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„The Division“ ist ein gutes Spiel – das seine Versprechen nicht hält

von Matt Kamen
Vor fast drei Jahren war „The Division“ eines der ersten Spiele, die für die neue Konsolengeneration auf der E3 2013 mit viel Getöse angekündigt wurden. Ubisoft hatte Großes mit dem Titel vor, der während seiner langen Produktionszeit immer wieder große Veränderungen durchlief. Ob sich das lange Warten gelohnt hat, zeigen wir im WIRED-Test.

New York steht unter Quarantäne, nachdem die Stadt von Bioterroristen verwüstet wurde. So beginnt das Szenario von „The Division“. Als Spieler übernimmt man die Rolle eines Mitglieds der Strategic Homeland Division, die versucht, wieder Ordnung in der Stadt herzustellen.

„The Division“ ist ein Rollenspiel, auch wenn das nicht auf den ersten Blick deutlich wird. Creative Director Magnus Jansen sagt, das Spiel stehe auf drei Säulen: Open World, Online und RPG. Doch wie viel Rollenspiel wirklich in „The Division“ steckt, wird einem erst während des eigentlichen Games klar.

Jahrzehntelang haben Videospiele das Genre des Rollenspiels als etwa etabliert, das eng mit einem Fantasy- oder Science-Fiction-Thema verknüpft ist. Deshalb erscheint es auf den ersten Blick seltsam, wenn ein Spiel mit nahezu realistischem Hintergrund dessen Genreregeln befolgt. Umso merkwürdiger wirkt deshalb auch die Tatsache, dass das Spiel unter der „Tom Clancy“-Marke veröffentlicht wurde, die vor allem mit „Splinter Cell“ assoziiert wird. Doch diese Verbindung täuscht, die Spiele könnten kaum unterschiedlicher sein.

Während Stufenanstiege heute bereits in nahezu jedes Genre übertragen wurden, geht „The Division“ tiefer, als Shooter es bisher taten. Zum Beispiel gibt es klassische Zufallsbegegnungen, bei denen Bürger vor Gefahren gerettet werden müssen. Die Gegner lassen Munition und Medipacks fallen — oder eine vielzahl von Waffen und Rüstungen mit individuellen Werten.

Bei „The Division“ hat man die Freiheit, entweder der Hauptstory zu folgen oder hunderte von kleinen Nebenmissionen zu absolvieren. Und selbst New York ist aufgebaut, wie man es von einer Rollenspielwelt erwarten würde: Bestimmte Gebiete können erst dann betreten werden, wenn man das entsprechende Level erreicht und etwa Dekontaminierungskammern für die Hauptbasis erforscht hat.

Der Fortschritt wird in „The Division“ erreicht, indem man wieder Ordnung in der Gesellschaft herstellt. Auch wenn es eine „Skyrim“-artige, offene Welt gibt, stehen drei zentrale Missionen im Fokus des Spiels, in denen man immer wieder auf dieselben Personen trifft. Hat man eines dieser drei Quests begonnen, können Folgemissionen in beliebiger Reihenfolger absolviert werden.

Wie in den meisten Rollenspielen hat man eine große Kontrolle über die Charakterentwicklung. Wer das Menü zum ersten Mal öffnet, wird von der überwältigenden Zahl von Talenten, Fähigkeiten und Waffen geradezu erschlagen. Sobald neue Fähigkeitspunkte freigeschaltet sind, können sie beliebig verteilt werden. Etwa um einen Charakter vom Allrounder zum fokusierten Spezialisten auszubilden, der besser für Mulitplayerspiele geeignet ist.

Aber was bleibt von den beiden anderen Säulen, Online und Open World? Eigentlich sind sie ein und dasselbe. Man kann etwa jederzeit die Missionen von Freunden unterstützen, die ebenfalls die Straßen New Yorks durchwandern. Entweder man bleibt nur für einen kurzen Kampf und holt sich ein paar Erfahrungspunkte oder man bleibt für die ganze Mission.

Neben dem Teamplay gibt es in der Mitte Manhattans die sogenannte Dark Zone, bei der das Spiel in eine Player-vs.-Player-Area übergeht. Zwischen den sich darin befindenden sechs kleineren Gebieten kann übergangslos gewechselt werden. Im Gegensatz zu anderen Multiplayerspielen ist dieser Modus teil des Open-World-Gebiets. In „The Division“ werden vorsichtiges Spielen und Teamplay auch in der Dark Zone belohnt. Alles was die Spieler dort finden, kann mit in die Hauptgebiete des Spiels genommen werden. Es ist aber auch problemlos möglich, das Gebiet komplett zu meiden.

Abgesehen von den Rollenspiel-Elementen gelingt „The Division“ noch etwas anderes sehr gut: New York fühlt sich real an. Angefangen bei ikonischen Orten wie Madison Square Garden und Grand Central Station bis zu der detailiert nachgebauten Wohngegend Chelsea. Die gesamte Ästhetik der Stadt stimmt einfach, gefüllt mit Werbeplakaten und graffitibedeckten Wänden. Auch viele Gebäude und U-Bahnhöfe können erforscht werden.

Auch wenn vieles gut ist, liefert das Spiel auch Enttäuschungen. Einige der vor drei Jahren versprochenen Features haben es nicht ins fertige Game geschafft. Dazu gehören ein Second-Screen-Modus, bei dem ein Agententeam Unterstützung von einer durch einen Mitspieler gesteuerten Drohne erhält, und die Tatsache, dass die Welt — so schön sie auch ist — nicht dem entspricht, was in den frühen Teasern versprochen wurde.

In unserem Test war es schwer, den Schwierigkeitsgrad von „The Division“ abzuschätzen. Beim Versuch eine der zentralen Missionen zu absolvieren — einen Arzt zu retten — bereitete eine erste Welle an Gegnern uns ziemlich viele Schwierigkeiten. Danach rauschten wir hingegen einfach nur noch so durch. Inwiefern diese schwankenden Schwiergkeitsstufen der Normalfall sind, wurde durch den kurzen Test nicht eindeutig klar.

Das größte Problem des Spiels ist die extreme Informationsflut — zumindest zu Beginn. Die Menüs sind vollgestopft mit Details, bei Gegnern leuchten unzählige Trefferzonen auf, Missionen verteilen sich über die gesamte Landkarte und das Spiel hat unsäglich viele Möglichkeiten den eigenen Charakter zu individualisieren. Nach längerer Spielzeit durchdringt man diese Elemente jedoch vollständig.

„The Division“ ist ein riesiges Spiel mit einer Vielzahl an Möglichkeiten. Sein realistisches Setting gibt ihm dabei eine gewisse Dramatik, die anderen Rollenspielen fehlt. Es zieht einen weitaus mehr hinein und wirkt dabei gleichzeitig abstoßend, etwas das andere Open-World-Spiele von Ubisoft wie „Assassin's Creed“ oder „FarCry“ nicht leisten können. „The Division“ kann die Immersion über mehrere Tage aufrecht erhalten statt nur für Stunden.

Der Test von „The Division“ basiert auf der Beta-Version des Spiels.

Mehr zum Thema: Warum Open-World-Spiele ihr Versprechen von der Freiheit nicht einhalten — und nur seelenlose Vergnügungsparks sind. 

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