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„The Jungle Book“ zeigt, wie ein Regenwald im Studio entsteht

von Oliver Franklin-Wallis
„Ich hatte zum ersten Mal die Gelegenheit, ein Studio für etwas anderes zu nutzen, als um Sachen in die Luft zu jagen“, schwärmt Jon Favreau. Der Stoff des „Dschungelbuchs“ animierte den 49-jährigen Regisseur offenbar. Seine Adaption von Rudyard Kiplings Novelle (und des Disney-Klassikers von 1967) wurde im Vorfeld häufig als Live-Action-Remake beschrieben, in Wirklichkeit ist die üppige indische Urwald-Kulisse mit überwucherndem Regenwald und ausgetrockneten Steppen jedoch komplett auf einem kleinen Studiogelände in Downtown Los Angeles entstanden. 

Nur Mogli, verkörpert von Newcomer Neel Sethi, ist real. Die restlichen Charaktere wurden mit CGI-Technik erschaffen, von Balu dem Bären (gesprochen von Bill Murray) bis zur Wölfin Rakscha (Lupita Nyong'o) und King Louie (Christopher Walken). 

Die beeindruckende visuelle Aufmachung des Films ist von den innovativen Methoden inspiriert, die für „Gravity“ und „Avatar“ entwickelt wurden. „Diese Filme verwenden zwei verschiedene Techniken, wir verwenden beide“, sagt Favreau. Auch „Avatar“-Regisseur James Cameron sei zu Besuch gekommen und habe bereits die Hälfte der Leute am Set gekannt. Daneben ließen sich die Dschungelbuch-Macher auch von Disneys eigener Geschichte anregen: Wie bei animierten Filmen üblich wurde das Storyboard von „The Jungle Book“ händisch gezeichnet und schließlich von einem Story Department verfeinert. 

Am Set wurden die Szenen zunächst mit dem Motion-Capture-Verfahren gefilmt. „Wir drehten den gesamten Film in Motion Capture und schnitten ihn direkt zusammen“, so Favreau. Dieses Material nutzte das Effekte-Team anschließend, um die Sets virtuell nachzubauen, man nennt diesen Prozress auch Previsualisation (Previz). „Alles wurde auf die virtuellen Sets projiziert. Wir designten die Kulissen so, wie es auch bei Videospielen üblich ist."

Die Produktionsdesigner bildeten dann kleine Teile des Sets für jede von Sethis Live-Action-Shots nach. Sie verwendeten Blue Screens und Requisiten, während Puppenspieler oder Schauspieler die Plätze der Tiere übernahmen. Auch die Ausleuchtung wurde akribisch genau geplant: LED-Felder waren so programmiert, dass sie die Schatten von vorbeilaufenden Elephanten oder Büffeln abbildeten konnten. Favreau und sein Team nutzten eine für „AvatarÇentwickelte Vorrichtung namens SimulCam, die das Live-Action-Material — in 3D mit einem Cameron-Pace-Mechanismus gedreht —mit dem Previz-Set und Motion-Capture in Echtzeit kombiniert. 

„Zuerst sieht man Mogli mit einem Kerl in blauem Anzug oder einem Puppenspieler, im nächsten Moment dann per SimulCam mit Balu“, erklärt Favreau. „Wir hatten das Editierprogramm bereits am Set und schnitten die abgedrehte Szene sofort in den Film, sodass wir jederzeit das Gesamtprodukt ansehen konnten.“ Schließlich ging das komplette Material in die Postproduktion, wo der Großteil der visuellen Effekte erstellt wurde. Jedes feine Haar (vorab modelliert an echten Tieren) und jeder Schatten animierten die Designer dabei per Hand. Das Ergebnis ist ein Dschungel, der verstörend echt aussieht und sich auch so anfühlt.

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Ein solcher Aufwand, so Favreau, sei nicht allein der Sensationslust geschuldet. (Und auch nicht dem Konkurrenzdruck - Andy Serkis führt bei „Jungle Book: Origins“ Regie, eine Motion-Capture-Adaption für Warner Bros, die 2017 in die Kinos kommt.) „Es geht nicht einfach darum, die Technologie stärker voranzutreiben als je zuvor, sondern darum, die Zuschauer Dinge sehen und fühlen zu lassen. Und darum, etwas zu erschaffen, worauf sie nicht bis zum Download warten können.“

Favreau hofft, dass „sein“ Dschungelbuch einen neuen Trend setzten und nicht nur als Hollywood-Throwback gelten wird. „Wir können damit ein neues Kapitel des Filmemachens aufschlagen, in dem man Geschichten [mit Effekten] erzählen kann, die mehr als reine Action-Stories sind.“

„Eben das ist die Herausforderung“, so der Regisseur. „Kann man die Technologie nutzen, um Menschen Dinge fühlen zu lassen?“

„Das Dschungelbuch“ läuft ab heute im Kino. Dieser Text erschien im Original bei WIRED UK.

 

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