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Thomas Glavinic freut sich als Einziger nicht auf den neuen Star-Wars-Film

von Thomas Glavinic
Alle freuen sich auf den neuen Star-Wars-Film. Nur nicht unser Kolumnist. Der glaubt, dieser ist Mist.

Es gibt Bücher und Filme, die mögen alle, die muss man mögen, um nicht als verzopft oder weltfern zu gelten. Den Herrn der Ringe liebt offenbar jeder. Ich habe einst versucht, mich in dieses Buch hineinzuzwingen, allein, das Buch war zäher. Nichts von dem, was mir da auf den ersten Seiten erzählt wurde, konnte mein Interesse wecken. Ist sicher meine Schuld.

Oder Star Wars. Ich muss zugeben, ich kenne keinen Film der Reihe ganz. Ich habe immer irgendwann, eher früher als später, weitergezappt, zum Bullen von Tölz oder so. Ich finde den Bullen von Tölz spießig, aber Star Wars übertrifft ihn darin noch.

Allein schon die Namen. Han Solo. Heißt da nicht einer so? Das machen sie bei Torchwood besser, da trägt der Geliebte von Captain Jack Harkness den schönen Namen Ianto Jones. Und die Sprache, ich weiß ja nicht – die reden nicht alle so, aber der eine Gnom, Meis­ter Yoda? Mir kann keiner erzählen, dass der so ein Genie ist, wenn er keinen geraden Satz formulieren kann. „Der Weg weit ist“ oder derlei Blödsinn – wenn der ihr Oberjedi sein soll, haben sie sich einen schönen Heini ausgesucht. Und Lichtschwerter und Rüstungen wie bei einem Faschingsumzug, und Prinzessinnen (Würg!) und da die Guten und da die Bösen, bäh. Das hat mich als Kind schon kaltgelassen. Ich war für Star Trek.

Allein schon die Namen. Han Solo. Heißt da nicht einer so?

Star Trek war nicht so viel Gutmensch-Fantasy. Vor allem spielten kaum Kinder mit. Kinder haben ja die Tendenz, durch ihr bloßes Auftreten auch über die allerbesten Filme ein gewisses Unbehagen zu legen. Erstens reden auch die allermeisten Filmkinder wie Idioten daher. Dazu sollen sie ja für die Zuseher die Emotionsrolle ausfüllen. Ach ja, wie nett, der tüchtige Junge schafft das schon, den Planeten zu retten.

Ich mag ein Finsterling sein, aber ich bin da immer auf der Seite derjenigen, die den Planeten vernichten wollen. Wenn die Kinder die Verbrecher zur Strecke bringen wollen, ah, durch dieses schrille, schwachsinnige Gebrüll, das mit jeder Verbrecherjagd durch Kinder einhergeht, dann schließt man ja schon automatisch den kaltblütigsten Killer ins Herz. Er soll schleunigst diesen bornierten Kröten entkommen.

Die beste Star-Trek-Serie ist natürlich Deep Space Nine. Hier lernen wir die großartige Zivilisation der Ferengi kennen, deren oberste Maxime Profit ist und in deren Gesellschaft in Gold gepresstes Latinum alles bestimmt. Die Männer lassen sich dort von ihren Frauen das Essen vorkauen. So etwas wäre den Star-Wars-Machern nie eingefallen. Und wenn, dann hätten sie sich nie getraut, so eine Rasse einzuführen.

Der faszinierte Fan ist vielleicht so begeistert, dass er  in die Forschung geht und der Menschheit Fortschritte wie den Beamer oder den Warp-Antrieb schenkt

Außerdem gibt es in Deep Space Nine das Wurmloch. Wurmlöcher sind derzeit groß im Kommen, mir gefallen sie schon lange: Vom Alpha-Quadranten in den Delta-Quadranten binnen einer Minute, solche Szenarien haben auch erzieherische Qualitäten. Der faszinierte Fan ist ja vielleicht so begeistert, dass er später in die Forschung geht und der Menschheit Fortschritte wie den Beamer oder den Warp-Antrieb schenkt.

Ich finde nämlich, die Welt wird uns allmählich zu klein. Die Dummen werden nicht weniger, die Probleme werden größer. Wir brauchen neue Perspektiven. Vor diesem Hintergrund ist meine Begeisterung über den Artikel "Haben Forscher fremde Zivilisation entdeckt?" zu verstehen, den ich auf der Website von N-TV gelesen haben. Darin wird die Möglichkeit diskutiert, ein 1500 Lichtjahre entfernter Stern mit dem ungeschmeidigen Namen KIC 8462852 werde von gigantischen Strukturen umkreist, die der Energiegewinnung dienen und von einer außerirdischen Megazivilisation errichtet worden sind.

Das wäre so schön. Man müsste einfach mal durchs Wurmloch dort hinreisen und nachschauen, was sonst noch alles sein könnte. Was sonst noch alles ist. Und ob diese Megazivilisation noch existiert – was wir da durchs Teleskop sehen, ist ja 1500 Jahre her. Vielleicht gibt es da Jobs. Ich wäre ja gern mal Erdkonsul. Für die Ferengi zum Beispiel.

Thomas Glavinic lebt als Schriftsteller in Wien. Sein neues Buch „Der Jonas-Komplex“ erscheint im März 2016. Für Wired schreibt er regelmäßig über seinen Alltag mit der Technologie, in der letzten Ausgabe zum Beispiel über seine Wut, im Ausland nichts streamen zu können.

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