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Das surreale Leben des „Blade Runner“-Autors als Videospiel

von Dominik Schönleben
Philip K. Dick gehörte zu den einflussreichsten Science-Fiction-Autoren der Welt. Nach seinen Geschichten wurden Filme wie „Blade Runner“, „Minority Report“ und „Total Recall“ gedreht. In dem Videospiel „Californium“ wird jetzt seine Art des Erzählens und sein Leben zu einer surrealen Geschichte verquickt.

Die erste Welt, die man als Spieler in „Californium“ betritt, ist jene, die dem Leben des Science-Fiction-Autors Philipp K. Dick am nächsten kommt: ein Vorort Kaliforniens. Die eigene Frau hat lediglich einen Abschiedsbrief hinterlassen und will sich trennen. Doch wenn man die Stadt erforscht, findet man Hinweise auf eine verborgene Realität, die hinter der Fassade wartet. Eine Realität, in der ein faschistischer Polizeistaat die Ehefrau des Autors eigentlich als Terroristin festgenommen hat. Aber auch diese Illusion bröckelt und dahinter kommt eine weitere Welt zum Vorschein, in der Menschen als Teil einer Utopie bereits den Mars besiedeln.

Anstatt Philipp K. Dick selbst, spielt man im Videospiel „Californium“ den Schriftsteller Elvin Green, der immer tiefer in die eigenen Gedankenkonstrukte versinkt — der die Realität scheinbar nicht mehr von der Fiktion unterscheiden kann. Man muss sich also unweigerlich die Frage stellen, welche Welt nun eigentlich die Realität darstellt.

Das Spiel ist eine Erkundungstour durch die Gedankenwelt und Literatur Philipp K. Dicks, der selbst in einem ähnlichen Zustand gelebt haben soll wie sein Alter Ego in „Californium“. Das Spiel entstand in Zusammenarbit mit dem Fernsehsender Arte und wurde zum ersten Mal auf der Transmediale 2016 in Berlin präsentiert. Wir haben dort mit Noam Roubah, dem Produzenten des Spiels, gesprochen.

WIRED: Du hast versucht, das Leben von Philipp K. Dick in das Spiel zu übertragen. Worauf kam es dabei an?
Noam Roubah: Als erstes musste ich eine Geschichte finden, die sich nach Philipp K. Dick anfühlt. Sie musste drei Elemente besitzen: Das erste ist eine falsche Realität, die Welt ist nicht so, wie sie scheint. Man muss herausfinden, was hinter dem Vorhang liegt. Als zweites gibt es immer eine höhere Macht, wie ein Gott, jemand der über dem Protagonisten steht und irgendwie mit ihm in Kontakt tritt oder ihn manipuliert. Und zuletzt gibt es dieses große Gefühl von Paranoia. Jeder lügt oder verbirgt etwas. Er steht allein gegen die Welt.

WIRED: Wie hast du versucht, das im Spiel umzusetzen?
Roubah: Die zentrale Idee war, ineinander verschlungene Welten zu zeigen. Wie russische Matrojschkas — man hat eine große und wenn man sie öffnet ist im Inneren eine kleinere. Aber in Philipp K. Dicks Welten ist am Ende die kleinste Puppe in Wirklichkeit die größte. Er geht ganz an den Anfang zurück. Ein Charakter liest zum Beispiel ein Buch über einen Mann, der ein Buch liest, in dem wiederum jemand ein Buch liest — am Ende fragt man sich: Wenn ich über die eigene Schulter blicke, sehe ich dann vielleicht jemanden, der eine Geschichte über mich liest?

WIRED: Sind diese Motive heute noch genau so relevant, wie damals, als Philipp K. Dick über sie geschrieben hat?
Roubah: Es ging Dick nicht darum, wie Technologie funktioniert — er war kein Isaac Asimov. Sondern ihm ging es viel mehr darum, wie Technologien uns verändern würden. Mit denen werden wir eigentlich gerade jetzt konfrontiert.

WIRED: Welche Rolle spielt Kunst in Videospielen, sind große Blockbuster-Games überhaupt Kunst?
Roubah: Auch in Blockbusterspielen liegt viel Kunst. Der einzige Unterschied ist das Geld. Weil Arte unser Spiel finanziert hat, hatten wir die Freiheit Dinge zu tun, die ein großes Studio nicht machen kann.

WIRED: Was genau zum Beispiel?
Roubah: Die Welten, die wir zeigen, sind äußerst subversiv. Und auch das Gameplay ist sehr langsam. Alles was man tut, ist sich umzusehen, es gibt keine großen Herausforderungen und man braucht keine besonderen Fähigkeiten. Nur Indie-Spiele können solch ein Spieldesign besitzen und damit eine Geschichte erzählen.

Das Spiel „Californium“ ist ab 16. Februar komplett auf Steam verfügbar. Außerdem erscheinen ab diesem Termin im zweiwöchentlichen Rhythmus die vier Episoden des Spiels kostenlos auf Arte

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