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„Batman v Superman“ ist nur die Vorbereitung auf einen noch schlechteren Film

von Oliver Franklin-Wallis
Batman v Superman“ ist ein Film auf den viele gewartet haben. Doch seine Versprechen kann der Superhelden-Blockbuster nicht erfüllen. Der „Justice League“-Film, den er vorbereiten soll, ist WIRED-Redakteur Oliver Franklin-Wallis jetzt schon egal.

Heutzutage scheinen Superhelden ihre Tage mehr damit zu verbringen, sich gegenseitig zu bekämpfen, statt die Welt zu retten. Kein „Avengers“-Abenteuer kommt ohne die obligatorische interne Fehde aus. In „The First Avenger: Civil War“ hat Steve Rogers einen Schlagabtausch mit Tony Stark und auch die X-Men kabbeln sich ständig.

Und natürlich ist da „Batman v Superman: Dawn Of Justice“ der Vater aller geschmeidigen Wrestling-Attacken unter Superhelden. The Dark Knight gegen den Ritter im Umhang. Verstand gegen Muskelkraft. Mann gegen Gott. Und: Mann, ist das eine Katastrophe!

„Batman v Superman“ ist ein Vorwand für einen Film. Ich meine das im ganz wörtlichen Sinne: Der anscheinend einzige Grund für seine Existenz ist, dass er ein neues Blockbuster-Franchise beginnen soll, dass in eine „Justice League“-Serie mündet. Komme, was da wolle – Storytelling adé.

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Nur wenn man diesen Blickwinkel einnimmt, haben die endlosen Nebenhandlungen, die flache Zeichnung der Charaktere und die verworrene Haupthandlung irgendwann einen Sinn. Das ist Filmemachen mit umgekehrter Herangehensweise: beginnend mit der Behauptung, Batman und Superman müssten einen Kampf austragen, nur um schließlich ihre Kräfte zu vereinen. Von dieser Prämisse aus arbeitet der Regisseur rückwärts, während beiläufig Wolkenkratzer voller unschuldiger Menschen explodieren. 

„Dawn Of Justice“ fängt da an, wo „Man of Steel“ aufhört: Wir sehen Ben Afflecks Bruce Wayne in Metropolis während der finalen Schlacht zwischen Superman und Zod (wieso auch immer er Gotham verlassen hat). Während die Kryptonier sich ihren Weg durch die Stadt bahnen und dabei auch die Zentrale von Wayne Enterprise mit sich reißen, muss Batman seiner Sterblichkeit gegenübertreten — sowie einer potenziellen Bedrohung für die Menschheit.

Vollgestopft mit Charakteren, denen keine Zeit für die eigene Entwicklung gegeben wird

Das ist auch schon alles, was man wissen muss, und trotzdem gibt es noch so viel mehr: Lex Luthor (gespielt vom irritierend manischen Jesse Eisenberg), der sich mit Kryptonit sowie seinem eigenen Groll gegen Superman stellt. Ein rücksichtsloser Senator, der seine Alleinherrschaft ausweiten will. Ein unzufriedener, ehemaliger Angestellten von Wayne Enterprise, der seine eigenen Pläne hat. Und eine Nebenhandlung, in der Lois Lane als Reporterin im Nahen Osten einen Vertuschungsskandal aufdeckt. 

Leicht wird vergessen, dass Marvel vor dem ersten „Avengers“-Film bereits vier andere Superhelden-Streifen gedreht hatte. „Batman v Superman“ ist der zweite nach „Man of Steel“ in diesem Franchise, und nimmst sich nicht annähernd ausreichend Zeit für die Entwicklung seiner Charaktere. Stattdessen ist der Film mit ihnen vollgestopft, ohne dass er sich selbst diesen Umstand mit einem Augenzwinkern eingesteht. (Lex Luthor war sogar nett genug, für alle Helden Logos zu designen.)

Außerdem gibt es vier Traumsequenzen, jede dient dem Zweck, entweder lechzende Fanboys und -girls mit Easter Eggs zu berieseln oder einen dringend benötigten Einblick in die Beweggründe eines Charakters zu bieten. Gut geschriebene Dialoge waren hier offenbar einfach keine Option. Zack Snyder hat wenig Geduld für Subtilität — es handelt sich immerhin um den Regisseur von „300“ und „Suckerpunch“. Man muss sich also auf 9/11-Metaphern einzustellen, bis auch der letzte Zuschauer um Gnade bettelt. 

Es werden zwangsläufig Essays über „Batman v Superman“ geschrieben werden, das gehört gerade zu unserer Kultur. Das Nachsinnen des Films über Macht und das moralisch Gute im Zeitalter des Terrors ist nicht wirklich subtil. Doch es ist eine Schande, dass seine Gedanken weder so nuanciert oder relevant sind wie die „Batman“-Trilogie von Christopher Nolan. 

Es gibt aber auch Highlights: Ben Affleck gibt einen überzeugenden Bruce Wayne, indem er ihm eine rohe Brutalität und Kraft gibt, die sich merklich von Christian Bales jüngster Darstellung abhebt. (Es schmerzt nur, dass Batmans hellgrauer Anzug mit seiner verdrießlichen Ästhetik fehl am Platz wirkt.) Gal Godots Wonder Woman ist eine unterhaltsame Abwechslung, während man darauf wartet, dass der titelgebende Kampf endlich beginnt. Und Jeremy Iron mimt einen angenehm herben Alfred. Doch der beste Scherz bleibt, dass der Film impliziert, eine Tageszeitung hätte tatsächlich ein Budget für Helikopterflüge.

Aber „Dawn Of Justice“ schafft es in keinem Moment, mehr zu sein als nur ein Blockbuster-Film, der ein zu erwartendes Programm abspielt. Brauchen wir wirklich noch eine weitere Wiederholung von Batmans Weg zum Superhelden? Brauchen wir wirklich einen weiteren Superman, der unter Selbstzweifeln leidet? Sogar die finale Schlacht fühlt sich — wenn sie endlich kommt — sinnlos an: Sie hätte Lois Lane verhindert werden können, wenn sie nur Superman vor Lex Luthors Plan gewarnt hätte. Er jedoch ist verstimmt, und so müssen eben Unschuldige sterben. 

Es geht nicht um Gerechtigkeit, sondern um die „Justice League“.

Vielleicht ist das die Wurzel aller Langeweile, die einen bei „Batman v Superman“ überfällt. Der Film spielt in einer Welt, in der Ideale Anachronismen sind und sogar Superhelden ohne Zögern töten. Er folgt lediglich der Behauptung des Dark Knight: „Du stirbst entweder als Held oder du lebst lange genug, um festzustellen, dass du zu einem Schurken geworden bist.“

Warum sollten wir aber erneut einen dieser beiden launischen Tyrannen anfeuern?

Es geht in diesem Franchise also nicht um Gerechtigkeit, sondern nur um die „Justice League“: Da bin ich raus.

„Batman v Superman: Dawn Of Justice“ läuft bereits im Kino. 

Dieser Artikel erschien zuerst bei WIRED UK

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von WIRED Editorial