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Fast ohne Astrophysik: „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ ist ein Weihnachtsfilm über Stephen Hawking

von Oliver Klatt
Der begnadete Cambridge-Student Stephen Hawking ist nur 21 Jahre alt, als bei ihm Amyothrope Lateralsklerose diagnostiziert wird. Die unheilbare Nervenkrankheit schreitet schnell voran und führt zur Muskellähmung im gesamten Körper. Die Ärzte geben ihm noch zwei Jahre.

Heute, mehr als ein halbes Jahrhundert später, lebt und forscht Stephen Hawking noch immer. Seine Bücher über schwarze Löcher und die eigentümliche Natur der Zeit haben unser Verständnis des Universums auf den Kopf gestellt. Vielen gilt er als geistiger Nachfolger von Isaac Newton und Albert Einstein. Dass er 1985 seine Fähigkeit zu sprechen verlor und eine schnarrende Computerstimme seither zu seinem Markenzeichen geworden ist, hält Hawking nicht davon ab, sich in aktuelle Debatten einzumischen. Gerade erst hat er in einem Interview mit der BBC davor gewarnt, dass eine allzu ausgereifte künstliche Intelligenz irgendwann ein eigenes Selbstbewusstsein entwickeln und damit zur Gefahr für die Menschheit werden könnte.

Der Witz, die Brillanz, die Sturheit. Hawking hat die Persönlichkeit eines Rockstars.

James Marsh, Regisseur von „Die Entdeckung der Unendlichkeit“

Sein langes Leben verdankt Hawking auch einer jungen Literaturstudentin namens Jane Wilde, die sich kurz vor dem Ausbruch seiner Krankheit in ihn verliebt. 1965 heiraten die beiden, und in den kommenden Jahrzehnten kümmert sie sich aufopfernd um ihn und weicht auch dann nicht von der Seite ihres Mannes, als er nach und nach den Großteil seiner motorischen Fähigkeiten verliert. Während ihrer Ehe bringt Jane Hawking drei Kinder zur Welt. 1990 trennen sich die Hawkings, sie haben sich auseinandergelebt und beide verfolgen schon andere romantische Interessen.

Diese Liebesgeschichte erzählt der Spielfilm „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ gleichermaßen anrührend wie schonungslos. Vorlage für das Drehbuch waren die Erinnerungen, die Jane Hawking in ihrem Buch „Die Liebe hat elf Dimensionen: Mein Leben mit Stephen Hawking“ festgehalten hat. „Der Film zeigt, wie es ist, mit jemandem zusammenzuleben, der gleichzeitig behindert und ein Genie ist. Er blendet nicht aus, welche Belastung das für Janes Karriere und ihren Alltag als Ehefrau und Mutter darstellte“, sagt Regisseur James Marsh. „Dass daraus keine Tragödie geworden ist, liegt daran, dass Stephen seiner Krankheit stets mit Humor, Hartnäckigkeit und Mut begegnete.“

Marsh hat sich bisher vor allem mit Dokumentationen einen Namen gemacht. Sein Film „Man On Wire“ wurde 2009 mit dem Oscar als bester Dokumentarfilm prämiert. Doch während Marsh und sein Kameramann Benoît Delhomme das Leben der Hawkings in schöne, teils überraschend dynamische Bilder kleiden, sind es diesmal die Schauspieler, die eine oscarverdächtige Leistung abliefern. Felicity Jones spielt ihre Jane Hawking mit einer gefühlvollen Mischung aus Großherzigkeit und Verzweiflung. Und Eddie Redmayne dabei zuzusehen, wie er sich vom aufstrebenden Ausnahmestudenten in ein an den Rollstuhl gefesseltes Genie verwandelt, ist schlichtweg großartig. „Sein Charakter hat unglaublich viele Seiten“, sagt Redmayne über Hawking. „Der Witz, die Brillanz, die Sturheit. Ich habe den Eindruck, dass er die Persönlichkeit eines Rockstars hat.“

Wer sich von „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ allerdings eine Einführung in Stephen Hawkings Theorien zur Astrophysik erhofft, sollte lieber zu Hause bleiben. Seine wissenschaftlichen Durchbrüche werden zwar gewürdigt, jedoch eher im Umfang eines Klappentextes. Aber darum geht es auch gar nicht. „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ will eine Geschichte über Krankheit und Hoffnung erzählen. Über die Liebe zum Leben und die Liebe zur Wissenschaft. Und darüber, wie sexy Intelligenz sein kann.

„Die Entdeckung der Unendlichkeit“ kommt am 25. Dezember in die Kinos. 

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