Ob die Olympischen Spiele nicht mehr zerstören als dass sie Gutes bringen, ist eine Frage, die wohl auch in Zukunft noch weiter diskutiert wird. Japan, Austragungsort der Sommerspiele 2020, kann man jedoch nicht unbedingt vorwerfen, sich nicht um Nachhaltigkeit zu bemühen – zumindest in einem Punkt: Das Material für die Medaillen soll 2020 nicht aus Edelmetall-Minen stammen, sondern aus alten Mobiltelefonen und anderem Elektroschrott.
Aus purem Gold werden die begehrten Auszeichnungen übrigens schon lange nicht mehr gegossen. Die Gewinner der Olympischen Spiele 1912 in Stockholm waren die letzten, die behaupten durften, sie hätten wirklich Gold gewonnen. Damals wog die Trophäe aber auch nur 24 Gramm und der Goldpreis war im Vergleich zu heute gering. Aktuell wiegt eine Medaille etwa 500 Gramm, daher sind die olympischen Auszeichnungen lediglich mit einer sechs Gramm schweren Goldschicht überzogen.
Weil Japan nicht unbedingt für seine reichen Edelmetall-Minen bekannt ist, dafür aber viel Elektroschrott produziert – etwa 650,000 Tonnen pro Jahr, wovon nicht einmal ein Sechstel recycled wird – bietet es sich an, nachhaltig zu denken und diese eigene „Ressource“ anzuzapfen. Oder besser noch: zu upcyceln. Deswegen starteten die Organisatoren der Olympischen Spiele 2020 einen landesweiten Aufruf, die Bevölkerung möge ihre alten Elektrogeräte spenden.
Und das in großem Maße, denn Japan benötigt viele Tonnen Elektroschrott, um die insgesamt 5000 Medaillen für die Erst-, Zweit und Drittplatzierten der Olympischen und Paralympischen Spiele 2020 zu produzieren. Dafür müssen in etwa 40 Kilogramm Gold, fünf Tonnen Silber und drei Tonnen Bronze gesammelt werden.
Doch Japan ist nicht das erste Land, das mit upcycelten Medaillen ein Zeichen für die Nachhaltigkeit setzt. Auch Brasilien hatte nach eigenen Angaben 30 Prozent seiner Trophäen für die Sommerspiele in Rio 2016 aus wiederverwertetem Material gegossen, allerdings nur Silber und Bronze.