deren Plattformen überlassen.

„Durch Kooperation mit – oder Zwang gegenüber – Unternehmen beobachten Regierungen immer stärker all unsere Online-Bewegungen und sie verabschieden extreme Gesetze, die auf unserem Recht auf Privatsphäre herumtrampeln“, schreibt Berners-Lee. „Das hat einen abschreckenden Effekt auf die Ausübung der Meinungsfreiheit und verhindert, dass das Web als Ort für die Diskussion wichtiger Themen genutzt wird, zum Beispiel heikle Gesundheitsfragen, Sexualität oder Religion.“


Ähnlich hat sich der Begründer des Webs vor Kurzem schon zum neuen britischen Investigatory Powers Act geäußert, der Ermittlungsbehörden und Sicherheitsdiensten weitreichende Möglichkeiten zum Hacking und zur Datensammlung einräumt. Im November sagte Berners-Lee, die Gesetze seien „undemokratisch“ und kreierten einen „Sicherheits-Albtraum“.

An anderer Stelle in seinem offenen Brief warnt Berners-Lee, „Fake News“ könnten sich zu einfach verbreiten. Ohne Namen von Unternehmen zu nennen – aber mit einem Link auf einen Artikel über Facebook versehen – schreibt er, Websites würden mehr Geld machen, wenn ihre Links angeklickt werden. Das sorge dafür, dass Inhalte, die „überraschen, schockieren oder unsere Vorurteile ansprechen“, sich schneller verbreiteten. Berners-Lee fügt hinzu: „Mit Hilfe von Datenanalyse und Armeen von Bots können diejenigen mit schlechten Absichten das System austricksen und Fehlinformation zu ihrem finanziellen oder politischen Vorteil verbreiten.“

Als letztes weist er darauf hin, dass es mehr Transparenz und ein besseres Verständnis hinsichtlich politischer Werbung geben müsse. „Es gibt Hinweise, dass politische Werbung mancherorts – in den USA und rund um die Welt – auf unethische Weise genutzt wird – zum Beispiel um Wähler auf Fake-News-Seiten zu locken oder sie von der Wahlurne fernzuhalten“, schreibt Berners-Lee. „Gezielte Werbung erlaubt es einer Kampagne, zu unterschiedlichen Zielgruppen völlig unterschiedliche, möglicherweise widersprüchliche Dinge zu sagen.“

Die Lösung dieser drei Probleme? Tim Berners-Lee fordert einen neuen Weg für Personen, ihre eigenen Informationen zu besitzen und zu kontrollieren sowie mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, die online großen Einfluss haben.


WIRED.uk

Dieser Artikel erschien zuerst bei WIRED.uk
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