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Kaum jemand erkennt im Alltag manipulierte Fotos als Fälschung

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Bilder haben einen starken Einfluss auf die Erinnerung von Menschen. Umso folgenreicher ist das, was eine Studie nun bestätigt hat: Die wenigsten Menschen sind in der Lage, bei digitalen Fotos Manipulation zu erkennen.

Vom G20-Gipfel 2017 in Hamburg ist im öffentlichen Bewusstsein vor allem ein Bild hängengeblieben: Das Foto eines jungen bärtigen Mannes mit gegeltem Seitenscheitel, der sich während einer Demonstration des sogenannten Schwarzen Blocks vor brennenden Barrikaden mit seinem iPhone 6 selbst ablichtete. Schnell bekam er von der Netzgemeinde das Hashtag #RiotHipster verpasst und wurde zum Internetphänomen.

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Zahlreiche User mutmaßten anfangs, dass es sich bei dem Foto um ein Fake-Bild handelt, per Photoshop zu einem Symbolbild gemacht – bis Spiegel Online auf Twitter den Gegenbeweis erbrachte.

Dieses Beispiel zeigt nicht nur, dass sich Informationen heutzutage dank weltweiter Vernetzung rasant verbreiten, sondern auch, dass die Manipulation ihrer Inhalte im digitalen Zeitalter längst gang und gäbe ist. Da scheint eine Montage schnell wahrscheinlicher zu sein als das Fotografenglück, just zur passenden Zeit am passenden Ort gewesen zu sein. Umgekehrt fallen aber auch viele auf vermeintlich echte Aufnahmen herein. Die sind oft Teil von ebenfalls gefälschten oder stark tendenziösen Nachrichten, die gezielt eingesetzt die öffentliche Meinung zu beeinflussen versuchen. Die Urheber untermauern ihre Behauptungen mit digital nachbearbeiteten Bildern – dank Bildbearbeitungsprogrammen ist das selbst für Laien ein Kinderspiel.

Laut einer aktuellen Studie der britischen Universität Warwick stellt insbesondere der Einsatz manipulierter Fotos ein enormes Problem dar. Wie Forscher herausfanden, sind die meisten Menschen nicht in der Lage, digital gefälschte Bilder zu erkennen. Da Bilder besonders stark im Gedächtnis verhaften, prägen sie das Bewusstsein und die Denkweise der Menschen jedoch nachhaltig.

 

„Bilder haben einen starken Einfluss auf unsere Erinnerungen“, sagt Derrick Watson, Co-Autor der Studie. „Wenn Menschen nicht zwischen realen und gefälschten Details in Fotos unterscheiden können, könnten Manipulationen beeinflussen, was wir glauben und woran wir uns erinnern.“ Für ihre Untersuchungen legten die Wissenschaftler 707 Probanden in einem Online-Test jeweils zehn Fotos aus der Google-Bildersuche vor.

Die Hälfte der Bilder wurde durch digitale Nachbearbeitung verfälscht, indem etwa neue Elemente hinzugefügt, bestehende Details entfernt oder einzelne Bereiche farblich verändert oder verzerrt wurden. Nur 66 Prozent der Befragten gelang es, die Fälschungen zu identifizieren. Sollten sie die Manipulation nachfolgend grob lokalisieren, scheiterten wiederum 55 Prozent der Testpersonen. Dabei blieben vor allem physikalisch plausible Änderungen unentdeckt. Unnatürliche Verzerrungen, Lichtverhältnisse, Spiegelungen oder Schattenwürfe fielen den Probanden hingegen eher ins Auge – auch wenn sie deren exakte Position ebenso selten ausmachen konnten.

Der Studie zufolge fallen nur wenigen Menschen manipulierte Bilder auf

Warwick-Studie

In einer zweiten Online-Umfrage wurden den Probanden explizit nur gefälschte Fotos mit der Vorgabe vorgelegt, die Manipulationen in den Fotos zu markieren. Dabei lag die Treffsicherheit mit 56 Prozent etwas höher. Die Forscher kommen daher zu dem Ergebnis, dass es Menschen leichter fällt, gezielt nach Manipulationen zu suchen, als grundsätzlich zu entscheiden, ob ein Bild manipuliert wurde oder nicht. Zudem fanden sie heraus, dass die Zahl der manipulierten Pixel einen großen Einfluss auf die Wahrnehmung der Betrachter hat. Je mehr Bildpunkte bearbeitet wurden, desto eher enttarnten Tester den Schwindel. Insgesamt erwiesen sich Personen mit skeptischer Grundhaltung als treffsicherer im Aufspüren der Fälschungen.

Die schwache Quote beim Erkennen von manipulierten Bildern halten die Wissenschaftler für alarmierend. „Das hat ernstzunehmende Auswirkungen in Anbetracht der hohen Zahl an Bildern, der Menschen täglich durch die Nutzung sozialer Netzwerke, des Internets und anderer Medien ausgesetzt sind“, sagt Studienleiterin Sophie Nightingale. Kimberley Wade, Co-Autorin der Studie, ergänzt: „Wir müssen Wege finden, um Menschen vor den Auswirkungen manipulierter Bilder zu schützen. Wir untersuchen aktuell mehrere Möglichkeiten, um Menschen das Erkennen von Fälschungen zu erleichtern.“

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Vom G20-Gipfel 2017 in Hamburg ist im öffentlichen Bewusstsein vor allem ein Bild hängengeblieben: Das Foto eines jungen bärtigen Mannes mit gegeltem Seitenscheitel, der sich während einer Demonstration des sogenannten Schwarzen Blocks vor brennenden Barrikaden mit seinem iPhone 6 selbst ablichtete. Schnell bekam er von der Netzgemeinde das Hashtag #RiotHipster verpasst und wurde zum Internetphänomen.

Kapitalismuskritik, die pic.twitter.com/e14WCaQdbI

— Torsten Beeck (@TorstenBeeck) 7. Juli 2017

Zahlreiche User mutmaßten anfangs, dass es sich bei dem Foto um ein Fake-Bild handelt, per Photoshop zu einem Symbolbild gemacht – bis Spiegel Online auf Twitter den Gegenbeweis erbrachte.

Dieses Beispiel zeigt nicht nur, dass sich Informationen heutzutage dank weltweiter Vernetzung rasant verbreiten, sondern auch, dass die Manipulation ihrer Inhalte im digitalen Zeitalter längst gang und gäbe ist. Da scheint eine Montage schnell wahrscheinlicher zu sein als das Fotografenglück, just zur passenden Zeit am passenden Ort gewesen zu sein. Umgekehrt fallen aber auch viele auf vermeintlich echte Aufnahmen herein. Die sind oft Teil von ebenfalls gefälschten oder stark tendenziösen Nachrichten, die gezielt eingesetzt die öffentliche Meinung zu beeinflussen versuchen. Die Urheber untermauern ihre Behauptungen mit digital nachbearbeiteten Bildern – dank Bildbearbeitungsprogrammen ist das selbst für Laien ein Kinderspiel.

Laut einer aktuellen Studie der britischen Universität Warwick stellt insbesondere der Einsatz manipulierter Fotos ein enormes Problem dar. Wie Forscher herausfanden, sind die meisten Menschen nicht in der Lage, digital gefälschte Bilder zu erkennen. Da Bilder besonders stark im Gedächtnis verhaften, prägen sie das Bewusstsein und die Denkweise der Menschen jedoch nachhaltig.

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„Bilder haben einen starken Einfluss auf unsere Erinnerungen“, sagt Derrick Watson, Co-Autor der Studie. „Wenn Menschen nicht zwischen realen und gefälschten Details in Fotos unterscheiden können, könnten Manipulationen beeinflussen, was wir glauben und woran wir uns erinnern.“ Für ihre Untersuchungen legten die Wissenschaftler 707 Probanden in einem Online-Test jeweils zehn Fotos aus der Google-Bildersuche vor.

Die Hälfte der Bilder wurde durch digitale Nachbearbeitung verfälscht, indem etwa neue Elemente hinzugefügt, bestehende Details entfernt oder einzelne Bereiche farblich verändert oder verzerrt wurden. Nur 66 Prozent der Befragten gelang es, die Fälschungen zu identifizieren. Sollten sie die Manipulation nachfolgend grob lokalisieren, scheiterten wiederum 55 Prozent der Testpersonen. Dabei blieben vor allem physikalisch plausible Änderungen unentdeckt. Unnatürliche Verzerrungen, Lichtverhältnisse, Spiegelungen oder Schattenwürfe fielen den Probanden hingegen eher ins Auge – auch wenn sie deren exakte Position ebenso selten ausmachen konnten.

Der Studie zufolge fallen nur wenigen Menschen manipulierte Bilder auf

Warwick-Studie

In einer zweiten Online-Umfrage wurden den Probanden explizit nur gefälschte Fotos mit der Vorgabe vorgelegt, die Manipulationen in den Fotos zu markieren. Dabei lag die Treffsicherheit mit 56 Prozent etwas höher. Die Forscher kommen daher zu dem Ergebnis, dass es Menschen leichter fällt, gezielt nach Manipulationen zu suchen, als grundsätzlich zu entscheiden, ob ein Bild manipuliert wurde oder nicht. Zudem fanden sie heraus, dass die Zahl der manipulierten Pixel einen großen Einfluss auf die Wahrnehmung der Betrachter hat. Je mehr Bildpunkte bearbeitet wurden, desto eher enttarnten Tester den Schwindel. Insgesamt erwiesen sich Personen mit skeptischer Grundhaltung als treffsicherer im Aufspüren der Fälschungen.

Die schwache Quote beim Erkennen von manipulierten Bildern halten die Wissenschaftler für alarmierend. „Das hat ernstzunehmende Auswirkungen in Anbetracht der hohen Zahl an Bildern, der Menschen täglich durch die Nutzung sozialer Netzwerke, des Internets und anderer Medien ausgesetzt sind“, sagt Studienleiterin Sophie Nightingale. Kimberley Wade, Co-Autorin der Studie, ergänzt: „Wir müssen Wege finden, um Menschen vor den Auswirkungen manipulierter Bilder zu schützen. Wir untersuchen aktuell mehrere Möglichkeiten, um Menschen das Erkennen von Fälschungen zu erleichtern.“

Left – original picture from G-20.
Right – the same picture “edited” by Russian media. pic.twitter.com/zPtS2pQB75

— Fuat Hudaverdi (@fuadhud) 8. Juli 2017

Die mangelnde Fähigkeit vieler Menschen, falsche Informationen zu identifizieren, beschränkt sich nicht nur auf Fotos. Schon im letzten Jahr war eine andere Studie zu dem Ergebnis gekommen, dass 80 Prozent US-amerikanischer Schüler nicht in der Lage sind, echte Meldungen von sponsorenfinanzierten Werbebeiträgen zu unterscheiden.

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