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Lauschiges Plätzchen: Die Band Bilderbuch testet die besten Kopfhörer

von Bernd Skischally
Die neuen Overhead-Kopfhörer sollen Bewunderer anziehen und den Lärm der Umgebung herausfiltern. Braucht es so viel Schnickschnack? Die Wiener Band Bilderbuch hat sich die Schallschützer für uns aufgesetzt.

Begonnen hat das Wettrüsten um die Ohren, als die ersten Menschen mit weißen Kopfhörern in der U-Bahn saßen — und reihenweise ausgeraubt wurden. Für eine kurze Zeit waren die In-Ears das Erkennungszeichen für die ersten iPod-Modelle, damals so wertvoll wie exquisiter Schmuck. Der iPod ist heute museale Geschichte, geblieben ist der Kampf um die Hoheit auf den Ohren: Statt Stöpseln gelten heute Overhead-Modelle als Statussymbol der Straße. Und die haben inzwischen hochgerüstet. Noise Cancelling, Bluetooth – wenn es so weitergeht, werden die ersten Kopfhörer bald auf Baustellen getragen.

Doch braucht es so viel zur Schau getragene Audiotechnik überhaupt? Das sollte eine Band wissen, die von satt klingender ­Musik ebenso viel versteht wie von Fashion: Bilderbuch aus Wien. Mit den Youtube-Hits „Plansch“ und ­„Maschin“ sowie der im Frühjahr ­veröffentlichten Platte „Schick Schock“ beweist das Quartett, dass deutschsprachiger Pop 2015 origineller und sexyer ist, als es der Schlager-Mainstream vorgaukelt.

WIRED: Ihr spielt in diesem Sommer auf mehr als 20 Festivals. Welche Kopfhörer landen mit Zahnbürs­te und Badehose im Tourkoffer?
Philipp: Ich mag nur In-Ear-Stöpsel, die man nicht so sieht. An diese Riesenteile am Ohr habe ich mich noch nicht gewöhnt.
Michael: Ich nutze auf Tour die gleichen Sennheiser-Overheads, mit denen ich auch im Studio arbeite. Man muss halt aufpassen: Wenn du mit diesen Dingern auf der Straße spazieren gehst, ist das fast gefährlich. Da hörst du wirklich gar nichts mehr von der Außenwelt.
Peter: Mit Overheads im Bus zu schlafen, macht aber auch Probleme. Die schirmen zwar gut ab, doch als Kopfkissen sind sie leider noch nicht zu gebrauchen. Deshalb bei mir: ganz klar In-Ears.
Maurice: Ich besitze mittlerweile fancy goldene Kopfhörerstöpsel. Die haben grundsätzlich einen schlechten Sound, aber sie leisten musikalisch das Notwendigste. Nämlich, dass ich die Songs, die ich gerade hören will, hören kann. Und wenn mal ein Paparazzo um die Ecke kommt, sehe ich wenigstens gut aus damit. Was diese riesigen Overhead-Teile betrifft: eh cool. Aber nur, wenn man irgendwo eine Weile rumsitzt, im Zug oder im Tourbus etwa. Auf der Straße würde ich damit nicht rumlaufen.  

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WIRED: Der Wettstreit In-Ears vs. Over­heads geht bei euch also drei zu eins aus. Könnt ihr es euch da ­erklären, wie sich Bügelkopf­hörer innerhalb von wenigen ­Jahren zum Statussymbol ent­wickeln konnten?

Maurice: Die Leute wollen ihren Musikgeschmack wahrscheinlich heute stärker nach außen präsentieren. So nach dem Motto: Schaut’s her, was ich Cooles höre.
Philipp: Wenn man in der U-Bahn sitzt, wirken solche Kopfhörer halt schon immer ziemlich prollig. Manche Leute stehen da drauf.
Peter: Geschicktes Marketing. Gerade bei den Beats-Kopfhörern gab es Riesenkampagnen, um den Leuten das Gefühl zu geben: Ohne die geht gar nichts mehr.

WIRED: In euren Videos taucht klischeehafter Protz oft überzeichnet auf – das Haus mit Pool, ein dickes Auto. Welchen Stellenwert haben Statussymbole wirklich für euch?
Maurice: Wir sind alle Opfer. Von einer Zeit mit viel zu vielen Möglichkeiten und Dingen, die man gerne haben wollen würde. Man muss sich bewusst damit auseinandersetzen. Das versuchen wir mit unseren Liedern und Videos. Wenn man ein wenig hinterfragt, kann man gewisse Statussymbole dann auch mal im richtigen Moment genießen.  

WIRED: Einen gelben Lamborghini Diablo zum Beispiel.
Maurice: Ja. Den haben wir sehr bewusst für das „Maschin“-Video ausgewählt. Aber eigentlich sind uns Autos total wurscht. Es gibt tausend andere Dinge, die sinnvoller sind und die mehr Spaß machen, als einen Tag mit einem Lamborghini herumzufahren.  
Philipp: Fein essen gehen zum ­Beispiel. Oder ein Tichy-Eis schlabbern (Wiener Feinkosteis; Anm. d. Red.). Das beste Statussymbol ist aber, wenn man unsere Musik hört – egal womit.

WIRED: Was sagt es denn aus, wenn jemand Bilderbuch-Songs hört?
Maurice: Vielleicht, dass jemand Bock hat, sich verführen zu lassen, und keine Angst hat vor ein bisschen Bling-Bling – gleichzeitig aber checkt, dass man nicht immer nur total verblödet konsumieren sollte.
 

WIRED: Ihr habt sechs Overhead-Kopfhörer getestet, die man auch mit Bluetooth und Noise Cancelling nutzen kann. Ist das notwendig?
Maurice: Ein Kopfhörer braucht einen guten Grundsound und sollte schnörkellos und einfach zu bedienen sein. Noise Cancelling ergibt vielleicht im Flieger und bei extremem Lärm Sinn, aber als Verkaufsargument für die Straße? Das ist mir zu sehr Show-und-Schein-Shit. Wenn schon, sollte sich die Funktion nach Bedarf zu- und abschalten. Selbst auf „On“ zu drücken, kann nicht zeitgemäß sein.  
Michael: Dass alle Modelle Bluetooth-fähig sind und Akkus direkt in den Kopfhörern haben, ist aber schon praktisch. Jedes Kabel, das wegfällt, ist ein gutes Kabel.
Philipp: Was man merkt: Die Hersteller bemühen sich, dass man auch für mobile Musik eine gute Soundqualität bekommt. Das passt auch gut zum momentanen Hype ums Analoge. Viele, auch wir, wünschen sich wieder mehr Kopfhörer, Plattenspieler und Hi-Fi-Anlagen, die nicht nur schnell und billig fabriziert sind, sondern richtig geil klingen. Statt kleiner Spuckie-­5.1-Boxen mit fünf Zentimetern Durchmesser stellt man sich dafür dann auch wieder zwei Boxen hin, die einen Meter hoch und einen halben breit sind. Die Leute, denen Musik wirklich wichtig ist, wissen, dass es bei Sound-Equipment extreme Unterschiede gibt. Die geben dann auch ein paar Cent mehr aus.
Michael: Mit Technik ist es ja immer so: Die Entwicklung geht so weit, bis sie eigentlich schon zu weit ist. Und meistens besinnt man sich dann erst auf frühere Qualitäten.

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