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Fabu will spielen / Das Grauen des Krieges als Schießbude

von Fabu
Electronic Arts hat den Trailer zum neusten Teil seiner Kriegs-Shooter-Serie Battlefield enthüllt. Im Spiel könne man „das ganze Ausmaß des Krieges erleben“, heißt es im Beschreibungstext zum Video. WIRED-Spielekolumnist Fabu kann es kaum fassen.

Glaubt man dem Trailer von Battlefield 1, dann war der Erste Weltkrieg viel cooler als der Zweite. Das finden die Entwickler scheinbar logisch, es ist unschwer an der darin laufenden Stadion-Hymne zu erkennen, die zum Mitbrüllen einlädt. Überhaupt scheint die Argumentation zu sein: Erste Teile sind oftmals besser, weil ein Szenario noch neu und unverbraucht ist.

Kein Wunder also, dass das schwedische Studio DICE im Auftrag von Electronic Arts ein wohnzimmergerechtes Massenspektakel veranstaltet, das lose auf dem Kriegstreiben zwischen 1914-1918 basiert. Uncoole Sachen, die den Spielfluss stören würden, lassen die Entwickler einfach weg oder ersetzen sie durch Fiktion. Ein Krieg also, aber einer ohne den realen Schrecken.

Kurz nach der Veröffentlichung des Trailers wurde deshalb Kritik laut. Manch einer empörte sich über die multimediale Ausschlachtung und den unsensiblen Umgang mit der Thematik. Andere wiederum regten sich über die Überreaktion der Kritiker auf. Das übliche Spiel.

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„Da werden der D-Day und das Naziböse seit Jahrzehnten virtuell ausgeschlachtet und plötzlich soll man innehalten, weil es um den Ersten Weltkrieg geht?“ Mit diesen Worten leitet Jörg Luibl, Chefredakteur von 4Players, eine Kolumne ein, in der er sein Unverständnis für die Empörung ausdrückt. Seine Kritik ist mir unverständlich.

Nur weil etwas jahrelang ohne merklichen Protest geschah, bedeutet das noch lange nicht, dass das Geschehene unter heutigen Gesichtspunkten nach wie vor kritiklos hinzunehmen ist. Vor zehn Jahren krähten auch nur wenige Hähne nach Sexismus in Videospielen oder kritisierten Boothbabe-Galerien auf Gaming-Websites. Gewisse Umstände realisiert man eben erst im Kontext des Zeitgeschehens. Nichts ist zwangsläufig okay, nur weil es früher okay war. (Wer das anders sieht, möge den ersten Schaumkuss werfen.)

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Ganz so plötzlich findet das Innehalten übrigens nicht statt. Schon vor zweieinhalb Jahren sprach sich beispielsweise Markus Grundmann für mehr Krieg im Kriegspiel aus. Er kritisierte den Herdentrieb, dem Teile der Zielgruppe erlegen seien: „Als Spieler lassen wir uns längst bereitwillig in eine Propagandamaschinerie einspannen, die Krieg nicht nur zu einem Spiel macht, sondern ihn auch wie eines wirken lässt.“ Wohl wahr.

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Glaubt man dem Trailer von Battlefield 1, dann war der Erste Weltkrieg viel cooler als der Zweite. Das finden die Entwickler scheinbar logisch, es ist unschwer an der darin laufenden Stadion-Hymne zu erkennen, die zum Mitbrüllen einlädt. Überhaupt scheint die Argumentation zu sein: Erste Teile sind oftmals besser, weil ein Szenario noch neu und unverbraucht ist.

Kein Wunder also, dass das schwedische Studio DICE im Auftrag von Electronic Arts ein wohnzimmergerechtes Massenspektakel veranstaltet, das lose auf dem Kriegstreiben zwischen 1914-1918 basiert. Uncoole Sachen, die den Spielfluss stören würden, lassen die Entwickler einfach weg oder ersetzen sie durch Fiktion. Ein Krieg also, aber einer ohne den realen Schrecken.

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Kurz nach der Veröffentlichung des Trailers wurde deshalb Kritik laut. Manch einer empörte sich über die multimediale Ausschlachtung und den unsensiblen Umgang mit der Thematik. Andere wiederum regten sich über die Überreaktion der Kritiker auf. Das übliche Spiel.

Battlefield. pic.twitter.com/0DZdsIFAfK

— fabu.exe (@herrfabu) 6. Mai 2016

„Da werden der D-Day und das Naziböse seit Jahrzehnten virtuell ausgeschlachtet und plötzlich soll man innehalten, weil es um den Ersten Weltkrieg geht?“ Mit diesen Worten leitet Jörg Luibl, Chefredakteur von 4Players, eine Kolumne ein, in der er sein Unverständnis für die Empörung ausdrückt. Seine Kritik ist mir unverständlich.

Nur weil etwas jahrelang ohne merklichen Protest geschah, bedeutet das noch lange nicht, dass das Geschehene unter heutigen Gesichtspunkten nach wie vor kritiklos hinzunehmen ist. Vor zehn Jahren krähten auch nur wenige Hähne nach Sexismus in Videospielen oder kritisierten Boothbabe-Galerien auf Gaming-Websites. Gewisse Umstände realisiert man eben erst im Kontext des Zeitgeschehens. Nichts ist zwangsläufig okay, nur weil es früher okay war. (Wer das anders sieht, möge den ersten Schaumkuss werfen.)

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Ganz so plötzlich findet das Innehalten übrigens nicht statt. Schon vor zweieinhalb Jahren sprach sich beispielsweise Markus Grundmann für mehr Krieg im Kriegspiel aus. Er kritisierte den Herdentrieb, dem Teile der Zielgruppe erlegen seien: „Als Spieler lassen wir uns längst bereitwillig in eine Propagandamaschinerie einspannen, die Krieg nicht nur zu einem Spiel macht, sondern ihn auch wie eines wirken lässt.“ Wohl wahr.

Der Krieg fordert seinen Tribut. pic.twitter.com/NhTg0QLhBB

— fabu.exe (@herrfabu) 7. Mai 2016

Wenn nun also Kritik an Titeln wie Battlefield laut wird, sollte man das lieber zum Anlass nehmen, Entwickler und Spielerschaft für derlei Thematik zu sensibilisieren. Statt einen moralischen Freifahrtschein auszustellen, weil es sich ja nur um ein Spiel handele. Denn so spricht man dem Medium Videospiel seine eigene Relevanz ab – eine, die sonst gern lautstark eingefordert wird.

Der Punkt ist: Es geht in Battlefield 1 nicht um den Ersten Weltkrieg. Vielmehr bedient das Spiel sich häppchenweise an ihm und stülpt eine verkaufs- und spaßfördernde Schießbude über die Tragödie. Das Problem ist nicht der Krieg im Spiel als solches, sondern der Kontext, in dem er präsentiert wird.

Ich halte es für respektlos und unverantwortlich, reale Kriege auf cineastisches Geballer zu reduzieren. Respektlos gegenüber den Opfern, unverantwortlich gegenüber der potenziellen Käuferschaft, die so mit einem historischen Zerrbild konfrontiert wird.

Nein, Spieleentwickler haben keinen Lehrauftrag. Doch sie von ihrer Verantwortung gänzlich freizusprechen, birgt die Gefahr, weniger reflektierte Spielerinnen und Spieler für dumm zu verkaufen.

Letztes Mal schrieb Fabu über den verzweifelten Versuch von Doom-Erfinder John Romero zu alter Größe zurückzukehren. Alle seine Kolumnen findet ihr hier

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