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#Bashtag / Bibis Oma, wehren Sie sich!

von Anja Rützel
Die Twittertrends: Manchmal hochsensibles Messgerät für jede Zeitgeist-Zuckung, dann wieder Anspülstelle für hochgewirbelte Wunderlichkeiten. Unsere Autorin seziert in dieser Kolumne den seltsamsten Hitparaden-Hashtag der Woche. Dieses Mal: Bibis Oma.

Wer Bibi nicht kennt, führt ein glückliches Leben. Er oder sie könnte sich vorstellen, als sich #Bibis Oma in den Twittertrends wie eine impertinente Greisin in der vollen Wallfahrtskirche zwischen #Winterkorn und #Müller-Wohlfahrt quetschte, dass es sich dabei vermutlich um eine fiktive Putzig-Person aus dem cray-cray Kosmos der Jugendsprache handelt. So etwas ähnliches wie den Babo möglicherweise. Vielleicht redeten die Kinder ja jetzt so, antworteten auf Fragen wie „Wer geht denn jetzt schnell Pizza holen?“ nicht mehr mit einem klassisch-zeitlosen „Immer der, der fragt!“, sondern hauten frech ein „Bibis Oma!“ raus und machten dazu lustige Handbewegungen.

Bibis Oma gibt es allerdings tatsächlich, so, wie es auch ihre Enkelin gibt.

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Wir müssen uns Bibi als arglose Gelbhaartröte vorstellen. Die abostärkste deutsche Youtuberin (1.829.000 Abonennten) schmiert sich in ihren Videos mit Ingrid-Steegeresker Blödchenhaftigkeit Nagellack einfach mal als Lippenstift auf die Schnute und twittert Schrumpfhirn-Dramolette wie „Du meine Güte ich verspüre so plötzlich den Drang Basketball spielen zu gehen. Ich hab aber keinen Basketball“ und „HAHAHA ihr glaubt nicht was gerade passiert ist. Wir sind innerhalb 2 Minuten 4 mal von einem Vogel "angekakat" worden“. Manchmal putzt sie auch die Wohnung, dann schafft es der Hashtag #bibiputztdieWohnung kurz danach in die Twitter-Trends, kein Scherz.

 

Mitunter tritt in ihren Videos auch Freund Julian auf, der sich dann zum billigen Amüsement der Zuschauer in Bibis Minirock zwängen muss - normale Praxis in Youtuberkreisen, auch dem Schmusegefährten noch etwas Publicity zu verschaffen. Auch Bibis Opi musste unlängst in einem Video mitwirken und hilflos die Bedeutung diverser Jugendsprachevokabeln erraten. 

Bibi-Oma, falls es zum Wiederholungsfall kommt und Sie diesen Text hier lesen: Wehren Sie sich!

Nun hat es also Bibis Oma getroffen: Mit Bibi sitzt sie im Video vor einem Klimbim-Regal und soll Internet-Begriffe erklären - „Tweef“ und „famegeil“ und solche Dinge. Die Großmutter legt dabei eine grundsympathische Negativhaltung an den Tag: „Oma, willst du mal nen Post machen?“ „Ach nein.“ – „Sollen wir noch mal nen Snap machen?“ – „Nee.“ 

Indes, vergebens. Wie ein betagter Zirkuszossen wird die Seniorin vorgeführt: Natürlich denkt sie bei „Post“ zuerst ans Briefeschreiben oder an „wenn man mit jemandem anstößt“, worauf sich die humorbezüglich grobmaschig gestrickte Bibi prächtigst beömmelt. Omixploitation vom Feinsten.

Am Ende wird Großmuttern noch genötigt, bei Google den Namen der Enkelin einzugeben und die Ergebnisse zu bestaunen. 

Bibi-Oma, falls es zum Wiederholungsfall kommt und Sie diesen Text hier lesen: Wehren Sie sich! Zwingen Sie Bibi zu einem Seniorenabend, lassen Sie sie dort auf großer Bühne erklären, wie sie Steckrüben einwecken würde oder einen Rentenbescheid erklären. Und als Zugabe kann sie vielleicht ja noch einmal genau erklären, was „famegeil“ bedeutet. 

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