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Geekipedia / Formel 1 in der Luft: Die „Drone Masters Berlin“ heben ab

von Sonja Peteranderl
Überall auf der Welt entstehen neue Copter-Clubs. Auch in Berlin treffen sich Drohnen-Fans jetzt zum gemeinsamen Flug. WIRED Germany hat die „Drone Masters Berlin“ beim Training besucht.

Sie sehen aus wie zwei Yogis mit Videobrillen. Im Schneidersitz, nach vorn gebeugt, die Arme locker aufgestützt — doch die Männer steuern einen wilden Flug. Um sie herum surren Renn-Copter über das Feld, schlagen Salti, kurven durch einen Flaggenslalom. Dank ihrer Videobrillen erleben die Piloten den Flug, als säßen sie selbst im Cockpit. Ein paar Meter abseits steht ein kleiner Junge, der auf einem Ipad tippt. Und die Parrot-Bebop-Drohne steigt auf.

Es ist eine gemischte Truppe, die hier auf dem ehemaligen Flugfeld in Berlin-Tempelhof zum Training der Drone Masters zusammengekommen ist: ein Dutzend Cop­ter-Fans, Profis, Neulinge. Anfang Juli hatte Frank Wernecke, Geschäftsführer einer digitalen Bera­tungsagentur, ein Facebook-Video über ein Drohnen-Rennen in Neuseeland entdeckt — und war begeis­tert. Ein eigenes Fluggerät besaß er zwar nicht, aber spontan begann er, sich Mitstreiter zu suchen, um einen Club zu gründen, der in Berlin noch fehlte: die DroneMasters.

Weltweit schießen derzeit ähnliche Gruppen aus dem Boden: Auch in Kanada, den USA oder Frankreich jagen Piloten ihre Copter durch Fabrikhallen oder Waldparcours-Strecken. In Deutschland fand das erste offizielle Rennen im Mai 2015 im saarländischen Bexbach statt, organisiert von einem drohnen­begeisterten Kfz-Meister — im September hatte Wernecke den ersten Berliner Wettbewerb mit rund 60 Teilnehmern auf die Beine gestellt. Doch die DroneMasters sind mehr als ein Rennen: „Wir wollen eine Plattform schaffen“, sagt der Gründer, „auf der Leute regelmäßig zusammenkommen und andere finden, die Spaß am Fliegen haben.“

Wernecke und seine beiden Söhne haben sich inzwischen eine
Parrot AR 2.0 zugelegt, ein Einsteigermodell. „Schon ein wenig albern“, grinst der 44-Jährige — zumindest aus Profisicht. Die Copter von Wolfgang Paier und Sylwester Sosnowski fliegen in einer anderen Liga. Und: Fast alles an ihnen ist DIY. „Ich wollte die Technik dahinter verstehen“, sagt der 24-jährige Systemadministrator Sosnowski. „Der Bastelfaktor ist enorm, das macht unglaublich viel Spaß — genauso wie das Fliegen.“

 

Wir sind keine verkappten Spanner, die andere mit Drohnen bespitzeln

Frank Wernecke, DroneMasters-Gründer

Davor hatte er sich nur im Netz mit Gleichgesinnten ausgetauscht, in Facebook-Gruppen, auf Youtube und in Foren nach Anleitungen
gesucht. Ein flugfähiges Gerät schraubte Sosnowski in nur fünf Stunden zusammen, seit mehr als einem Jahr tunt er es immer weiter. Motoren und Fernsteuerung stammen von einem kommerziellen Phantom-Copter, den er bei einem Hackathon gewonnen hat. Die Beinchen fräste er sich im Berliner Fab Lab aus Holz, andere Teile kommen aus dem 3D-Drucker. In Arbeit: ein Magnetgreifarm, mit dem der Copter Gegenstände abholen kann, und ein Rahmen aus leichten Carbonfasern. Materialwert: weniger als 300 Euro. „Man wird immer komisch angeguckt, wenn man mit seiner selbst gebastelten Drohne ankommt, und die Leute haben eine 3000 Euro teure Phantom“, sagt Sosnowski. „Es ist witzig, wenn sie sehen, dass das Ding stabil fliegt. Besser als ihre Phantom.“


Sosnowski hat sich auch ein FPV-System gebaut, das Videoaufnahmen an seine Pilotenbrille überträgt. Entscheidend ist die schnelle Übertragungsrate: Schon bei einer Verzögerung von nur 100 Millisekunden würde der Copter gegen Bäume krachen. Am liebsten fliegt Sosnowski gerade in einer dunklen Fabrikhalle, weil er sich bunte Rücklichter gebastelt hat: „Es ist toll, wenn du die LEDs anschmeißt.“

Die Actionvideos, die Copter-­Piloten auf Youtube verbreiten, ­werden oft zu viralen Hits — trotz Debatten um das Missbrauchsrisiko und die Gefährdung des Flugverkehrs sowie der Privatsphäre haben sich die Miniflieger längst eine verzückte Fangemeinde erobert. „Wir sind keine verkappten Spanner, die andere mit Drohnen bespitzeln“, sagt Gründer Wernecke. „Es steckt einfach ein Haufen spannender Technologie dahinter.“ Das nächste DroneMasters-Rennen kommt bestimmt. Aber der Copter-Alltag ist das eigentlich Spannende.

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