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„Star Wars: Das Erwachen der Macht“ ist besser als die Original-Trilogie

von Dominik Schönleben
J.J. Abrams neue „Star Wars“-Saga ist alles, was die Fans sich erhofft haben und mehr — vielleicht sogar besser als einst der Auftakt der Serie. Episode VII ist eine echte „neue Hoffnung“.

Als George Lucas damals seine Arbeit an den Prequels begann, muss ihm eines klar gewesen sein: Eine neue „Star Wars“-Trilogie muss sich am Original bedienen, alte Charaktere und Motive aufgreifen, muss irgendwie auch Fan-Service sein. Auch J.J. Abrams hat seinen Film nach genau dieser Prämisse gestrickt. Ihm ist allerdings — im Gegensatz zu George Lucas — das scheinbar Unmögliche gelungen: Er hat die Magie des Originals eingefangen, ohne einfach eine billige Kopie zu schaffen.

George Lucas wollte ein Gesamtwerk schaffen, das sich „reimt“, wie er selbst im Making-of zu Episode I bis III nicht müde wird zu betonen. Er hat deshalb die Story der Prequels um markante Ereignisse des Originals herum geschrieben: Obi-Wans Tod als Vorbild für Qui-Gon-Jins, Lukes abgeschlagene Hand als Gegenstück zum abgetrennten Arm von Anakin Skywalker und die immer wieder prominent platzierten, gutturalen Nooooooos — von denen eines später sogar in die Original-Trilogie hineineditiert wurde. Episode III und Episode VI sollten beide mit dem fast schon comichaften Brüllen Darth Vaders enden.

„Hoffentlich funktioniert das“, sagte Lucas damals. Hat es leider nicht.

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Lucas Geschichte war also nicht nur eine Spielzeug-Werbespot, wie ihm oft vorgeworfen wird, sondern auch eine fehlgeleitete Annahme dessen, was Fans sich wünschen. Szenen bis hin zur Kameraeinstellung nachzustellen mochte für ihn als Regisseur einen Reiz haben — das Publikum suchte das nicht.

Die Geschichte von J.J. Abrams ‚Star Wars‘ ist kein Meisterwerk.

Die Geschichte von J.J. Abrams neuem „Star Wars“ ist kein Meisterwerk. Wenn man sie aufdröselt, ist sie dem bereits Erzählten überraschend ähnlich. „Das Erwachen der Macht“ bleibt bodenständig, ein Märchen mit den visuellen Mitteln des Weltraums. Der Film fokussiert auf seine Hauptcharaktere, erzählt ihre Geschichte, anstatt die eines politischen Systems oder einer Galaxie.

Was Abrams aus den Originalen aufgreift, sind all die Kleinigkeiten, die in Erinnerung geblieben sind: Der eine dicke X-Wing-Pilot in der Staffel, das große Finale auf einer frei schwebenden Brücke und die albernen Sprüche der Protagonisten, die trotzdem nicht in Slapstick abgleiten.

Abrams hat aus den Fehlern von Lucas gelernt: Er macht die Welt hinter „Star Wars“ nicht auf, sondern hat sie wieder verkleinert – und so neue Fallhöhe geschaffen. Denn niemand weint um ein Konzil namenloser Jedi-Ritter oder den Fall einer Republik. Das Schicksal der Schrottsammlerin Rey und des Stormtroopers Finn erfasst uns hingegen, da wir sie — wie die Charaktere des Originals — als Menschen wahrnehmen und uns in sie hineinversetzen können.

Abrams macht die Welt hinter ‚Star Wars‘ nicht auf, sondern verkleinert sie wieder — und schafft so neue Fallhöhe.

Während Lucas verzweifelt versuchte mit seiner Prelogie den Schock des Originals wiederzuerschaffen, als Vader seine Vaterschaft offenbarte, umschifft Abrams diesen Fallstrick elegant. Die größte Offenbarung seines Films ist nahezu beiläufig. Die Folgen daraus treten vielmehr in den Fokus seiner Inszenierung.

Wäre das alles, könnte „Das Erwachen der Macht“ auch als gut gemachtes Remake oder Neuinterpretation des Originals durchgehen. Mit emotionalen Aktion-Sequenzen und praktischen Effekten statt CGI. Doch es gibt etwas Subtiles an Abrams Vision des „Star Wars“-Universums, das es dem Original überlegen macht: Nicht nur die Außerirdischen sind in ihm bunt und mannigfaltig, sondern auch die Menschen.

Die Hauptrolle seiner Trilogie ist weiblich, der wichtigste Nebendarsteller schwarz. Abrams zeichnet keine Welt, die sich in Aliens und weiße Männer trennt, sondern ein Märchen, in dem die Rollenbilder weit verteilt sind: Frauen sind Piloten der X-Wings, Offiziere der First Order und vermutlich auch Teil der Stormtroopoer — zumindest erschafft Abrams eine Welt, in der das Gegenteil eher überraschen würde.

Eine technische und gesellschaftliche Weiterentwicklung des Mythos.

„Das Erwachen der Macht“ ist also nicht nur technisch, sondern auch gesellschaftlich eine Weiterentwicklung des „Star Wars“-Mythos. Auch wenn es in der Original-Trilogie Leia gab, die die Zügel ihrer eigenen Rettung übernimmt, hat man sie in einen Kettenbikini gesteckt.

Das Ähnliches mit Rey passieren könnte, scheint nahezu unmöglich. Sie hat von Anfang an die Situation unter Kontrolle, erinnert mehr an Han Solo als an Prinzessin Leia. Und kann so zum Vorbild einer neuen Generation von Kindern werden, die von „Star Wars“ besessen sind. Nur haben jetzt endlich alle einen Helden, mit dem sie sich identifizieren können.

Vielleicht ist das alles nur der kapitalistische Masterplan von Disney, um noch mehr Kohle aus ihrem Vier-Milliarden-Dollar-Star-Wars-Deal zu schlagen. Weil man die Action-Figuren und Brotdosen dann auch an Mädchen verkaufen kann. Wenn dem so ist, dann ist es das kleinere Übel.

Alles von WIRED zum Thema „Star Wars“ findet ihr hier. 

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