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Nein, dieser Cyborg ist kein Schwarzfahrer

von WIRED Staff
Ein Biohacker aus Australien hatte eine Fahrt mit einem Chip in seiner Haut gelöst. Bei einer Kontrolle wurde er dann als Schwarzfahrer angezeigt. Ein Gericht gab dem Möchtegern-Cyborg nun jedoch Recht: Seine Fahrt war ordnungsgemäß bezahlt.

Irgendwann könnte das Urteil eines Gerichts aus Sydney als historische Wegmarke gefeiert werden. Also: Falls irgendwann einmal Cyborgs für mehr Rechte und Gleichbehandlung kämpfen sollten. Denn die Richterin gab dem Australier Meow-Ludo Disco Gamma Meow-Meow – ja, echt jetzt, das ist der Name, der in seinem Ausweis steht – in einem Streit mit dem Nahverkehrsbetrieb Transport New South Wales Recht. Grund des Streits war ein Implantat, das dem Möchtegern-Cyborg das tägliche Leben vereinfachen sollte.

Meow-Meow hatte sich im April 2017 den RFID-Chef der Opal Card, mit der in New South Wales Ticket-frei Fahrten für Busse, Bahnen und Fähren über einen Kartenleser gelöst werden, unter die Haut transplantieren lassen. „Das gibt mir eine Fähigkeit, die nicht jeder hat“, sagte er gegenüber der Huffington Post. „Falls ich mein Portemonnaie verliere, komm ich immer noch nach Hause.“ Als der Biohacker im August 2017 kontrolliert wurde, waren die Kontrolleure allerdings wenig begeistert. Denn Meow-Meow konnte weder Ticket noch die Opal-Karte vorzeigen.

Entsprechend wurde Meow-Meow wegen einer „Fahrt ohne gültiges Ticket“ als Schwarzfahrer registriert. Dabei hatte er für die Tour gezahlt, wie auch im System der Verkehrsgesellschaft registriert worden war. Vor Gericht wurde Meow-Meow im März zunächst schuldig gesprochen. Wegen einem Verstoß gegen die Transportrichtlinien von Transport New South Wales und die Nutzungsregeln, die eine Änderungen an der Chipkarte verbieten, sollte er umgerechnet 140 Euro Geldstrafe zahlen. Dazu kamen noch 640 Euro an Gerichtskosten.

Das Mitglied der australischen Science-Partei ging jedoch in Berufung. Im aktuellen Prozess stand die Justiz nun auf der Seite von Meow-Meow. Sein implantierter RFID-Chip sei nicht mit „anderen Ticket-Fälschungen oder Änderungen“ gleichzusetzen. Beim Betreten einer Haltestelle müsse sich der Passagier an Kontrollstellen über die Chipkarte identifizieren. Das funktioniere bei Meow-Ludo Disco Gamma Meow-Meow auch mit dem Chip im Arm.

Das Gericht strich die 140 Euro hohe Strafe. Die Rechtskosten muss der Australier aber dennoch begleichen. Meow-Meow wertet das als „moralischen Sieg.“ Damit sei der „Cyborg-Gerechtigkeit genüge getan.“ Nichtsdestotrotz hat die Transport New South Wales den Chip der Karte deaktiviert, den er unter der Haut trägt. Daher will der Australier nun die Verkehrsbetriebe meiden und auf UBER umsteigen.

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