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Recycling der immer gleichen Spiele — findet Nintendo endlich den Weg aus der Krise?

von Marco Walz
Angefangen hat alles mit der Produktion von einfachen Spielkarten. Später kam weiters Spielzeug hinzu — doch es dauerte ein ganzes Jahrhundert, bis der kleine Klempner mit der roten Mütze als eine der erfolgreichsten Spielfiguren die Welt im Sturm eroberte. Nintendo blickt auf eine eindrucksvolle Geschichte zurück. Doch steht die legendäre Firma vielleicht bald vor dem Abstieg?

Wie kaum ein anderes Unternehmen hat der japanische Hersteller die Videospielindustrie erst zu dem gemacht, was sie heute ist. Damals kam kaum ein Kind an Super Mario vorbei und selbst angesichts der rapide gewachsenen Videospielbranche haben auch heute die meisten zumindest schon einmal von dem schnauzbärtigen Latzhosenträger gehört. Für gut dreißig Jahre überschwemmte Nintendo den Markt mit unzähligen Fortsetzungen seiner erfolgreichsten Titel und gewann so nicht nur einen festen Platz im Herzen der Spieler, sondern setzte auch etliche Meilensteine der Spielgeschichte. Bis heute zählen Nintendo-Klassiker wie „Zelda: Ocarina of Time“ oder „Super Mario 64“ für viele Gamer zu den besten Spielen aller Zeiten.

Doch die glorreiche Zeit des Nintendo 64 ist längst vorüber und über den Verlauf der letzten Jahre bescheinigte man dem einstigen Videospielgiganten mehr als nur einmal den bevorstehenden Untergang. Es sind vor allem die Hardware-Monster von Sony und Microsoft, die heute bei Spielern neben dem Fernseher zu stehen scheinen. Nintendos Wii U fällt dabei hinter der Konkurrenz zurück. Während die PlaySation 4 mit fast 20 Millionen verkauften Exemplaren den derzeitigen Markt dominiert, kommt die Xbox One auf etwa zehn Millionen Verkäufe. Die Wii U, die schon ein ganzes Jahr länger in den Regalen steht, ging bisher neun Millionen Mal über die Ladentheke. Das wollte Nintendo eigentlich bereits 2013 erreichen.

Viele Spieler kritisieren die unterdurchschnittliche Hardware der Konsole und eine zu geringe Vielfalt im Spielesortiment. Gleichzeitig kämpft Nintendo bis heute mit dem Image, dass es eine Videospielefirma für Kinder sei. Durch die technische Limitierungen der Wii U wird dieses Vorurteil nur weiter zementiert.

Fast vier Jahre lang schrieb der Konzern rote Zahlen und fand erst im vergangenen Jahr durch den Kassenschlager „Mario Kart 8“ wieder zurück ins Rennen. Mussten sich die Japaner im Geschäftsjahr 2013 noch mit einem Verlust von 164 Millionen Euro abfinden, konnte Nintendo sich sechs Monate später immerhin schon über 104 Millionen Euro Gewinn freuen.

Die Wii U blieb zwar weiterhin der Ladenhüter unter den Next-Gen-Konsolen, aber Nintendo wurde dennoch zum Publisher des Jahres 2014 gewählt. Es schien für die Firma wieder aufwärts zu gehen.

So wurden von den seit November erhältlichen Amiibos — interaktive Plastikfiguren verschiedener Nintendo-Charaktere — mittlerweile knapp 6 Millionen Stück verkauft. Seit der japanische Konzern bestätigte, dass manche Figuren keine weitere Auflage erhalten würden, sind diese zu wertvollen Sammlerstücken avanciert. Und auch der von vielen Fans lange herbeigesehnte Adapter, um den Controller des GameCube an die Wii U anzuschließen, war kurz nach seinem Release ausverkauft.

Doch am meisten überraschten die Verkaufszahlen des erst im Februar erschienenen New Nintendo 3DS. Unmittelbar nach dem Verkaufsstart der neuen Handheld-Konsole waren sämtliche Geräte nahezu überall vergriffen. Limitierte Bundles zu „Zelda: Majora's Mask“ und „Monster Hunter“ waren schon nach wenigen Minuten oder gar Sekunden vergriffen. Nintendos Geschäftsführer Satoru Iwata gab bekannt, dass in der ersten Verkaufswoche über 300.000 Geräte verkauft wurden. Auch der Absatz der Launch-Titel Zelda: Majora's Mask 3D und Monster Hunter 4 Ultimate hätte alle Erwartungen übertroffen.

Während „Majora's Mask“ sich weltweit knapp 600.000 Mal verkaufte, sprach Capcom Europe von 110.000 verkauften „Monster Hunter 4 Ultimate“ in Europa. Der Vorgänger brachte es in der gleichen Zeit lediglich auf 40.000 Einheiten. Obwohl Iwata einräumte, dass viele Spieler sich offensichtlich in den letzten Monaten mit dem Kauf von Nintendo-Handhelds zurückgehalten hätten, um zum Release des New Nintendo 3DS XL zuzuschlagen, bleibt er zuversichtlich. Iwata betonte, dass man nun an den gelungenen Start erfolgreich anknüpfen müsse.

Ungeachtet dessen bleiben immer leistungsstärkere Smartphones für die Handheld-Branche eine ernstzunehmende Konkurrenz. Iwata plant deshalb, in Zukunft verstärkt auf preiswerte Neuauflagen älterer Titel für den „New Nintendo 3DS“ zu setzen, um das Gerät so für ein möglichst breites Publikum attraktiv zu machen. Auch Ableger von Nintendo-Spielen für Smartphones seien laut Iwata sehr wahrscheinlich. Zusätzlich sollen kostenlose Demos den Spielern die entsprechenden Vollversionen schmackhaft machen und die Absätze steigern.

Ob sich der angeschlagene Hersteller aber allein durch das Recycling älterer Titel und das Angebot von Trial-Versionen aus der Gefahrenzone manövrieren kann, bleibt abzuwarten. Derzeit braucht Nintendo dringend eine neue Innovation, um sich von anderen Herstellern abzuheben.

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