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Die Idee meines Lebens / Christopher Pruijsen macht Schülern Hausaufgaben via Handy schmackhaft

von Christopher Pruijsen
Unsere Idee entstand im November 2013 zwischen Harare und Kapstadt. Danielle Reid und ich saßen im Venture Bus Africa. Einmal im Jahr bereist der fahrende Hackathon mit 160 internationalen Teilnehmern eine andere Region Afrikas, organisiert von der Berliner NGO Ampion. Das Ziel: Startups zu schaffen, die sich lokalen Problemen widmen. Nachdem uns Kollegen aus Simbabwe und Südafrika erzählt hatten, dass viele Schüler keine Hefte und Bücher haben, um ihre Hausaufgaben erledigen zu können, kamen wir auf den Einfall, der uns bis heute beschäftigt: Hausaufgaben per Handy.

Wenn die Schüler sich nicht selbstständig mit den Lerninhalten beschäftigen, entstehen viele Schwierigkeiten. Die Lehrer wissen nicht, wo ihre Schüler stehen. Sie müssen viele Inhalte wiederholen, so geht der Unterricht nur schleppend voran. Viele Schüler fallen mit den Jahren immer weiter zurück. In Lesotho beispielsweise erreichen deshalb nur 29 Prozent die Sekundarstufe. Doch die Handyabdeckung liegt bei 87 Prozent.

Dank eines Crowdfundings des afrikanischen Cheetah Fund und eines Preisgelds des Staates Chile konnten wir die Alpha-Version der Handy-Hausaufgaben entwickeln.

Christopher Pruijsen

Noch bevor wir in Kapstadt angekommen waren, hatten wir den ersten Prototypen unserer Handy-Hausaufgaben fertig: ein automatisierter Frage-Antwort-Anruf, bei dem die Lösungen aufgezeichnet und ausgewertet werden. Danielle ist die ideale Partnerin. Sie hat das erfolgreiche Startup capsule.fm mitgegründet, dessen App Sprach- und Texteingaben verarbeitet und verschickt. Nach unserer Rückkehr haben wir weiter an der Idee gefeilt, Danielle in Berlin und ich in London. Im April 2014 haben wir unser Startup sterio.me gegründet.

Bei unserem aktuellen Prototyp ruft ein Bot die Schüler an und stellt ihnen entweder Multiple-Choice-Fragen oder solche, die die Schüler selbst beantworten müssen. Die geschlossenen Fragen lösen sie per Tastatur, bei den offenen sprechen sie ihre Antworten ein. Der Lehrer bekommt die Resultate automatisch zugeschickt, die Audio-Antworten kann er selbst auswerten. So weiß er schon vor dem nächsten Schultag, wo seine Schüler stehen, und kann den Unterricht darauf anpassen.

In unserem ersten Jahr ist viel passiert. Wir konnten den Vodafone-Ableger Vodacom überzeugen, SMS und Audio-Antworten kostenlos weiterzuleiten, und wurden mehrfach ausgezeichnet. Dank eines Crowdfundings des afrikanischen Cheetah Fund und eines Preisgelds des Staates Chile konnten wir die Alpha-Version der Handy-Hausaufgaben entwickeln. Unseren Firmensitz haben wir deshalb nach Santiago de Chile verlegt.

Im Moment entwickeln wir gemeinsam mit der Schulbehörde von Lesotho einen umfangreichen Fragenkatalog in den Fächern Mathematik, Geografie, Englisch und Agrarkultur. Die teilnehmenden Lehrer sind jetzt schon von der Idee begeistert. Und alle Schüler, mit denen wir erste kleine Durchläufe ausprobiert haben, schienen sehr viel Spaß an der Sache zu haben. Im Sommer wird der erste Testlauf starten.

Christopher Pruijsen, 22, erhielt gemeinsam mit Danielle Reid, 29, unter anderem den „World Summit Youth Award“. 

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