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Der Cyberpunk-Thriller „Deus Ex: Mankind Divided“ schickt euch in eine verstörende Zukunft

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Games-Produzent Olivier Proulx und sein Team empfingen Ende September eine Schar britischer und deutscher Journalisten im Hauptquartier von Eidos Montreal für eine kleine Weltpremiere: „Deus Ex: Mankind Divided“, das neue Werk des 2007 gegründeten Studios. WIRED war vor Ort in Kanada, hat sich den Cyberpunk-Thriller angesehen und Proulx zum Interview gebeten.

WIRED konnte das am 23. Februar 2016 für PC, Playstation 4 und Xbox One erscheinende „Deus Ex: Mankind Divided“ beim Besuch in Kanada gut vier Stunden anspielen. Das vorläufige Fazit zum fünften Teil der „Deus Ex“-Saga fällt positiv aus. Zum einen, weil das im Jahr 2029 angesiedelte Science-Fiction-Epos dank der neuen Dawn Engine das vier Jahre alte Vorgängerspiel „Deus Ex: Human Revolution“ technisch weit hinter sich lässt. Zum anderen, weil das Entwicklerteam von Eidos Montreal spielerisch mehr denn je einen Fokus auf totale Entscheidungsfreiheit legt. Führte im Vorgänger vor allem der Schleich-Ansatz zum Erfolg, kann man sich nun stets entscheiden, ob man sich durchballern oder für die Handlung relevante Konflikte gewaltfrei lösen will. Was bleibt, ist ein Genre-Hybrid aus Action- und Rollenspiel, der in seiner vielschichtigen Story Zukunftsthemen wie Körperimplantate, Transhumanismus und die Manipulation der Gesellschaft durch die Medien verarbeitet.

WIRED: „Deus Ex: Human Revolution“, euer erster Titel, war ein sehr komplexes Cyberpunk-Abenteuer. Was müssen Serien-Neueinsteiger wissen, um bei „Mankind Divided“ nicht nur Bahnhof zu verstehen?
Olivier Proulx: Hauptthema im Vorgängerspiel „Human Revolution“ ist Transhumanismus, es geht darum, wie Körper-Augmentationen das Leben von Menschen verbessern. Die in den späten 2020er Jahren einsetzende Ära wird zunächst als das goldene Zeitalter der Menschheit gefeiert. Doch schon bald gibt es Kontroversen darum, was es bedeutet, wirklich menschlich zu sein. Diese Kernfrage von „Human Revolution“ mündet schließlich in einem Desaster. Gegen Ende des Spiels wird jeder mit einer Augmentierung gehackt, was eine Art Wahnsinn auslöst. Die Folge sind Chaos, Tod und Zerstörung. Dieses Ereignis nennen wir den Aug-Vorfall, und es führt zu der gesellschaftlichen Spaltung, die die Spieler in „Mankind Divided“ nun miterleben.

WIRED: Wie äußerst sich diese Spaltung?
Proulx: Die bestimmende Frage im neuen Spiel lautet: Was geschieht mit den Augmentierten? Denn seit der Katastrophe sind ihre nicht-augmentierten Mitmenschen verängstigt und fühlen sich bedroht. Was wiederum dazu führt, dass die sogenannten „Augs“ schon bald in Ghettos verstoßen werden und als Bürger zweiter Klasse gelten.

WIRED: Mal angenommen, Hightech-Augmentierungen wie die im Spiel gezeigten wären heute schon möglich. Welcher Fraktion würdest du dich anschließen, wenn man dich vor die Wahl stellen würde? Augs oder Normalbürger?
Proulx: Ich glaube, darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Vielleicht hätte ich Angst von den Augs. Vielleicht würde ich aber auch großes Mitgefühl für sie empfinden, weil viele ohne ihre Implantate nur ein Schatten ihrer selbst wären. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte und deckt sich mit dem, was wir heute schon in unserer Welt erleben: Bist du lieber schwarz oder weiß? Ich glaube, es ist sehr gefährlich, eine solche Frage engstirnig zu beantworten.

WIRED: Überall im Spiel finden sich Fernsehbildschirme mit futuristischen Nachrichten-Feeds. Ein Bericht dreht sich um ein zwölf Trillionen Dollar teures Asteroiden-Abwehr-System namens Space Net, das jedoch bisher nie zum Einsatz kam. In einem anderen Report geht es um einen begnadeten Hacker, der das E-Voting-System von Chile manipuliert und so einen Zwölfjährigen kurzzeitig Präsidenten macht. Zwischendurch sieht man Werbespots von Smartphones mit 12G-Netz und 32 Terrabyte Speicher. Was hat es damit auf sich?
Proulx: Diese abseits der Action stattfindenden Einblendungen sollen dem Spieler helfen, noch tiefer in die Welt von „Mankind Divided“ einzutauchen und mehr über die porträtierte Gesellschaft zu erfahren. Gleichzeitig ermöglichen sie uns, das Geschehen aus einer völlig anderen Perspektive zu betrachten. Der Spieler steckt mittendrin in einer Verschwörung und puzzelt sich die Antworten nach und nach zusammen. Doch dann sieht man die News-Feeds und merkt, wie die Medien alles kontrollieren und ihre Sicht der Dinge völlig verwässert an die Öffentlichkeit weitergeben. Diese Werbebotschaften zu erstellen, macht außerdem sehr viel Spaß, unsere Story-Autoren dürfen einen Blick in die Glaskugel werfen und Produkte entwerfen, die die Menschheit in Zukunft vielleicht tatsächlich einsetzen wird.

WIRED: Euer Team verwendet immer wieder den Begriff „Mechanische Apartheid“ und zeichnet das Bild einer Welt, in der Prag, Dubai und andere Metropolen aufgrund des Aug-Vorfalls zweigeteilt werden: in Zonen für Normalbürger und Augmentierte. Wer denkt sich das alles aus?
Proulx: Im Vergleich zu anderen Videospielproduktionen verfügen wir über eine vergleichsweise riesige Story-Abteilung, die tonnenweise Dialoge für den Hauptplot und sämtliche Nebenmissionen schreibt. Nebenbei haben einige unsere Autoren unfassbar viel Zeit darauf verwendet, die unzähligen E-Mails zu verfassen, die man überall in der Spielwelt auf Datenterminals, Tablets und eBook-Readern lesen kann. Nicht zu vergessen die Kommunikation der Nichtspieler-Charaktere.

WIRED: Wie stellt ihr sicher, bei einer so vielschichtigen Story nicht den roten Faden zu verlieren? Vor allem, weil ja jede Dialog-Entscheidung immer auch Konsequenzen nach sich zieht.
Proulx: Damit sich alles harmonisch zusammenfügt, arbeiten wir mit dem sogenannten „Tree of Life“. Mit diesem Werkzeug tracken wir all die verschiedenen Entscheidungen und Konsequenzen in „Mankind Divided“, denn nahezu alle Handlungen des Spielers verändern die Welt früher oder später. Mal im großen Stil, mal nur auf einer zunächst unscheinbaren Ebene. Was bleibt, ist ein gigantisches Schaubild, das ständig aktualisiert und überprüft werden muss, damit die Handlung nicht unlogisch wird.

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„Deus Ex: Mankind Divided“ erscheint am 23. Februar 2016 für PC, Playstation 4 und Xbox One. 

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