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„Lifeline“: Bringt die Apple Watch das Text-Adventure zurück?

von Oliver Klatt
Irgendwo in den Tiefen des Alls irrt der Astronaut Taylor auf einem unerforschten Mond umher. Sein Raumschiff ist zerschellt, weit und breit gibt es kein Lebenszeichen. Nur ein schwaches Funksignal verbindet ihn mit der Außenwelt. Mit uns. Wir sind seine Rettungsleine, Taylors einzige Hoffnung, um in dieser unwirtlichen Umgebung zu bestehen.

Über Textnachrichten können wir mit Taylor kommunizieren. Wir empfangen sie auf dem iPhone, dem iPad oder der Apple Watch. Dann geben wir Ratschläge und helfen ihm dabei, kritische Entscheidungen zu fällen. Entscheidungen, die dem einsamen Astronauten das Überleben sichern — oder seinen Tod bedeuten.

Das Spielprinzip des Mobile-Games „Lifeline“ aus dem Hause 3 Minute Games in San Francisco erinnert nicht von ungefähr an die frühen Text-Adventures der Achtziger. „Wir alle haben hier noch Klassiker wie ,Zork‘ und ,Hitchhiker‘s Guide To The Galaxy‘ in guter Erinnerung“, sagt Mars Jokela, der Game Designer von „Lifeline“.

Die Vorstellungskraft wird zur Grafik-Engine.

„Eine gut geschriebene Geschichte erzeugt Spannung, emotionale Bindung und lässt in der Fantasie des Lesers Bilder entstehen“, sagt Jokela. „Aber selbst große Blockbuster-Games mit hohem Budget und aufwendiger Grafik haben Schwierigkeiten, Spieler derart tief in ihre Welten eintauchen zu lassen.“

Wie bei einem guten Buch wird auch in „Lifeline“ die eigene Vorstellungskraft zur Grafik-Engine. Da bei 3 Minute Games niemand Erfahrung mit dem Aufschreiben von Geschichten hatte, heuerte die Firma den Comic-Autor Dave Justus („Fables: The Wolf Among Us“) an, um dem Astronauten Taylor eine eigene Sprache zu geben.

Taylors Schilderungen und sarkastische Kommentare beschwören karge Felslandschaften und brenzlige Situationen herauf. Und genau wie in einem Text-Adventure oder einem „Choose Your Own Adventure“-Roman muss man dem Gestrandeten dann und wann eine Richtung vorgeben, in die er sich bewegen soll. Oder man ist ihm behilflich, wenn er sich wieder einmal nicht entscheiden kann, was er als nächstes probieren könnte, um einen Ausweg aus seiner misslichen Lage zu finden.

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Der Unterschied zu herkömmlichen Textabenteuern besteht bei „Lifeline“ jedoch darin, dass einen die Status-Updates und Hilferufe des Astronauten in Echtzeit erreichen. Und zwar in Form von iOS-Notifications, die sogar im Lockscreen gelesen und beantwortet werden können.

„Als Apple bekanntgab, dass das ab iOS 8 möglich sein würde, fing unser Lead Enigneer Colin Liotta sofort an, darüber nachzudenken, welche Art von Videospiel sich allein mithilfe dieser Textmitteilungen erzählen lässt“, sagt Jokela. „Wir sind es ja gewohnt, ständig Nachrichten von unseren Freunden und Familien zu erhalten. Und zwar jederzeit und an jedem Ort. Wir fanden, dass dieser Echtzeitfaktor auch ein gutes Mittel sein könnte, um eine fiktive Figur wie Taylor lebendig wirken zu lassen.“

Zwischendurch-Gaming statt Abtauchen für Stunden

Wenn der Astronaut einem mitgeteilt hat, dass er bis zu einer vielversprechend aussehenden Felsformation eine Stunde Fußmarsch benötigen wird, meldet er sich auch wirklich erst nach 60 Minuten wieder, um zu berichten, ob sich die Anstrengung gelohnt hat. Für den Spieler bedeutet das: Zwischendurch-Gaming statt mehrstündiges Abtauchen in eine Parallelwelt.

Dennoch bietet „Lifeline“ eine ganz eigene Form der Immersion. Denn so ganz lässt einen das Schicksal des Astronauten nie los. Man ertappt sich den ganzen Tag über dabei, dass die Gedanken abschweifen und man sich Sorgen um eine Figur macht, die allein aus Wörtern besteht. „Wir denken, dass Mobile Games auf diese Weise Teil unseres Lebens werden können“, sagt Jokela. „In einem Ausmaß, in der große Wohnzimmer-Games das nicht schaffen.“

So ganz lässt einen das Schicksal des Astronauten nie los.

Der Erfolg von „Lifeline“ deutet an, dass da etwas dran sein könnte. Nicht zuletzt, weil das minimalistische Konzept des Spiels auch gut auf dem reduzierten Display der Apple Watch funktioniert, landete der Titel schnell auf Platz eins der iOS-Gaming-Charts.

„Wir würden uns freuen, wenn das zu einer Wiederauferstehung des Text Adventures führen würde“, sagt Jokela. „Lifeline 2“ sei schon in Arbeit. 

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