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Der deutsche YouTube-Komiker Flula Borg wird in den USA als Megatalent gehandelt

von Moritz Geier
Das amerikanische Filmmagazin The Hollywood Reporter hat die 25 größten Talente der digitalen Welt gekürt. Darunter befindet sich auch ein Deutscher. Wer ist dieser Flula Borg, der in Hollywood mit seinen YouTube-Videos Aufmerksamkeit erregt?

Flula Borg profitiert gerade von einem sehr reißerischen Titel. Der deutsche YouTube-Klamaukmacher taucht auf der Liste der „Top 25 Digital Stars“ auf, die der Hollywood Reporter kürzlich zusammengestellt hat. Jetzt stürzen sich die deutschen Medien auf den Mann, Focus Online wähnt den Deutschen gleich in einer Liste der „einflussreichsten und erfolgreichsten Internet-Entertainer“.

Neben Borg stehen YouTube-Granden wie Michelle Phan oder John und Hank Green

Das stimmt nicht ganz: Der „Hollywood Reporter“ hat in seiner Liste keine Weltstars gekürt, sondern nach eigener Beschreibung „Megatalente, deren Einfluss noch wachsen wird, wenn Fernsehprogramm und Second Screen einander immer ähnlicher werden“. Amerikaner dominieren die Auswahl. Neben YouTube-Granden wie Makeup-Prinzesschen Michelle Phan oder den beiden Hobbylehrern John und Hank Green erscheint die Wahl des 33-jährigen Borg als dicke Überraschung.

Noch wartet der Deutsche nämlich auf den ganz großen Durchbruch. Hierzulande hat er sich bisher keinen Namen gemacht. Er bringt es auf 600.479 Abonnenten auf YouTube und 65.000 Follower auf Twitter. In einer Branche, in der Aufmerksamkeit die Währung ist, bestimmen diese Zahlen den Wechselkurs. Zum Vergleich: Der deutsche YouTube-Star LeFloid, der erst kürzlich Kanzlerin Angela Merkel interviewen durfte, besitzt auf der Videoplattform immerhin knapp zweieinhalb Millionen Abonnenten.

Auf seiner Webseite gibt Borg nur spärlich Auskunft über sich, aus dem fränkischen Erlangen komme er, wo er als Schuhplattler sozusagen erste Erfahrungen im Unterhaltungsbetrieb sammelte. Der windige Traum einer Musikerkarriere wehte ihn nach Los Angeles. Dort habe er schließlich eher zufällig seinen Platz als „Schauspieler, Moderator und Online-Persönlichkeit“ gefunden. Sein größter Erfolg: eine kleine Nebenrolle in der Komödie „Pitch Perfect 2“. Demnächst soll er neben David Hasselhoff im Film „Killing Hasselhoff“ zu sehen sein.

Mehr als sieben Millionen Mal wurde das Video „Jennifer is a party pooper“ aufgerufen.

Ob er von den Erlanger Nachrichten wirklich einmal zum „Sexiest North Bavarian Male“ gewählt wurde, wie er auf seiner Hompage schreibt, das sei dahingestellt. Sein Handwerk ist vor allem der Klamauk. Der Hollywood Reporter lobt ihn für seine „witzigen Einlagen zu amerikanischen Sprichwörtern und anderen kulturellen Beobachtungen“.

Wer einen guten Eindruck von ihm gewinnen will, der muss sich nur schnell sein erfolgreichstes Filmchen anschauen. Mehr als sieben Millionen Mal wurde das Video „Jennifer is a party pooper“ aufgerufen. Darin faselt ein gelangweilter, müde wirkender Borg auf dem zurückgelehnten Autositz in bewusst übertriebenem Deutsch-Englisch vor sich hin und nimmt den Ausdruck party pooper in gespielter Ignoranz wörtlich. Im umgangssprachlichen Englisch bedeutet der Ausdruck so viel wie Spielverderber oder Spaßbremse.

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Neben solchen Spielereien mit der englischen Sprache, bietet Borg auf seinem YouTube-Kanal auch Deutschkurse, in denen er dem Amerikaner Wörter wie Backpfeifengesicht oder verarschen („Are you assing me?“) eintrichtern will. Musikparodien und allerlei  Schabernack — gerne auch knapp unter der Gürtellinie — runden sein Programm ab.

Das schöne Wort abspacken beschreibt Borgs Stil vielleicht am besten. Borg ist ein moderner Clown, der sein Zirkuszelt ins Internet verlegt hat. Er hat einen grotesk deutschen Akzent im Englischen kultiviert, überspitzt und zum Markenzeichen aufgebauscht. Das kann dem Ohr schon mal arg weh tun — in Amerika aber scheint es gut anzukommen. 

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