Der Geruch von heißem Plastik und der Lärm eines Sinustons erfüllen die Halle im Hamburger Hafen. Wer mit Martin Sukale reden will, dem Gründer des Schallplattenpresswerks Ameise, muss den Krach übertönen, den alte Maschinen nun mal machen: Gerade produziert ein Dampfkessel Heißluft fürs Anwärmen der Pressplatten. Vor 15 Jahren begann der heute 36-Jährige, Vinyl in Auflagen von oft nur ein paar Hundert Stück zu pressen, ausschließlich Singles.
Unternehmerisch der „totale Selbstmord“, sagt Sukale, aber um Geld ging es eh nie. Wenn er erzählt, wie er um die Welt fuhr, um Maschinenleichen aus Fabriken zu tragen, dann ist klar, was Ameise ursprünglich für ihn war: Underground, Spaß, do-it-yourself, geboren aus dem Punkethos. Dann kam der Vinyl-Hype — und aus Underground wurde Business.
Gebrauchte Pressmaschinen werden heute auf Ebay für fünfstellige Summen gehandelt, es gibt keine neuen, und die Leute kaufen halt wieder Platten. Sukale aber zweifelt: „Ich habe überlegt, die Maschinen in der Elbe zu versenken.“
Neue Aufträge nimmt er seit einem Jahr nicht mehr an, er ist vollauf beschäftigt mit dem Abarbeiten der alten. Bald will Sukale ein Café eröffnen, in dem Vinyl-Freaks beim Making-of zuschauen können. Und er arbeitet daran, die Presstechnik weiterzuentwickeln — in Zukunft soll die Abwärme das gesamte Haus beheizen.